Landrat bedauert Zusammenlegen der Schulämter
Schulräte verzichten auf Antrag für neues Förderprogramm „Schule öffnet sich“– Stegmann hält das für falsch
LINDAU
- Der Freistaat startet ein neues Projekt „Schule öffnet sich“: Von nun an soll in allen Schulen Schulsozialarbeit möglich sein. Doch der Kreis Lindau bleibt derzeit außen vor: Weil das Staatliche Schulamt Oberallgäu-Kempten-Lindau die hiesigen Schulen „mit der örtlichen Jugendhilfe als gut vernetzt“sieht, hat es darauf verzichtet, Stellen aus diesem Programm zu beantragen. Landrat Elmar Stegmann schüttelt da nur noch den Kopf: „Mit der Entscheidung bin ich nicht einverstanden“, betonte er im Jugendhilfeausschuss. Und wurde noch deutlicher: „Das zeigt, dass es ein Fehler war, ein gemeinsames Schulamt zu bilden.“
Eigentlich ist es eine gute Nachricht, die das bayerische Kultusministerium vor wenigen Monaten verkündete: Mit dem Projekt „Schule öffnet sich“soll das pädagogische Angebot verbessert werden – die Idee heißt, Schulsozialpädagogen für alle Schulen, nicht nur an Brennpunktstandorten und bei hoher Migrationsquote. Die Fachkräfte sollen die „Schulfamilie bei der Präventionsarbeit, Persönlichkeitsentwicklung und Wertebildung unterstützen“, wie der Lindauer Jugendamtsleiter Jürgen Kopfsguter es in der Sitzung formulierte.
Wobei sich Kopfsguter und sein Team wie auch Ausschussmitglieder wundern, dass nach dem Sozialministerium, das unter bestimmten Voraussetzungen „Jugendsozialarbeit an Schulen“fördert, das Kultusministerium ein eigenes Förderprogramm auflegt. Und dass dieses neue Projekt „Schule öffnet sich“dort nicht mehr greift, wo Gemeinden und Landkreis schon vor Jahren Jugendsozialarbeit aufgebaut haben – etwa in den Förder- und Mittelschulen: „Dass Schulsozialarbeit nur dort stattfinden soll, wo keine Jugendsozialarbeit ist, würde zulasten derjenigen gehen, die sich wie wir hier im Kreis Lindau bereits jahrelang und vor allem frühzeitig für Prävention und Konfliktbewältigung in Schulen eingesetzt haben“, kritisierte der Jugendamtsleiter.
Noch verwunderter ist er aber, dass keine einzige Schule aus dem Kreis Lindau für eine der bayernweit hundert neuen Stellen angemeldet worden ist: „Leider können die Schulen in unserem Landkreis vom Förderprogramm für staatliche Schulsozialarbeit in diesem Schuljahr nicht profitieren, weil aus unserem Schulamtsbezirk keine Vorschläge eingebracht wurden“, sagte Kopfsguter im Ausschuss.
Lindauer Landrat hätte Antrag auf Jugendsozialarbeit gestellt
Auf Nachfrage von Ausschussmitglied Renate Schmid erklärte Elmar Vögel als neuer Schulamtsdirektor, dass es im Sommer noch keine genauen Vorgaben zu den Fördermöglichkeiten gegeben habe – und dass ja außerdem die Schulen in seinem Zuständigkeitsbereich „mit der örtlichen Jugendhilfe gut vernetzt sind“. So gebe es schon Jugendsozialarbeit in allen Mittel- und sehr vielen Grundschulen. Deswegen hätten alle Schulräte in seinem Haus dafür plädiert, keine Bewerbung abzugeben, sagte Vögel.
Landrat Stegmann wirkte im Ausschuss empört: „Mit der Entscheidung bin ich nicht einverstanden.“Auch nachdem das Kultusministerium vor einigen Jahren seine drei Schulamts-Bezirke Lindau, Oberallgäu und Kempten zusammengelegt hat, ist der Lindauer Landrat weiterhin rechtlicher Leiter des Staatlichen Schulamts für den Kreis Lindau. Doch zu ihm habe während des gesamten Sommers niemand aus dem Schulamt Kontakt aufgenommen, stellte Stegmann fest. „Das zeigt, dass es ein Fehler war, aus drei Landkreisen und Gebietskörperschaften ein Schulamt zu bilden.“Denn aus seiner Sicht hätte sehr wohl ein Antrag gestellt werden müssen.
Klaus Bilgeri wollte wissen, wie der Bedarf an Sozialarbeit in den Schulen im Kreis Lindau aussieht. Dazu gibt es nach Kopfsguters Worten durchaus Informationen: Denn „die Schulen melden sich nicht im Kultusministerium, sondern beim Jugendamt“. Der für Soziales und Kreisentwicklung zuständige Jurist Tobias Walch verwies zudem auf weiterführende Schulen, in denen etwa Sozialkompetenz vermittelt werden könnte. Walch kann sich aber auch vorstellen, dass der Freistaat für die drei Grundschulen am See eine gemeinsame Schulsozialpädagogin beschäftigt.
Kreis baut Sozialarbeit vorerst nicht weiter aus
Das Lindauer Jugendamt will nun das Staatliche Schulamt „ausdrücklich in die Pflicht nehmen“, Stellen im Rahmen des Projekts „Schule öffnet sich“zu beantragen. Und bis dahin wird „ein weiterer Ausbau unseres Engagements bei der sozialpädagogischen Unterstützung an den gegenwärtig in Planung stehenden Schulstandorten zunächst ausgesetzt“, betonte dessen Leiter Jürgen Kopfsguter.