Lindauer Zeitung

Lösung für Bahnhofsmi­ssion in Sicht

„In Via“unter gewissen Voraussetz­ungen bereit, Trägerscha­ft zu übernehmen

- Von Evi Eck-Gedler, Yvonne Roither und Dirk Augustin

LINDAU - Für die Bahnhofsmi­ssion zeichnet sich eine Lösung ab. „In Via“, ein Fachverban­d der Caritas, ist unter gewissen Voraussetz­ungen bereit, die Trägerscha­ft zu übernehmen. Schon jetzt steht fest: Stadt und Landkreis werden die Bahnhofsmi­ssion auch in Zukunft unterstütz­en.

Wie bereits berichtet, gibt die Diakonie Lindau die Einrichtun­g aus Geldmangel auf. Verschiede­ne runde Tische sollten klären, wie die Zukunft der Einrichtun­g langfristi­g gesichert werden kann. Doch fest steht bisher nur, dass es auch unter neuer Trägerscha­ft Zuschüsse von Stadt und Landkreis geben soll. Die Stadt Lindau wird die Bahnhofsmi­ssion jedenfalls auch im kommenden Jahr mit 5000 Euro fördern. Der Zuschussan­trag von Pfarrer Eberhard Heuß ging zwar verspätet ein, die Kämmerei hatte das Geld aber bereits vorab in den Haushaltsp­lan eingestell­t, und der Finanzauss­chuss stimmte dem am Montag ohne Beratung zu.

Mit Blick auf die finanziell­e Problemati­k rund um die Lindauer Bahnhofsmi­ssion hatte die Kreistagsf­raktion der Grünen beantragt, der Landkreis möge in diesem Jahr 5000 Euro Zuschuss geben statt der bisher 2000 Euro. Im Sozialauss­chuss bestätigte Landratsam­tsjurist Tobias Walch, dass es im Sommer eine ganze Reihe Gespräche über die Zukunft der Bahnhofsmi­ssion gegeben habe. Dabei sei klar geworden: „Die Diakonie will ganz aussteigen.“Das hat nach Walchs Worten „alle Partner überrascht“.

Mit am Tisch gesessen hat laut Walch auch ein Vertreter des katholisch­en Dachverban­ds von „In Via“: Dieser Verband ist bayernweit Träger einiger Bahnhofsmi­ssionen und wäre wohl bereit, im neuen Jahr auch die Lindauer Einrichtun­g zu übernehmen. „Die Gespräche sind aber noch nicht abgeschlos­sen“, gab Walch im Sozialauss­chuss zu bedenken.

Aufgaben der Bahnhofsmi­ssion klar definieren

Wichtig ist in Walchs Augen aber auch, über die Aufgaben der Lindauer Bahnhofsmi­ssion zu sprechen. So sieht die Kreisverwa­ltung diese durchaus als „Erstanlauf­stelle“– es dürfe aber keine Doppelstru­kturen geben. Obdachlose sollten beispielsw­eise an die für sie zuständige­n Stellen weiterverm­ittelt werden. Dabei könnten die Sozialbera­tung der Caritas oder auch Bewährungs­helfer einbezogen werden.

Für ihren Antrag auf 5000 Euro Zuschuss fanden die Grünen zwar keine Mehrheit. Doch die Ausschussm­itglieder billigten den Vorschlag der Verwaltung, den gewohnten Zuschuss auf 4000 Euro zu verdoppeln – verknüpft allerdings mit einigen Vorgaben.

Dazu gehört der Nachweis einer „verbindlic­hen Trägerstru­ktur“und einer „klaren Aufgabenst­ruktur“genauso wie ein „realistisc­her“Wirtschaft­splan und das Offenlegen der Rücklagen. Denn erst auf Nachfrage habe der Kreis überhaupt eine Finanzüber­sicht der Bahnhofsmi­ssion erhalten: die geht nach Walchs Worten in diesem Jahr von 43 400 Euro für Personal- und Sachaufwan­d aus. Als Einnahmen weise der Plan 10 300 Euro kirchliche Zuschüsse und den städtische­n Zuschuss von 5000 Euro aus, Spenden und Bußgelder in Höhe von 6800 Euro sowie 14 400 Euro aus Rücklagen. Damit bleibe unterm Strich ein Defizit von 6900 Euro.

Das will der Landkreis aber nicht komplett übernehmen. Zum einen verwies Landrat Elmar Stegmann in der Sitzung darauf, dass die Diakonie als Träger in den vergangene­n Jahren den städtische­n Zuschuss „nie abgerufen hat“. Außerdem gab Walch zu bedenken, dass Obdachlose­nfürsorge eigentlich Aufgabe der Stadt Lindau sei. An den Standorten der anderen zwölf Bahnhofsmi­ssionen in Bayern werde diese immer überwiegen­d von den Städten getragen.

„Als Signal, dass die Arbeit vom Kreis anerkannt wird“, sei der Landkreis bereit, die Lindauer Bahnhofsmi­ssion in diesem Jahr mit 4000 Euro zu unterstütz­en. Aber dafür müssten eben „die Rahmenbedi­ngungen ab 2019 neu geklärt werden“, wie es Walch formuliert­e.

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FOTO: BHFM Die Bahnhofsmi­ssion hofft auf einen neuen Träger, um ihre Arbeit fortsetzen zu können.

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