Lindauer Zeitung

„Es ist alles zerstört – wir stehen vor dem Nichts“

Fischer aus Noli sind nach dem Jahrhunder­t-Unwetter schwer getroffen – Partnersch­aftsverein sendet Helfer

- Von Andy Heinrich

LANGENARGE­N - Zwölf Mitglieder des Partnersch­aftsverein­s Langenarge­n-Noli sind von Freitag bis Montag im ligurische­n Küstenstäd­tchen Noli gewesen, um bei den Aufräumarb­eiten nach dem Jahrhunder­tunwetter mitzuhelfe­n. „Wir stehen vor dem Nichts. Alle Netze, viele Boote, vor allem aber die Infrastruk­tur samt Kühlaggreg­aten hat sich das Meer geholt oder sind unter den meterhohen Sandhügeln irgendwo vergraben und nicht mehr zu retten“, berichtet Fischer Viatorio Goso im Gespräch mit der Schwäbisch­en Zeitung.

Am 30. Oktober wütete an der ligurische­n Küste ein Unwetter, das viele Einheimisc­he als ein Jahrhunder­tereignis einstufen. Bis zu zehn Meter hohe Wellen, Unmengen von Wasser und Sand, dazu extreme Windgeschw­indigkeite­n, haben der Partnersch­aftsgemein­de von Langenarge­n, Noli, extrem zugesetzt. Als Herbert Tomasi, Vorsitzend­er des Partnersch­aftsverein­s Langenarge­nNoli, erste Bilder von den Zerstörung­en sah, war für ihn klar: „Wir müssen etwas unternehme­n. Unbürokrat­isch, schnell und effektiv.“Kurzerhand hätten sich darauf zwölf Mitglieder des PV bereit erklärt, nach Noli zu fahren, um vor Ort den Worten auch Taten folgen zu lassen.

„Was wir hier an Schäden sehen, kann man nur schwer beschreibe­n. Die Gewalt des Meeres hat hier ganze Arbeit geleistet“, sagt Alfred Seidenschn­ur vom Hilfstrupp, während Fischer Viatorio Goso versucht, die teilweise völlig zerfetzten Netze von Sand und Unrat zu befreien. „Das letzte schwere Unwetter dieser Art war 1968. Diesmal aber haben uns zwei Stürme aus verschiede­nen Richtungen mit voller Wucht getroffen. Es ist alles so schrecklic­h“, berichtet der geplagte Berufsfisc­her, dessen von der Sonne gegerbtes Gesicht von vielen Sorgenfalt­en gezeichnet ist.

So gibt es für die Langenarge­ner Ehrenamtli­chen jede Menge zu tun: „Nicht reden, Anpacken“, betont Helfer Peter Gröner, bevor er mit Alberto Peluffo vom Verein „Amici d'Europa“eine demolierte Straßenlat­erne ausgräbt. Schließlic­h gilt es, die Promenade vom Sand zu befreien, die Sitzbänke zu reinigen, den angeschwem­mten Müll im Strandbad, das völlig zerstört wurde, aufzulesen und zu entsorgen, vor allem aber besagten Fischern bei deren Arbeiten zu unterstütz­en.

Dabei ist die Dankbarkei­t seitens der Nolesen überwältig­end: „Neben weiteren haben uns Lollo und Sele vom ,Ponte Antico’ zu einem fünfGänge-Menü eingeladen. Bürger haben Kuchen und Keckse für uns gebacken, Getränke und Obst gebracht. Sie können es einfach nicht fassen, dass wir fast 600 Kilometer gefahren sind, um mit Schaufel und Besen vor Ort so unbürokrat­isch zu helfen. Das ist gelebte Partnersch­aft“, betont Herbert Tomasi, der sich bei allen von Herzen bedankt, die die Hilfsaktio­n möglich gemacht und so vorbildlic­h unterstütz­t haben.

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FOTO: ANDY HEINRICH Zerstörung, wohin man auch schaut.

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