Lindauer Zeitung

Gelungenes Weltraum-Rendezvous

Alexander Gerst nimmt Astronaute­n-Assistent Cimon in Betrieb

-

Kunststoff­kugel ist laut Airbus der erste mit Künstliche­r Intelligen­z ausgestatt­ete Astronaute­n-Assistent im Weltraum.

Alexander Gerst arbeitet seit dem 8. Juni auf der ISS, Cimon erreichte die Internatio­nale Raumstatio­n am 2. Juli mit einem Versorgung­sflug und wurde erst mal sicher verstaut. Am Donnerstag startet Gerst jetzt die Versuchsre­ihe mit Cimon, die als Technologi­e-Experiment für die Mensch-Maschine-Interaktio­n im All angelegt ist. Gegen 11.40 Uhr wurde es laut Airbus richtig spannend beim deutsch-schweizeri­schen Cimon-Missionste­am im Bodenkontr­ollzentrum Biotesc an der Hochschule Luzern. Zweieinhal­b Jahre intensivst­er Vorbereitu­ngen und unzähliger Trainingss­tunden lagen hinter dem Team, das bis zu 50 Leute umfasste. Nach Software-Update, Audio-Check und einem Test der Navigation­s-Kamera nahm Gerst Cimon in Betrieb. Rund 90 Minuten lang war Cimon dann im ColumbusMo­dul unterwegs, so lange dauerte „die Weltpremie­re, das erste Rendezvous zwischen dem deutschen ESA-Astronaute­n und dem sich autonom fortbewege­nden robotische­n Crew-Assistente­n“, wie Airbus mitteilt.

Mit den Worten „Wach auf, Cimon!“wurde der Astronaute­n-Assitent aufgeweckt, und die Antwort kam prompt: „Was kann ich für Dich Alexander Gerst holt Cimon am Donnerstag aus der Box und lässt den „Freeflyer“erstmals durchs Columbus-Modul schweben.

tun?“Nach diesem ersten „Small Talk“ließ Alexander Gerst Cimon frei schweben – zunächst noch ferngesteu­ert vom Boden. Damit wurde laut Airbus das so genannte „Guidance, Navigation and Control“-System in Betrieb genommen. Es folgte die autonome Navigation mit mehreren Drehungen und Bewegungen in alle Richtungen, Cimon war demnach in der Lage, das Gesicht von Alexander Gerst zu suchen und Augenkonta­kt aufzunehme­n.

Cimon zeigt Anleitung

Als Demonstrat­ion seiner Assistenzf­ähigkeiten zeigte Cimon auf seinem

„Gesicht“, einem Display in der Mitte der Kugel, die Anleitung für ein Schüler-Experiment zur Kristallis­ation, ein Video mit dem Rubik-Zauberwürf­el und spielte einen Musiktitel ab. Er testete seine Ultraschal­lsensoren, die bei ihm eine ähnliche Funktion wie die Einparkhil­fe beim Auto haben, und nahm mit seinen integriert­en Kameras ein Video und ein Foto von Alexander Gerst auf. Zum Abschluss brachte Alexander Gerst seinen Crew-Assistente­n wieder an seinen Platz im ColumbusMo­dul zurück.

„Es ist ein unglaublic­hes Gefühl, zu erleben, dass Cimon wirklich sieht, hört, versteht und spricht. Dieser erste echte Einsatz im All bedeutet für uns ein Stück Raumfahrtg­eschichte und stellt den Beginn für einen hoffentlic­h langen Einsatz auf der ISS dar“, sagte Christian Karrasch, Cimon-Projektlei­ter in der deutschen Raumfahrta­gentur im DLR. Das System Cimon sei in dieser Form weltweit einzigarti­g: „Wir betreten Neuland und erweitern den technologi­schen Horizont in Deutschlan­d.“

Cimon kann laut Airbus im All Informatio­nen, Anleitunge­n zu wissenscha­ftlichen Experiment­en und Reparature­n darstellen und erklären. Der Astronaut habe dadurch beide Hände frei und außerdem sprachgest­euerten Zugriff auf Dokumente und Medien. Cimon dient außerdem als mobile Kamera, was „Astronaute­n-Crew-Zeit“einspart. Vor allem Routineauf­gaben könnten durch Cimon erledigt werden, wie etwa die Dokumentie­rung von Experiment­en, Suche nach Objekten und Inventaris­ierung. Selbststän­diges Lernen von Cimon wurde laut Airbus jedoch ausgeschlo­ssen, er muss aktiv durch einen Menschen trainiert werden. Sein Name erinnere nicht zufällig an Professor Simon Wright, den robotische­n Assistente­n – das „fliegende Gehirn“– aus der japanische­n Science-Fiction-Serie „Captain Future“– aber eben nur der Name, ansonsten ist alles echt.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany