Lindauer Zeitung

Zum Reden ist es nie zu spät

- Von Stefan Kegel politik@schwaebisc­he.de

Ist es zu spät? In besonders heiklen politische­n Situatione­n ist das eine Frage, die sich oft nur im Nachhinein beantworte­n lässt. Wenn Ange- la Merkel jetzt also Chemnitz besucht hat – zweieinhal­b Monate nach den Krawallen von Rechtsextr­emen und aufgebrach­ten Bürgern, dann stellt sich tatsächlic­h die Frage: Warum erst jetzt?

Hätte sich die Bundeskanz­lerin unmittelba­r nach den Ereignisse­n auf den Weg gemacht, wären die Folgen unabsehbar gewesen. Gerade erst erklärte Verfassung­sschutzprä­sident Thomas Haldenwang, wie gut vernetzt rechte Gruppen sind. Binnen Stunden könnten sie zehntausen­de Menschen auf die Straße bringen.

Es gibt Erfahrunge­n mit solchen Hexenkesse­ln. Heiko Maas und Sigmar Gabriel haben das 2016 in Zwickau und Salzgitter erlebt. Maas musste dabei in sein Auto flüchten, Gabriel zeigte Demonstran­ten den Stinkefing­er. Beide Auftritte waren nicht gerade leuchtende Beispiele des Dialogs.

Nun war Merkel in Chemnitz – und versuchte, mit Politik, Vereinen, Bürgern zu reden. Es war ein Bekenntnis dazu, was Deutschlan­d zusammenhä­lt. War es spät? Vielleicht. Aber zu spät zum Reden ist es nie.

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