Berschneider fürchtet um das Rainhaus
Nachbargrundstück könnte bebaut werden – Förderverein „Kulturerbe Rainhaus“hofft auf vernünftige Lösungen
LINDAU - Ein vorbildlich saniertes Rainhaus, 17 vermietete Wohnungen und ein inklusives Wohnprojekt, das läuft – eigentlich könnte sich der Förderverein „Kulturerbe Rainhaus“jetzt entspannt zurücklehnen und sich nur noch der Öffentlichkeitsarbeit und dem denkmalgerechten Erhalt des Hauses widmen. Denn sein Ziel, das einstige Quarantänehaus zu erhalten, hat der Verein erreicht. Doch der Verein fühlt sein Werk bedroht. Denn in der Diskussion um die Zukunft des Schulzentrums der BOS/FOS hat der Landkreis zwei Standorte für einen Neubau im Visier. Einer davon ist das Gelände um den Sportplatz. Zu nah am Rainhaus, wie der Verein findet. Deshalb haben die Mitglieder auf der jüngsten Jahreshauptversammlung „Widerstand“beschlossen.
„Die gute Nachricht heute ist, dass das Rainhaus-Projekt fertig ist. Es ist im Terminplan geblieben, es ist im Budget geblieben und es ist bewohnt. Aber es gibt auch eine bittere Pille.“Die Worte, mit denen Vorsitzender Werner Berschneider die Jahreshauptversammlung des Fördervereins „Kulturerbe Rainhaus“eröffnete, ließen nichts Gutes ahnen. Und das, obwohl sie ja eigentlich positive Nachrichten enthielten.
Aber nicht ohne Grund setzte Berschneider den Schwerpunkt seiner Berichte über das vergangene Jahr darauf, aufzuzeigen, dass das Rainhausprojekt ein Beispiel für Bürgerengagement par excellence ist. Und um deutlich zu machen: „Es ist nicht nur eine kleine Handvoll Denkmalspinner, die das erhalten wollen, sondern es sind viele.“
Mit seinen 292 Mitgliedern und 1089 Unterstützern hat der Verein seit seiner Gründung 2013 insgesamt 91 161 Euro eingenommen. Vor allem durch Spenden. Waren es 2016 noch 10 800 Euro, so sind die Spenden im vergangenen Jahr sogar auf 13 500 Euro angestiegen. Die Sanierung des Rainhauses selbst sei dabei mit seinen 4,16 Millionen Euro unter den angenommenen Kosten geblieben, erklärte Berschneider. Während die Lebenshilfe als Partner des Rainhausvereins, zumindest theoretisch, eine Million Euro übernommen hat, hat der Rainhausverein die Lebenshilfe mit 40 000 Euro in bar und damit mit Spendengeldern unterstützt. Hinzu kommen noch Eigenleistungen der Mitglieder, sodass Berschneider die Unterstützung auf „gut“100 000 Euro summierte.
Zusätzlich, und im Namen des Vereins, hat Berschneider mit seiner verstorbenen Frau das Projekt mit 500 000 Euro unterstützt und damit die Kosten für die Lebenshilfe reduziert. Der Rest, und damit 3,16 Millionen Euro, kam über Fördergelder. Allein die Stadt Lindau hat 500 000 Euro gegeben und der Landkreis 120 000 Euro. Umso bitterer ist deshalb jene Pille, die der Landkreis dem Verein zu schlucken gibt.
„Die bittere Pille sind die Überlegungen des Landkreises, das Nachbargrundstück zu bebauen“, sagte Berschneider und erklärte den Mitgliedern, dass er das Rainhaus gefährdet sehe, falls der Kreisrat tatsächlich beschließen würde, das Schulzentrum auf dem Sportplatz, statt alternativ auf dem Parkplatz, neu zu bauen. Zum einen, weil durch ein benachbartes, großes Gebäude das „Umfeld“des historischen Rainhauses zerstört würde. „Der historische Kontext wäre dann vernichtet“, gab er zu bedenken und erklärte, dass das einstige Quarantänehaus ursprünglich ganz bewusst weit ab von anderen Häusern gebaut wurde.
Besonders gefährdet sah Berschneider jedoch das Gebäude Vorsitzender Werner Berschneider selbst. Denn weil das gesamte Gelände aus Schwemmland bestehe, bedürfe ein Neubau einer Pfahlgründung. Die Vibrationen, so seine von einer Expertenmeinung unterstützte Argumentation, die eine solche Pfahlgründung hervorrufe, würden die über die Jahrzehnte verdichteten Sedimentschichten aufweichen. „Es ist meine Überzeugung, dass eine große Baumaßnahme den Grund schädigt und wir Probleme mit der Statik im Rainhaus bekommen werden“, sagt er.
Die Diskussion, die daraufhin unter den gut 60 Mitgliedern entfachte, gab ihm in seinen Überlegungen recht. Da nützte es auch nichts, dass die stellvertretende Landrätin Barbara Krämer-Kubas betonte, dass der Kreisrat bisher noch nichts beschlossen habe. Demgegenüber machte Berschneider allerdings klar, dass es ihm darum ginge, „dass erst gar nicht an den Sportplatz gedacht wird“. Auch wolle er verhindern, dass der Landkreis Geld, etwa für Architektenleistungen, ausgebe. „Denn wenn erst Geld ausgegeben wurde, sind Fakten geschaffen.“Damit der Landkreis weiß, woran er ist, plädierte Berschneider dafür, dass der Verein mit einem Brief an den Landkreis, worin er dessen Vertreter um die Verfolgung einer Alternative bittet, rechtzeitig darauf aufmerksam macht, dass Widerstand von Seiten des Rainhausvereins zu erwarten sei. Zuvor hatte er von erfolglosen Gesprächen mit dem Landrat und seinem Gefühl, seine Argumente würden als „emotional“abgetan, berichtet.
Einstimmig beschlossen die Mitglieder, die Bebauung des Sportplatzes abzuwehren. Zudem beschlossen sie auch, den finanziellen Überschuss des Vereins in Höhe von 10 000 Euro für ein Bodengutachten einzubehalten, das als Argumentationsgrundlage dienen soll, sollte der Landkreis nicht einlenken. Und auch für eine Rechtsberatung soll Geld da sein. Trotz aller bitterer Pillen sagte Berschneider am Ende: „Wir hoffen auf vernünftige Lösungen.“
„Denn wenn erst Geld ausgegeben wurde, sind Fakten geschaffen.“