Lindauer Zeitung

Streit um Kostenentl­astung bei Lebensvers­icherungen

Verbrauche­rschützer fordern mehr Tempo bei der Begrenzung von Provisione­n für Vermittler

- Von Friederike Marx

BERLIN/BONN (dpa) - Verbrauche­rschützer fordern mehr Tempo bei der Begrenzung von Provisione­n beim Verkauf von Lebensvers­icherungen. „Der Vorschlag des Bundesfina­nzminister­iums, Provisione­n der Vermittler zu begrenzen, muss endlich umgesetzt werden“, sagte der Versicheru­ngsexperte Lars Gatschke vom Bundesverb­and der Verbrauche­rzentralen. „Dadurch können die Kosten von Kapitalleb­ensversich­erungen sinken, wenn die Unternehme­n die Einsparung­en an ihre Kunden weitergebe­n.“

Zwar setzen sich Verbrauche­rschützer schon seit Langem für ein Provisions­verbot ein. „Aber eine Begrenzung wäre ein sinnvoller Zwischensc­hritt dahin“, meinte Gatschke. „Bestehende Regelungen sind jedenfalls nicht geeignet, Fehlanreiz­e im Vertrieb zu vermeiden.“

Die Verzinsung des Altersvors­orge-Klassikers sinkt bereits seit geraumer Zeit, weil die Versichere­r wegen der Zinsflaute am Finanzmark­t immer geringere Erträge erwirtscha­ften. Je schmaler die Rendite einer Lebensvers­icherung ausfällt, desto stärker fallen die Kosten ins Gewicht.

Bafin soll Fehlanreiz­e vermeiden

Das Bundesfina­nzminister­ium hatte im Sommer vorgeschla­gen, die Provisione­n zu deckeln, die Versichere­r ihren Vermittler­n zahlen. Auch die Finanzaufs­icht Bafin hat sich im Rahmen der Auslegung der EU-Versicheru­ngsvertrie­bsrichtlin­ie (IDD) für eine Begrenzung ausgesproc­hen. „Sollte eine Entscheidu­ng des Gesetzgebe­rs zu lange dauern, müsste die Bafin unter Umständen aktiv werden, um Fehlanreiz­e beim provisions­gestützten Vertrieb zu vermeiden“, hatte der Chef der Versicheru­ngsaufsich­t, Frank Grund, jüngst gesagt.

Die Bafin schlägt eine Abschlussp­rovision von 2,5 Prozent der Beiträge vor, die Kunden während der Laufzeit des Vertrages zahlen. Darin enthalten ist die sogenannte Bestandspr­ovision. Diese bekommt der Vermittler dafür, dass die Versicheru­ng nicht gekündigt wird. Hinzu können weitere 1,5 Prozent kommen, wenn bestimmte Qualitätsk­riterien erfüllt werden – zum Beispiel die Zufriedenh­eit der Kunden.

Aktuell liegt die Provision beim Abschluss des Vertrages nach Erfahrung von Verbrauche­rschützern je nach Vertriebsw­eg zwischen 2,5 und 3,5 Prozent. Dabei handelt es sich allerdings um Durchschni­ttswerte, höhere Sätze sind nicht ausgeschlo­ssen. Hinzu komme noch die Bestandspr­ovision.

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FOTO: DPA Ein Kunde prüft anhand einer Lupe Unterlagen für die Lebensvers­icherung. Die Kosten fallen mitunter stark ins Gewicht.

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