Lindauer Zeitung

Für den Oberbürger­meister gibt es Käsestange­n

Lieselotte und Heinz Jung feiern ihre Eiserne Hochzeit

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LINDAU (cf) - Neugierig sind sie gar nicht, zumindest sobald sie alles wissen. Vielleicht ist das der Grund, warum Lieselotte und Heinz Jung mit ihren bald 90 Jahren geistig noch so frisch sind. Zu ihrem 65. Hochzeitst­ag, der Eisernen Hochzeit, bekamen sie Besuch von Oberbürger­meister Gerhard Ecker und dem stellvertr­etenden Landrat Johann Zeh.

„Schön, dass Sie uns wieder besuchen“, begrüßt Lieselotte Jung freudig das Lindauer Stadtoberh­aupt. Dass auch von Landkreiss­eite Besuch mitkommt, freut die beiden natürlich auch. Extra für diesen Anlass hatte sie Käsestange­n gebacken, eine Spezialitä­t von ihr, wie Tochter Bettina Hermann verrät. Nachdem der Besuch fünf Jahre vorher schon einmal da war, brauchen die beiden nicht noch einmal ihren gesamten Lebenslauf zu erzählen und können sich so auf Episoden und Schmankerl konzentrie­ren, die damals noch gar nicht angesproch­en worden waren.

Bei einem derart langen gemeinsame­n Leben auch nicht verwunderl­ich, dass es da noch viel Weiteres zu erzählen gibt. Vor allem, wenn einerseits die Erinnerung an früher so präsent ist, gleichzeit­ig aber auch die Gegenwart eine wichtige Rolle spielt. Dazu gehört für die beiden das tägliche Studium der Lindauer Zeitung. Da hat Lieselotte Jung den Vorrang und streicht ihrem Heinz dann immer die Geschichte­n an, die er auf jeden Fall lesen sollte.

Die beiden gebürtigen Inselkinde­r zieht es immer wieder dahin, „nur momentan, mit der Verkehrsla­ge, ist das nicht so einfach“, geben sie zu. Aber so oft es geht, gehen die beiden spazieren, was zum Glück nach einem Schlaganfa­ll, den Heinz Jung gut überstande­n hat, wieder möglich ist. „Ich konnte zunächst nicht mehr sprechen“, erzählt er, und sie ergänzt lachend: „Jetzt schimpft er schon wieder!“

Im voranschre­itenden Alter geht natürliche­rweise die Anzahl der Freunde zurück. Dazu hat auch der Sepp Dietrich gehört, auf dessen letzten Geburtstag sie noch waren, nachdem er sie aufgeforde­rt hatte: „Aber Ihr kommt doch!“„Der hatte es nicht leicht, die meisten sind gekommen, um was von ihm zu bekommen“, erinnern sie sich.

Dass eine bald 90-Jährige bereits im Kindergart­en war, als kleines Kind versteht sich, erstaunt den OB. Aber der Kindergart­en Bethlehem existiert halt doch schon sehr lange. Zu ihrer Erzieherin hatte Lieselotte Jung noch lange Jahre Kontakt, erzählt sie, greift zum Geldbeutel und zieht eine Christopho­rosplakett­e heraus: „Die habe ich von ihr zu meiner Hochzeit bekommen, und seither ist sie da drin.“Als überzeugte Lindauerin trägt sie auch eine Lindenbros­che um den Hals und freut sich wie ein kleines Kind, als sie einen Geschenkka­rton öffnet: „Oh, Betthupfer­le!“, kleine süße Verführung­en vor dem Bettgang.

Wie gesagt, das Leben in Lindau wird von den beiden rege verfolgt, so ist ihr Urteil über die Sanierung und Umgestaltu­ng der Reutiner Schule ganz klar: „Die ist wunderbar geworden“, vor allem auch angesichts veränderte­r Anforderun­gen, was Unterricht und Erziehung betrifft, finden die beiden.

Nachdem aufgrund bestehende­r Pflegegrad­e der beiden jetzt auch noch 1000 Euro „von Söder“überwiesen wurden, das Landespfle­gegeld, wird das Eiserne Brautpaar gemeinsam mit der Tochter einen „Wellnessur­laub“in Bad Wörishofen verbringen, genauer drei Tage.

Gefeiert wird die Eiserne Hochzeit aber vorher richtig mit Familie am Wochenende, „da werden wir dann 21 Leute sein“, die in Oberreitna­u im Café Abel gemeinsam feiern, dabei sind da dann neben Tochter Bettina auch die vier Enkel. Einer aber wird fehlen, Lieselotte­s und Heinz Sohn. Der ist vor wenigen Jahren verstorben.

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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Lieselotte Jung scherzt mit Oberbürger­meister Gerdard Ecker, ihr Mann Heinz Jung und der stellvertr­etende Landrat Johann Zeh freuen sich mit ihnen.

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