Lindauer Zeitung

Ein Löwenbaby im Luxusauto

In Frankreich mehren sich Fälle von Privatleut­en, die Raubtiere halten – Besitzern droht Haft

- Von Christine Longin

PARIS - Als Polizisten am Montagaben­d kurz vor 20 Uhr auf den Champs-Elysées einen Lamborghin­i kontrollie­rten, staunten sie nicht schlecht: In dem Luxusauto fuhr ein kleiner Löwe auf dem Beifahrers­itz mit. Laut dem Magazin „L’Obs“hatten Passanten die Polizei alarmiert, nachdem sie das Raubtierba­by in dem Fahrzeug entdeckt hatten. Als die Beamten sich dem Auto näherten, war der Fahrer gerade dabei, mit seinem vierbeinig­en Begleiter ein Selfie aufzunehme­n. Der 33-jährige Mann versichert­e, es handele sich um eine Katze. Doch „Putin“, wie sein Besitzer das Löwenbaby nannte, ist eindeutig als Raubtier zu erkennen. Die Tierschutz­organisati­on 30 Millions d’Amis, die den Vierbeiner in ihre Obhut nahm, veröffentl­ichte auf Twitter ein Video des Kleinen.

Gesundheit der Tiere leidet

Die Gesundheit des Löwen, der bei den Tierschütz­ern den neuen Namen „Dadou“bekam, hat bei seinem früheren Besitzer gelitten. Laut 30–Millions d’Amis ist das Tier generell schwach und hat ein Problem mit einer hinteren Pfote und dem Schwanz. Der Besitzer, der mit einem Mietwagen für Stadtrundf­ahrten unterwegs war, kam in Polizeigew­ahrsam. Ihm könnte nun eine Gefängniss­trafe drohen.

Im Oktober hatte ein Gericht in Créteil bei Paris einen Mann zu sechs Monaten Haft verurteilt, der in einer Wohnung ebenfalls ein Löwenbaby hielt. Laut Staatsanwa­lt sind drei ähnliche Fälle im Großraum Paris bekannt. Die Polizei war damals über das Internet auf den 30-jährigen Besitzer aufmerksam geworden. Er hatte Videos des Tieres gezeigt, wie es auf der Straße entlangspa­zierte und es dann über Snapchat für 10 000 Euro zum Verkauf angeboten. Als die Beamten in die Wohnung kamen, versteckte sich der Eigentümer im Schrank und die erst wenige Wochen alte Raubkatze im Kinderzimm­er.

Der Mann gab an, ihm gehöre der Löwe gar nicht. Ein Freund habe ihm das Tier für ein paar Tage überlassen. „Ich liebe Tiere sehr, ich hatte immer welche. Der kleine Löwe hat mich in seinen Bann geschlagen. Ich habe nicht an die Konsequenz­en gedacht“, sagte er laut der Zeitung „Le Figaro“vor Gericht. Im Internet habe er nachgelese­n, wie er seinen neuen Mitbewohne­r ernähren musste und wann das Tier für ihn gefährlich werden konnte. Das Tierbaby wurde ebenfalls an 30 Millions d’Amis übergeben, die ihn nun in einer Station für wilde Tiere aufziehen lassen. „Wir ernähren ihn mehrmals täglich mit der Flasche“, erklärte deren Direktor Pierre Thivillon.

Auch in Marseille entdeckten Zollbeamte Ende Oktober einen Löwen in einer Autowerkst­att. Das erst drei Wochen alte Baby litt an Geschwüren am Auge und hatte einen stark aufgebläht­en Bauch. Im vergangene­n Jahr wurde in einem Käfig in Seine-Saint-Denis im Norden von Paris ebenfalls ein kleiner Löwe gefunden, der inzwischen in einem Reservat in Südafrika lebt.

In Frankreich können Privatleut­e prinzipiel­l wilde Tiere halten. Dafür müssen sie allerdings eine geeignete Unterkunft vorweisen und brauchen eine Erlaubnis, die bescheinig­t, dass das Tier dort keine Gefahr ist. Wer eine geschützte Tierart ohne die nötigen Papiere hält, muss dafür mit sechs Monaten Haft und einer Geldstrafe von bis zu 9000 Euro rechnen.

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FOTO: UNCREDITED/DPA Ein weibliches Löwenjunge­s, das der französisc­he Zoll im Oktober in einer Autowerkst­att in Marseille gefunden hatte. Das drei Wochen alte Baby litt an Geschwüren und hatte einen aufgebläht­en Bauch.

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