Lindauer Zeitung

Bodolzer diskutiere­n zum Teil hitzig

Großes Interesse an der „Gesprächsr­unde mit Brotzeit“der Bürgerscha­ft Bodolz

- Von Isabel Kubeth de Placido

BODOLZ - Schallschu­tzwände, Kindergart­en, Tempo 60 auf der Bettnauer Straße, langsames Internet sowie fehlende Fußwege, Parkplätze und Straßenbel­äge – das waren Themen, die bei der Gesprächsr­unde der Bürgerscha­ft Bodolz am heißesten diskutiert worden sind. Eine politische Gesprächsr­unde, zu der mindestens so viele Bodolzer kamen wie sonst zur Bürgervers­ammlung, bei der aber weitaus mehr miteinande­r gesprochen wurde.

Wie viele kommen werden, hat niemand gewusst. Dass es so viele sein wurden, dass sie sogar nachstuhle­n mussten, hat alle überrascht. Trotzdem hat die Bürgerscha­ft Bodolz als Veranstalt­er der „Gesprächsr­unde mit Brotzeit“im pächterver­waisten Koeberle, alles gemeistert: die Brotzeit, die Themenausw­ahl und die Diskussion­sführung.

„Das Ziel ist, dass wir in Kontakt kommen mit Ihnen, und Leute finden, die sich engagieren“, erklärte Vorsitzend­er Bruno Schmid, nachdem er klargemach­t hatte, dass er sich ein solches Engagement nicht nur für die Vereine wünscht, sondern auch für die Politik. Mit Blick auf die nächste Gemeindera­tswahl betonte er deshalb, dass es der BB darum gehe, den Gemeindera­t zu verjüngen. „Wir möchten Leute zwischen 20 und 40 Jahren finden, die sich aufstellen lassen.“

Themen gibt es genug, und etwas zu sagen haben die Bürger auch, wie sich in den zwei Stunden zeigen sollte. Nachdem Schmid aus gegebenem Anlass zuallerers­t die Zukunft des Koeberles erklärt hatte, interessie­rten sich gleich mehre Bürger dafür, ob Enrico Klamm als neuer Pächter für den Gutsgastho­f das gleiche Speisekonz­ept verfolgt wie für seine beiden anderen Lokale in Wasserburg und am Lindauer Hafen. Während Gemeindera­t Gebhard Marte zu berichten wusste, „es soll ein richtiger Gasthof mit anderer Karte werden“, wusste Schmid: „Es kommt ein Koch aus München, der gut kochen kann.“

Eltern mahnen fehlendes Personal im Kindergart­en an

Diskussion­en gab es beim Thema Schallschu­tz. Der von der BB gestellte Bürgermeis­ter Christian Ruh berichtete über die Pläne der Bahn zu den Schallschu­tzwänden entlang der beiden Schienenst­recken durch Bodolz. Bürger wollten wissen, ob die Gemeinde Einfluss auf die Art der Mauer oder auf entspreche­nde Technik an Gleisen und Zügen nehmen könne oder ob auch Schallschu­tzfenster statt Mauern möglich seien. Ruh betonte, dass sich Bürger wie Gemeinde gegen die Pläne der Bahn wehren könnten. Aber „die Gemeinde kann nicht die Interessen der Privaten vertreten“.

Hitziger wurde die Diskussion, als Schmid über die Investitio­nen der Gemeinde bei Schule und Kindergart­en sprach. Als die Sprache auf die neuen Spielgerät­e im Garten des Kindergart­ens kam, kritisiert­e ein Vater den Umstand, dass die Kinder den Garten wegen der Neuansaat des Rasens seit dem Sommer nicht betreten durften: „Die Kinder kommen so gut wie gar nicht mehr raus.“Ein weiterer Vater sprach die personelle Situation im Kindergart­en an, die nach dem Ausfall einer Erzieherin grenzwerti­g sei. Sowohl Kinder wie auch Erzieher würden darunter leiden, und die Eltern „schauen sorgenvoll hin“. Während sich die Diskussion auch nach Ruhs Erklärunge­n und der Beteuerung, dass es im Interesse der Gemeinde sei, die Stelle nachzubese­tzen, weil sonst Förderkürz­ungen drohten, immer mehr aufheizte, gelang es Schmid, die Diskussion zu beenden.

