Bodolzer diskutieren zum Teil hitzig
Großes Interesse an der „Gesprächsrunde mit Brotzeit“der Bürgerschaft Bodolz
BODOLZ - Schallschutzwände, Kindergarten, Tempo 60 auf der Bettnauer Straße, langsames Internet sowie fehlende Fußwege, Parkplätze und Straßenbeläge – das waren Themen, die bei der Gesprächsrunde der Bürgerschaft Bodolz am heißesten diskutiert worden sind. Eine politische Gesprächsrunde, zu der mindestens so viele Bodolzer kamen wie sonst zur Bürgerversammlung, bei der aber weitaus mehr miteinander gesprochen wurde.
Wie viele kommen werden, hat niemand gewusst. Dass es so viele sein wurden, dass sie sogar nachstuhlen mussten, hat alle überrascht. Trotzdem hat die Bürgerschaft Bodolz als Veranstalter der „Gesprächsrunde mit Brotzeit“im pächterverwaisten Koeberle, alles gemeistert: die Brotzeit, die Themenauswahl und die Diskussionsführung.
„Das Ziel ist, dass wir in Kontakt kommen mit Ihnen, und Leute finden, die sich engagieren“, erklärte Vorsitzender Bruno Schmid, nachdem er klargemacht hatte, dass er sich ein solches Engagement nicht nur für die Vereine wünscht, sondern auch für die Politik. Mit Blick auf die nächste Gemeinderatswahl betonte er deshalb, dass es der BB darum gehe, den Gemeinderat zu verjüngen. „Wir möchten Leute zwischen 20 und 40 Jahren finden, die sich aufstellen lassen.“
Themen gibt es genug, und etwas zu sagen haben die Bürger auch, wie sich in den zwei Stunden zeigen sollte. Nachdem Schmid aus gegebenem Anlass zuallererst die Zukunft des Koeberles erklärt hatte, interessierten sich gleich mehre Bürger dafür, ob Enrico Klamm als neuer Pächter für den Gutsgasthof das gleiche Speisekonzept verfolgt wie für seine beiden anderen Lokale in Wasserburg und am Lindauer Hafen. Während Gemeinderat Gebhard Marte zu berichten wusste, „es soll ein richtiger Gasthof mit anderer Karte werden“, wusste Schmid: „Es kommt ein Koch aus München, der gut kochen kann.“
Eltern mahnen fehlendes Personal im Kindergarten an
Diskussionen gab es beim Thema Schallschutz. Der von der BB gestellte Bürgermeister Christian Ruh berichtete über die Pläne der Bahn zu den Schallschutzwänden entlang der beiden Schienenstrecken durch Bodolz. Bürger wollten wissen, ob die Gemeinde Einfluss auf die Art der Mauer oder auf entsprechende Technik an Gleisen und Zügen nehmen könne oder ob auch Schallschutzfenster statt Mauern möglich seien. Ruh betonte, dass sich Bürger wie Gemeinde gegen die Pläne der Bahn wehren könnten. Aber „die Gemeinde kann nicht die Interessen der Privaten vertreten“.
Hitziger wurde die Diskussion, als Schmid über die Investitionen der Gemeinde bei Schule und Kindergarten sprach. Als die Sprache auf die neuen Spielgeräte im Garten des Kindergartens kam, kritisierte ein Vater den Umstand, dass die Kinder den Garten wegen der Neuansaat des Rasens seit dem Sommer nicht betreten durften: „Die Kinder kommen so gut wie gar nicht mehr raus.“Ein weiterer Vater sprach die personelle Situation im Kindergarten an, die nach dem Ausfall einer Erzieherin grenzwertig sei. Sowohl Kinder wie auch Erzieher würden darunter leiden, und die Eltern „schauen sorgenvoll hin“. Während sich die Diskussion auch nach Ruhs Erklärungen und der Beteuerung, dass es im Interesse der Gemeinde sei, die Stelle nachzubesetzen, weil sonst Förderkürzungen drohten, immer mehr aufheizte, gelang es Schmid, die Diskussion zu beenden.
Der Vater forderte Qualitätsmaßnahmen, Nachhaltigkeit und ein „Dranbleiben“des Gemeinderates und erklärte: „Die letzten Jahre waren auch nicht so rund, dann war’s ein Jahr gut, und jetzt läuft’s wieder nicht mehr rund.“Worauf Schmid erklärte, dass kein Gemeinderat Kinder im Kindergartenund Schulalter habe, sie deshalb nicht mehr das Ohr am Puls hätten. Deshalb rufe die BB junge Leute auf, sich in der Politik zu engagieren.
Das wiederholte Schmid, als ein Bürger einen „Ortsteilbetreuer“aus den Reihen des Gemeinderates forderte, der sich um die Belange der Bettnauer kümmere: „Bettnau ist ein Unter Beifall beschrieb ein Bodolzer aus seiner Sicht das Verkehrsproblem im Dorf. Ortsteil von Bodolz. Das Problem ist, je weiter man weg ist vom Ortskern, umso mehr fühlt man sich abgekoppelt.“Dabei liege hier einiges im Argen. Seien es fehlende Parkplätze, liegen gebliebene Bauschuttberge oder, wie ein anderer Bürger kritisierte, die seit Jahren ungeteerte Straße durch das Neubaugebiet.
Bei der Diskussion eines Tempolimits geht es heiß zu
Richtig heiß ging es zu, nachdem sich ein Vater weniger als Tempo 60 auf der Bettnauer Straße wünschte, weil dies der Schulweg der Bettnauer Kinder ist. „Die Mütter sind die Verrücktesten: die halten sich an keine 30er Zone und parken, wie sie wollen“, entgegnete ein anderer Bodolzer und bekam dafür zustimmenden Applaus. Ein weiterer schlug dagegen die „schönere und nicht viel weitere Strecke“über das Wasserreservoir vor.
Dringenden Handlungsbedarf sah eine Bodolzerin bei der Straße hinter der Unterführung in Bodolz nach Schönau. Weil sie dort mehrfach brenzlige Situationen zwischen Spaziergängern und Autofahrern beobachtet hatte, forderte sie einen Fußweg. „Das wird dem Herrn Gierer nichts ausmachen, ein paar Meter herzugeben“, sagte sie und bekam Bestätigung von zwei Männern, denen die prekäre Situation seit „20, 30 Jahren“bekannt sei.
Den Abend beendete schließlich ein Bürgerbeitrag zum Breitbandausbau. „Wir haben eine Zwei-KlassenGesellschaft in Bettnau: Die einen haben 100 MBit, die anderen müssen mit 16 MBit zurechtkommen“, sagte er und wollte wissen, wie lange es bei dieser Ungleichheit bleibe. Eine Frage, die allerdings unbeantwortet blieb, weil der Bürgermeister erklärte, dass die Gemeinde nur Einfluss auf jene Gebiete nehmen konnte, bei denen die Internetversorgung noch schlechter war.
„Die Mütter sind die Verrücktesten: die halten sich an keine 30er Zone und parken, wie sie wollen.“