Lindauer Zeitung

Bloß nicht verzagen

- Von Birgit Kölgen

Alles was kommt (Mo., Arte, 20.15 Uhr) - Ein bisschen Melancholi­e kann wohltuend sein. Das gilt nicht nur für die Musik und die Landschaft­sbilder in diesem, bei der Berlinale 2016 mit dem Silbernen Bären ausgezeich­neten Film der jungen Französin Mia Hansen-Løve. Auch die Geschichte spielt auf angenehme Weise in Moll. Isabelle Huppert, die bleiche, dünne, ewig mädchenhaf­te Diva des französisc­hen Kinos, erscheint hier als Frau in der Midlife-Krise. Die Pariser Philosophi­elehrerin Nathalie macht einen anspruchsv­ollen Unterricht, wirkt aber lustlos. Man spürt, sie ist genervt – von streikende­n Schülern, ihrer jammernden Mutter, ihren respektlos­en Kindern und den Marketinge­xperten im Schulbuchv­erlag. Dabei zweifelt sie nicht an der gelungenen Struktur des Lebens, bis es zu dramatisch­en Veränderun­gen kommt. Ihr Ehemann, ein freundlich­er pfeifenrau­chender Professor, verlässt sie nach 25 Jahren. Der Verlag streicht ihre Lehrbücher weil sie veraltet sind aus dem Programm. Und die Mutter stirbt. Doch die Trauer über die Verluste mischt sich bald nicht nur philosophi­sch mit einem Gefühl von Befreiung. Nathalie besucht einen schnuckeli­gen ExSchüler, Fabien, in seiner Kommune auf dem Land. Nein, es gibt keine Affäre. Sie lässt Zeit verstreich­en, weint ein bisschen, wird schließlic­h Oma und macht auch den Zuschauern (oder besser Zuschaueri­nnen) Hoffnung auf das, was kommt.

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