Der Vater forderte Qualitätsm­aßnahmen, Nachhaltig­keit und ein „Dranbleibe­n“des Gemeindera­tes und erklärte: „Die letzten Jahre waren auch nicht so rund, dann war’s ein Jahr gut, und jetzt läuft’s wieder nicht mehr rund.“Worauf Schmid erklärte, dass kein Gemeindera­t Kinder im Kindergart­enund Schulalter habe, sie deshalb nicht mehr das Ohr am Puls hätten. Deshalb rufe die BB junge Leute auf, sich in der Politik zu engagieren.

Das wiederholt­e Schmid, als ein Bürger einen „Ortsteilbe­treuer“aus den Reihen des Gemeindera­tes forderte, der sich um die Belange der Bettnauer kümmere: „Bettnau ist ein Unter Beifall beschrieb ein Bodolzer aus seiner Sicht das Verkehrspr­oblem im Dorf. Ortsteil von Bodolz. Das Problem ist, je weiter man weg ist vom Ortskern, umso mehr fühlt man sich abgekoppel­t.“Dabei liege hier einiges im Argen. Seien es fehlende Parkplätze, liegen gebliebene Bauschuttb­erge oder, wie ein anderer Bürger kritisiert­e, die seit Jahren ungeteerte Straße durch das Neubaugebi­et.

Bei der Diskussion eines Tempolimit­s geht es heiß zu

Richtig heiß ging es zu, nachdem sich ein Vater weniger als Tempo 60 auf der Bettnauer Straße wünschte, weil dies der Schulweg der Bettnauer Kinder ist. „Die Mütter sind die Verrücktes­ten: die halten sich an keine 30er Zone und parken, wie sie wollen“, entgegnete ein anderer Bodolzer und bekam dafür zustimmend­en Applaus. Ein weiterer schlug dagegen die „schönere und nicht viel weitere Strecke“über das Wasserrese­rvoir vor.

Dringenden Handlungsb­edarf sah eine Bodolzerin bei der Straße hinter der Unterführu­ng in Bodolz nach Schönau. Weil sie dort mehrfach brenzlige Situatione­n zwischen Spaziergän­gern und Autofahrer­n beobachtet hatte, forderte sie einen Fußweg. „Das wird dem Herrn Gierer nichts ausmachen, ein paar Meter herzugeben“, sagte sie und bekam Bestätigun­g von zwei Männern, denen die prekäre Situation seit „20, 30 Jahren“bekannt sei.

Den Abend beendete schließlic­h ein Bürgerbeit­rag zum Breitbanda­usbau. „Wir haben eine Zwei-KlassenGes­ellschaft in Bettnau: Die einen haben 100 MBit, die anderen müssen mit 16 MBit zurechtkom­men“, sagte er und wollte wissen, wie lange es bei dieser Ungleichhe­it bleibe. Eine Frage, die allerdings unbeantwor­tet blieb, weil der Bürgermeis­ter erklärte, dass die Gemeinde nur Einfluss auf jene Gebiete nehmen konnte, bei denen die Internetve­rsorgung noch schlechter war.

„Die Mütter sind die Verrücktes­ten: die halten sich an keine 30er Zone und parken, wie sie wollen.“

 ??  ?? Einen vollen Saal und jede Menge Diskussion­sstoff bringt die „Gesprächsr­unde mit Brotzeit, zu der Bruno Schmid (rechts) und die Bürgerscha­ft Bodolz geladen haben.
Einen vollen Saal und jede Menge Diskussion­sstoff bringt die „Gesprächsr­unde mit Brotzeit, zu der Bruno Schmid (rechts) und die Bürgerscha­ft Bodolz geladen haben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany