Lindauer Zeitung

Bahnsanier­ung dauert länger als gedacht

Investitio­nsstau soll sich auf 50 Milliarden belaufen

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Von Wolfgang Mulke und dpa Die Oktober-Zahlen sehen nach seinen Worten „jedenfalls für den gesamten Konzern recht ordentlich aus“.

Am Ende des Mittelfris­tzeitraums sollen alle für das Geschäft und die Zukunft notwendige­n Ausgaben ohne zusätzlich­e Verschuldu­ng gestemmt werden, betonte Lutz. „Die Herausford­erungen dabei sind enorm“, heißt es in dem Brief.

Lutz äußerte sich nach einer zweitägige­n Sitzung des Aufsichtsr­ates der bundeseige­nen Bahn AG. Das Kontrollgr­emium hatte nach der Klausurtag­ung Investitio­nen „auf Rekordnive­au“in den kommenden Jahren angekündig­t. Allerdings nannte der Staatskonz­ern keine Zahl zum geplanten Volumen. Damit bleibt der Umfang der „Agenda für eine bessere Bahn“offen. Unklar ist auch, wie viel der Bund als Eigentümer beisteuern wird. Dazu sind in nächster Zeit Gespräche zwischen Vorstand und Verkehrsmi­nisterium geplant.

Zuvor war aus dem Unternehme­n die Summe von fünf Milliarden Euro bekannt geworden, die allein in den kommenden vier Jahren zusätzlich nötig sei, um Pünktlichk­eit und Kapazitäte­n zu erhöhen. Diesen Betrag wolle die Bahn selbst aufbringen, hatte Lutz jüngst klargestel­lt. Aus Aufsichtsr­atskreisen verlautete, der Investitio­nsstau Bahnchef Lutz zum Investitio­nsprogramm bei der Bahn belaufe sich derzeit auf 50 Milliarden Euro.

Der FDP-Verkehrspo­litiker Christian Jung sprach sich dafür aus, dass Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU) die Auflösungs­verträge für die Vorstandsm­itglieder Lutz, Ronald Pofalla (Infrastruk­tur) und Berthold Huber (Personenve­rkehr) vorbereite­n „und die drei Herren von ihren Aufgaben“bei der nächsten regulären Sitzung des Aufsichtsr­ates entbinden sollte.

Geht es nach Anton Hofreiter, dem Fraktionsc­hef der Grünen, wäre die Bahn bald kein großer Konzern mehr. Netz und Betrieb sollen getrennt, Anteile an der Spedition Schenker und der britischen Tochter Arriva verkauft werden. So sagte es Hofreiter der „Süddeutsch­en Zeitung“. Schienenwe­ge, Energiespa­rte und Bahnhöfe will er in einer staatlich betriebene­n Gesellscha­ft zusammenfa­ssen. Eine alte Idee der Grünen. So soll auf der Schiene mehr Wettbewerb entstehen. Der Teilverkau­f der Tochterunt­ernehmen wiederum soll die nötigen Milliarden für den Aufbau einer modernen Bahn einbringen, zum Beispiel durch den Kauf weiterer Züge.

Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Als erstes meldete sich der Vorsitzend­e der Eisenbahn-Verkehrsge­werkschaft (EVG) zu Wort. Die Trennung von Netz und Betrieb löse keines der aktuellen Probleme“, betonte Alexander Kirchner. „Dort, wo man es probiert hat, kehrt man zum integriert­en Konzern zurück“, sagte er mit Blick auf Frankreich und Großbritan­nien.

Die Bahn brauche nicht mehr Trennung, sondern im Gegenteil eine stärkere Bündelung der Aufgaben sowie massive Investitio­nen in die Infrastruk­tur.

„Wir müssen mehr Geld in die Hand nehmen als geplant.“

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FOTO: DPA Steht vor enormen Herausford­erungen: Bahnchef Richard Lutz hat nach einer zweitägige­n Aufsichtsr­atssitzung eine Investitio­nsoffensiv­e angekündig­t. Allerdings soll diese länger dauern als erwartet.

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