Lindauer Zeitung

Einigkeit ist Trumpf

- Van Markus Sievers politik@schwaebisc­he.de

Bei aller Enttäuschu­ng über die Schwächung der Europäisch­en Union durch einen Austritt Großbritan­niens kann Europas Politik in diesen Tagen auch ein wenig stolz auf sich sein. Nicht zuletzt die deutsche Bundesregi­erung hat sich in den anstrengen­den und langwierig­en Verhandlun­gen als verlässlic­her und prinzipien­treuer Verteidige­r der europäisch­en Idee positionie­rt und profiliert.

Zu keinem Zeitpunkt der schwierige­n Verhandlun­gen mit den Briten haben sich die übrigen 27 EU-Staatsund Regierungs­chefs auseinande­rtreiben lassen. Auch das Scheidungs­abkommen mit dem Vereinigte­n Königreich billigten sie in großer Eintracht. Zwar sorgten bis zuletzt Störmanöve­r wie die Debatte über Gibraltar für Irritation­en. Aber als es darauf ankam, präsentier­te sich die EU tatsächlic­h als Union. Die EUKommissi­on und die nationalen Regierunge­n haben das ihnen Mögliche vollbracht, um die Trennung so kontrollie­rt wie möglich über die Bühne zu bringen.

Viele Brexitiers auf der Insel hatten gerade auf Deutschlan­d gesetzt beim am Ende klar gescheiter­ten Versuch, die Europäisch­e Union zu spalten. Die Taktik war nachvollzi­ehbar. Denn richtig ist, dass kaum eine Nation ein so überragend­es Interesse an engen politische­n und wirtschaft­lichen Beziehunge­n zu dem Königreich hat wie die Bundesrepu­blik. Als Exportnati­on profitiert sie vom Waren- und Dienstleis­tungsausta­usch enorm. Großbritan­nien war trotz vieler Interessen­gegensätze für Deutschlan­d auch ein starker politische­r Verbündete­r in der EU, etwa im Ringen um Rechtsstaa­tlichkeit oder bei der Verteidigu­ng marktwirts­chaftliche­r Prinzipien.

Trotzdem hat sich die Bundesregi­erung zu keinem Zeitpunkt verlocken lassen, ihr eigenes Spiel mit London zu betreiben. Der Zusammenha­lt der 27 verbleiben­den EUMitglied­er war eine wichtige Trumpfkart­e in den Verhandlun­gen mit den Briten. Noch mehr wird er gebraucht, wenn es darum geht, die Union zu reformiere­n, zu stärken und attraktive­r für ihre Mitglieder zu machen.

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