Lösung für Bahnhofsmission in Sicht
„In Via“unter gewissen Voraussetzungen bereit, Trägerschaft zu übernehmen
LINDAU - Für die Bahnhofsmission zeichnet sich eine Lösung ab. „In Via“, ein Fachverband der Caritas, ist unter gewissen Voraussetzungen bereit, die Trägerschaft zu übernehmen. Schon jetzt steht fest: Stadt und Landkreis werden die Bahnhofsmission auch in Zukunft unterstützen.
Wie bereits berichtet, gibt die Diakonie Lindau die Einrichtung aus Geldmangel auf. Verschiedene runde Tische sollten klären, wie die Zukunft der Einrichtung langfristig gesichert werden kann. Doch fest steht bisher nur, dass es auch unter neuer Trägerschaft Zuschüsse von Stadt und Landkreis geben soll. Die Stadt Lindau wird die Bahnhofsmission jedenfalls auch im kommenden Jahr mit 5000 Euro fördern. Der Zuschussantrag von Pfarrer Eberhard Heuß ging zwar verspätet ein, die Kämmerei hatte das Geld aber bereits vorab in den Haushaltsplan eingestellt, und der Finanzausschuss stimmte dem am Montag ohne Beratung zu.
Mit Blick auf die finanzielle Problematik rund um die Lindauer Bahnhofsmission hatte die Kreistagsfraktion der Grünen beantragt, der Landkreis möge in diesem Jahr 5000 Euro Zuschuss geben statt der bisher 2000 Euro. Im Sozialausschuss bestätigte Landratsamtsjurist Tobias Walch, dass es im Sommer eine ganze Reihe Gespräche über die Zukunft der Bahnhofsmission gegeben habe. Dabei sei klar geworden: „Die Diakonie will ganz aussteigen.“Das hat nach Walchs Worten „alle Partner überrascht“.
Mit am Tisch gesessen hat laut Walch auch ein Vertreter des katholischen Dachverbands von „In Via“: Dieser Verband ist bayernweit Träger einiger Bahnhofsmissionen und wäre wohl bereit, im neuen Jahr auch die Lindauer Einrichtung zu übernehmen. „Die Gespräche sind aber noch nicht abgeschlossen“, gab Walch im Sozialausschuss zu bedenken.
Aufgaben der Bahnhofsmission klar definieren
Wichtig ist in Walchs Augen aber auch, über die Aufgaben der Lindauer Bahnhofsmission zu sprechen. So sieht die Kreisverwaltung diese durchaus als „Erstanlaufstelle“– es dürfe aber keine Doppelstrukturen geben. Obdachlose sollten beispielsweise an die für sie zuständigen Stellen weitervermittelt werden. Dabei könnten die Sozialberatung der Caritas oder auch Bewährungshelfer einbezogen werden.
Für ihren Antrag auf 5000 Euro Zuschuss fanden die Grünen zwar keine Mehrheit. Doch die Ausschussmitglieder billigten den Vorschlag der Verwaltung, den gewohnten Zuschuss auf 4000 Euro zu verdoppeln – verknüpft allerdings mit einigen Vorgaben.
Dazu gehört der Nachweis einer „verbindlichen Trägerstruktur“und einer „klaren Aufgabenstruktur“genauso wie ein „realistischer“Wirtschaftsplan und das Offenlegen der Rücklagen. Denn erst auf Nachfrage habe der Kreis überhaupt eine Finanzübersicht der Bahnhofsmission erhalten: die geht nach Walchs Worten in diesem Jahr von 43 400 Euro für Personal- und Sachaufwand aus. Als Einnahmen weise der Plan 10 300 Euro kirchliche Zuschüsse und den städtischen Zuschuss von 5000 Euro aus, Spenden und Bußgelder in Höhe von 6800 Euro sowie 14 400 Euro aus Rücklagen. Damit bleibe unterm Strich ein Defizit von 6900 Euro.
Das will der Landkreis aber nicht komplett übernehmen. Zum einen verwies Landrat Elmar Stegmann in der Sitzung darauf, dass die Diakonie als Träger in den vergangenen Jahren den städtischen Zuschuss „nie abgerufen hat“. Außerdem gab Walch zu bedenken, dass Obdachlosenfürsorge eigentlich Aufgabe der Stadt Lindau sei. An den Standorten der anderen zwölf Bahnhofsmissionen in Bayern werde diese immer überwiegend von den Städten getragen.
„Als Signal, dass die Arbeit vom Kreis anerkannt wird“, sei der Landkreis bereit, die Lindauer Bahnhofsmission in diesem Jahr mit 4000 Euro zu unterstützen. Aber dafür müssten eben „die Rahmenbedingungen ab 2019 neu geklärt werden“, wie es Walch formulierte.