Zukunft des Dorfladens Niederstaufen: Privater Betreiber springt ab
Interessengemeinschaft hofft auf Erhalt – Gemeinde bucht Modul für Nahversorgungskonzept
SIGMARSZELL (hipp) - Bis vor kurzem hatten die Niederstaufener noch Hoffnung, dass sich ein neuer privater Betreiber für den Dorfladen Niederstaufen findet, der Ende des Jahres seine Pforten schließen wird. Nun ist der Interessent abgesprungen. Das teilte Bürgermeister Jörg Agthe in der jüngsten Gemeinderatssitzung mit.
Es hätten Gespräche zwischen Verpächter und Interessent stattgefunden. Nachdem fünfstellige Umbaukosten für den Laden im Raum standen, habe man sich nicht einigen können, so Agthe. Nun hatten die Räte darüber zu befinden, ob sie ein weiteres Modul der auf Nahversorgungskonzepte spezialisierten Firma Newway buchen. Schlussendlich stimmte das Gremium mit neun gegen fünf Stimmen zu, 3850 Euro für die „Standortbewertung“auszugeben.
Handelsfachwirt Wolfgang Gröll hatte bereits im Juli die Firma und ihr Erfolgsrezept bei einer Infoveranstaltung in Niederstaufen vorgestellt. Newway hat schon verschiedene Dorfläden zum Laufen gebracht, darunter den auf genossenschaftlicher Basis gegründeten Dorfmarkt „Kromer“in Opfenbach. Die Resonanz der Niederstaufener bei der Infoveranstaltung war groß. Und im Anschluss daran hatte sich eine Interessengemeinschaft Dorfladen Niederstaufen gebildet, die zwischenzeitlich sogar eine Umfrage durchgeführt und ausgewertet hat.
Die Ergebnisse stellte Julia Roggan in der Ratssitzung vor. Von den an 300 Haushalte verteilten Fragebögen waren 116 zurückgekommen. Sie umfassten 248 Erwachsene und 47 Kinder. Stark vertreten waren die Altersgruppen 25 bis 39 Jahre und 40 bis 60 Jahre. Also alles Leute, die „noch lange im Dorfladen einkaufen wollen“, so Roggan. Auch die Bereitschaft, Anteile zu zeichnen, sei vorhanden. Anregungen gab es, einen Dorfladen mit einem Café oder einer Brotzeitstube zum Dorftreffpunkt zu machen. Als möglicher neuer Standort wurde die alte Schule genannt. Der Dorfladen könne aber auch in dem neu zu bauenden Feuerwehrhaus seinen Platz finden, so eine weitere Idee.
Auf jeden Fall brauche man an diesem Punkt professionelle Beratung, stellte Roggan fest und bat die Räte, das Modul „Standortbewertung“zu buchen. In der Diskussion gab es unterschiedliche Meinungen. Rainer Schmidt befand, eine solche Beratung zu finanzieren, sei keine öffentliche Aufgabe. Theresia Gsell zeigte sich skeptisch, ob ein Dorfladen in Niederstaufen so wirtschaftlich arbeiten kann, dass ein hauptamtlicher Geschäftsführer eingestellt werden kann, wie es das Newway-Konzept zur Nahversorgung vorsieht. Sebastian Seigerschmidt sah schon Chancen für ein solches Modell, das ja auch in anderen Orten funktioniere und bei dem sich eben auch Ehrenamtliche einbringen. Es sei ja kein Fass ohne Boden, in das man investiere, so Seigerschmidt. Es gehe nur um den Anschub.
Wenn der Dorfladen falle, falle eine wichtige Säule in der Infrastruktur und im Dorfleben, erklärte Bürgermeister Agthe und bat um Zustimmung, mit Newway den nächsten Schritt zu einem neuen Dorfladenkonzept zu tun. Dafür sprachen sich auch Alwin Neulinger und Karl Fischer aus.