Nur für jede fünfte Anfrage Kurzzeitpflege frei
Sechs Wochen Umfrage zeigen: Angehörige wie auch Kliniken suchen händeringend nach Plätzen
- Zufriedenheit sieht anders aus. Zwar hat das Förderprogramm des Landkreises elf fest buchbare Kurzzeitpflegeplätze (davon acht in Lindau) gesichert. Doch eine sechswöchige Umfrage zeigt: Es gibt zu wenig Betten in diesem wichtigen Pflegebereich. Denn nicht einmal jede fünfte Anfrage hatte Erfolg, erhielt letztlich wirklich einen Platz. Vor diesem Hintergrund will das Lindauer Landratsamt die Idee des Seniorenheims Hege, neue Kurzzeitpflegezimmer zu bauen, „positiv begleiten“, wie es jetzt im Sozialausschuss hieß.
Für die CSU-Fraktion im Kreistag hat Daniele Kraft der Kreisverwaltung ein ganzes Fragenbündel rund ums Thema Kurzzeitpflege geschickt. So will sie unter anderem wissen, ob bereits Anbieter von Kurzzeitpflege Gelder aus dem Fördertopf des Landkreises abgerufen haben und ob die Zahl der fest buchbaren Kurzzeitpflegeplätze im Westallgäu (derzeit nur drei) verbessert werden kann. Auch der Stand der Pläne des Seniorenheims Hege, das über einen Anbau für zwölf Kurzzeitpflegebetten nachdenkt, interessiert CSU-Kreisräte und Kraft, die zudem auf das Fünf-Millionen-Programm des Freistaats speziell für den Ausbau von Kurzzeitpflege verweist.
In der jüngsten Sitzung des Sozialausschusses bezeichnete Landratsamtsjurist Tobias Walch die kreisweit elf buchbaren Plätze immerhin als „gesichert“. Was den Ausbau angehe, habe die Kreisverwaltung die Zuständigen des Seniorenheims Hege bereits auf die Fördermöglichkeiten durch den Freistaat hingewiesen: „Das Landratsamt wird Hege positiv begleiten“, versprach Walch.
Den seit Mitte Oktober freigeschalteten „Kurzzeitpflege-Navigator“auf der Internetseite des Landkreises betrachtet er als wichtiges Instrument für die auf diese Betreuungsform angewiesenen Pflegebedürftigen: Dieses Programm zeigt ähnlich wie ein Hotelbuchungsportal, in welchem der vier Heime im Kreisgebiet zu welcher Zeit Kurzzeitpflege buchbar ist.
Nach Klinikaufenthalt oft noch pflegebedürftig
Und fest buchbare Plätze sind im Kreis Lindau begehrt. So hat eine sechswöchige Übersicht ergeben, dass zwei Drittel der Anfragen von pflegenden Angehörigen kommen, die dringend Erholung brauchen oder plötzlich selbst krank sind. Daneben sind es Kliniken, die ihre Patienten entlassen müssen, obwohl sich diese noch nicht wieder selbst versorgen können: „Entlassung aus dem Krankenhaus“wird in fast jeder zweiten Anfrage als Grund genannt, schilderte die zuständige Landratsamtsmitarbeiterin Ingeborg Patzke im Sozialausschuss.
58 Anfragen nach buchbaren Plätzen und 183 in Häusern mit eingestreuter Kurzzeitpflege hat es im September und den ersten zwei Oktoberwochen gegeben. Doch nur für 43 Pflegebedürftige hat sich letztlich ein Platz gefunden. Bei den buchbaren Betten ist ein Viertel der Absagen nach Patzkes Worten mit „kein Personal“begründet. Bei knapp 40 Prozent hieß es „nicht passend“– weil beispielsweise nur das zweite Bett in einem Doppelzimmer frei ist. In den Häusern mit sogenannten eingestreuten Kurzzeitpflegeplätzen fällt die Bilanz noch deutlich schlechter aus: Von 183 Anfragen an jene Häuser haben letztlich nur fünf Pflegebedürftige einen Platz erhalten. Da hieß es in über 80 Prozent der Fälle: „Kein Bett frei.“