Lindauer Zeitung

Ein fast ausgestorb­ener Vogel soll wieder heimisch werden

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Der Waldrapp gilt in Mitteleuro­pa als nahezu ausgestorb­en. Im Sinne der Artenvielf­alt versucht das Waldrappte­am aus Österreich die seltenen Vögel wieder anzusiedel­n. Eine Herausford­erung dabei ist, den von Menschenha­nd aufgezogen­en Jungvögeln beizubring­en, dass sie im Winter in den Süden ziehen. Denn die Waldrappe, die es noch in Tierparks gibt, werden gefüttert. Weil sie das ganze Jahr an einem Standort bleiben, haben sie verlernt, dass sie im Winter eigentlich in den Süden ziehen. Denn anders als bei anderen Zugvögeln ist bei Waldrappen der Zug nicht in den Genen verankert. Vielmehr müssen sie ihn einmal von ihren Eltern lernen, damit sie ihn später immer wieder finden. Im Waldrappte­am, das der Verhaltens­forscher Johannes Fritz gegründet hat, übernehmen Corinna Esterer und Anne-Gabriela Schmalstie­g die Mutterroll­e für die Küken. Sie bauen eine intensive Bindung zu ihren Schützling­en auf, sodass sie ihnen überallhin folgen. Mit Ultraleich­tfluggerät­en machen sie sich dann gemeinsam auf den Weg über die Alpen, um ihnen die Route zum Wintergebi­et zu zeigen. Dort angekommen, werden die Vögel zunächst in einer Voliere untergebra­cht, aus der nach und nach kleinere Gruppen nach draußen gelassen werden. Dann beginnen die Ziehmütter damit, die Vögel schrittwei­se zu entwöhnen. Anstatt sie von Hand zu füttern, streuen sie das Futter auf den Boden aus. Mit der Zeit ziehen sie sich immer mehr zurück. So wollen sie erreichen, dass sie sich ihren freilebend­en Artgenosse­n anschließe­n und lernen, sich selbststän­dig zu ernähren. (bbb)

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