In die Fonds-Landschaft kommt Bewegung
Immer mehr Anbieter bringen neuartige Produkte auf den Markt – So gut sind sie wirklich
BERLIN - Um das Geld der Anleger einzusammeln, bringen immer mehr Anbieter neuartige Produkte auf den Markt. In die Fonds-Landschaft kommt derzeit viel Bewegung. Die Palette reicht von sogenannten Quant-Fonds bis hin zu Indexprodukten, die den Anlegern mit wissenschaftlich erforschten „Faktoren“Vorteile versprechen. Doch wie gut sind diese Fonds wirklich?
Große Spanne bei Managementgebühr:
Mit Finanzprodukten ist es wie mit Autos: Je mehr Modelle der Hersteller anbietet, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Produkt tatsächlich gekauft wird. Doch anders als bei Autos verdient die Fondsgesellschaft jedes Jahr mit – und zwar über die Managementgebühr, die von 0,1 Prozent bei schlichten Indexfonds bis zu zwei Prozent bei aktiv verwalteten Fonds reichen kann. Und noch etwas unterscheidet diese Produktarten: „Der Fondskäufer weiß erst nach ein paar Jahren, ob das Modell etwas taugt oder nicht. Profi-Investoren warten daher häufig drei Jahre ab, bevor sie in neue Produkte investieren“, erklärt Ingo Schweitzer, Vorstand der AnCeKa Vermögensbetreuungs AG in Kaufbeuren.
Mehrere Jahre Wartezeit empfohlen:
Die Richtschnur, drei bis fünf Jahre zu warten, sollten auch Privatanleger befolgen, weil sie so die Gefahr eines Fehlkaufs verringern können. Schließlich neigen Institute, die vom Produktvertrieb leben, dazu, ihren Kunden neuartige Produkte mit hoher Kostenquote zu empfehlen. Ob die empfohlenen Fonds tatsächlich etwas taugen, steht dann auf einem anderen Blatt (siehe „Nachgefragt“). Zudem gilt: „Was ein Fondsmanagement kann, wird erst deutlich, wenn ein kompletter Marktzyklus – also Aufschwung und Abschwung – vorüber ist“, gibt Gerhard Selig, von Gerhard Selig Vermögensstrategien GmbH in Konstanz, zu bedenken.
Quant-Fonds aus Amerika:
Die Devise lautet: Besser warten als vorschnell kaufen! Deshalb sollten Anleger derzeit noch Abstand von den Quant-Fonds des weltgrößten Vermögensverwalters BlackRock nehmen, die im Juni 2018 aufgelegt wurden. Das US-Unternehmen, das über iShares selbst rund 370 Indexfonds vertreibt, will mit der „BlackRock Advantage“-Reihe kostenbewusste Anleger ansprechen, die Wert auf aktives Management legen. Möglich macht dies ein quantitativ-systematischer Ansatz, der laut BlackRock „Technologie, Big-Data-Analysen und verantwortliches Investieren“verbindet. Die jährliche Gebühr ist mit 0,4 Prozent für den Weltaktienfonds (World Equity Fund) weit niedriger als bei anderen aktiv verwalteten Fonds. Noch aber steckt nur wenig Geld in den Produkten.
Wie smart sind Faktor-ETFs?
Ein schon länger etablierter Trend sind sogenannte Smart-Beta- oder Faktor-ETFs. Das sind Indexfonds, bei denen sich das Portfolio anders zusammensetzt und die Aktien anders gewichtet werden als bei üblichen Indexfonds. Die Auswahlkriterien der Smart-Beta-ETFs werden auch als Faktoren bezeichnet. „Dazu gehören unter anderem Unterbewertung (Value), kleine Unternehmensgröße, Qualität, Dividenden, Momentum und niedrige Volatilität“, erklärt Ingo Schweitzer. Inzwischen hat die Branche eine Reihe von Multi-Faktor-ETFs entwickelt, die mehrere solcher Faktoren bündeln. Die Hoffnung dahinter: Diese von der Wissenschaft erforschten Faktoren sollen Anlegern einen Mehrwert gegenüber klassischen Index-Investments verschaffen. Sicher ist zunächst nur, dass die Anbieter für diese Faktor-ETFs eine höhere Managementgebühr kassieren als für normale ETFs. Wohl auch deshalb frohlockte BlackRock 2015, dass Smart-Beta-ETFs zehn Jahre später ein Volumen von 2,4 Billionen Dollar haben werden – das entspräche etwa einer Vervierfachung des Volumens von damals.
Keine „eierlegende Wollmilchsau“:
Ob es so kommt, ist unklar. „Klar ist inzwischen, dass auch ein Smart-Beta-ETF keine eierlegende Wollmilchsau ist“, sagt Gerd Selig. So merken kritische Finanzwissenschaftler an, dass einzelne Faktoren wie Value oder Small Cap jahrelang deutlich schlechter abschneiden können als der breite Markt – und viele Anleger ausgerechnet dann das Handtuch werfen. Inzwischen müssen Anhänger von Indexfonds immer kritischer hinschauen, wenn neue Produkte auf den Markt kommen. Ein gutes Beispiel dürfte der JP Morgan Managed Futures ETF sein, der deutschen Anlegern seit September 2018 offen steht. Das aktive (!) Fondsmanagement kann über viele Anlageklassen hinweg auf steigende oder fallende Kurse setzen. Was das mit einem ETF zu tun haben soll, dürfte sich vielen Laien kaum erschließen. Wer es lieber klassisch mag, wird sich freuen, dass die USFondsgesellschaft Vanguard, die Erfinder des Indexfonds, immer mehr ihrer Flaggschiffe auf den deutschen Markt bringen.