Lindauer Zeitung

Randale in Buenos Aires

Copa Libertador­es wird wegen verletzter Profis verlegt

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BUENOS AIRES (SID) - Das Video dauert nur wenige Sekunden, macht aber den ganzen Horror im Teambus von Boca Juniors erlebbar. Mitten im euphorisch­en Gesang der Spieler zersplitte­rn die Scheiben, dann sinkt Kapitän Pablo Perez auf einem Sitz zusammen. „Einen Arzt, ruft einen Arzt“, ist noch zu hören, ehe die Aufnahme abbricht. Es ist der Anfang vom Ende für die große Fiesta des südamerika­nischen Fußballs.

Als der Boca-Tross gegen 15.20 Uhr die letzte, enge Kurve vor der Arena nahm, flog alles mögliche aus der Menge der dort schon wartenden River-Fans auf den Gästebus. Die wenigen Polizisten vor Ort setzten hilflos Tränengas ein, das durch die zerschlage­nen Fenster auch ins Fahrzeug gelangte. Mehrere Akteure klagten danach über Übelkeit.

Solidarisc­he Erzfeinde

Schon zu diesem Zeitpunkt war klar: An eine Austragung des Final-Rückspiels um die Copa Libertador­es am Samstag war nicht zu denken – und auch die für Sonntag geplante Neuansetzu­ng wurde abgesagt. Ob und wann das hochbrisan­te Duell zwischen Boca und Erzrivale River Plate stattfinde­t, steht nun in den Sternen.

„Es sind nicht die Bedingunge­n für ein Finale gegeben, weil die Teams nicht in gleichwert­iger Verfassung sind“, sagte Präsident Alejandro Dominguez vom südamerika­nischen Verband CONMEBOL am Sonntagnac­hmittag. Ein neuer Termin soll bei einem Treffen aller Beteiligte­n am Dienstag festgelegt werden.

Direkt nach den Ausschreit­ungen waren Perez und Nachwuchss­pieler Gonzalo Lamardo in ein Krankenhau­s gefahren worden, sie kehrten trotz leichter Schnittwun­den und Bindehautv­erletzunge­n ins Estadio Monumental von Buenos Aires zurück. Der Busfahrer verlor von einem Stein getroffen gar für Sekunden das Bewusstsei­n und bekannte: „Es hätte in einer Tragödie enden können.“

Doch die südamerika­nische Fußball-Konföderat­ion spielte auf Zeit, verschob den Anstoß zunächst um eine Stunde, dann um weitere 75 Minuten, ehe geschlagen­e vier Stunden nach dem Vorfall Dominguez endlich die Verlegung der Partie auf Sonntag 17 Uhr verkündete. Doch auch dieser Termin war nicht zu halten.

Boca wollte nicht mehr spielen und hatte bereits vor der Absage am Sonntag eine Verlegung beantragt. River, seit gut 100 Jahren Intimfeind, zeigte sich mit dem Stadtrival­en solidarisc­h.

„Vergüenza“, Schande, twitterte Carles Puyol, langjährig­er Kapitän des FC Barcelona und Weltmeiste­r 2010, und sprach vielen aus der Seele. „Wieder eine Gelegenhei­t vor den Augen der Welt vertan“, klagte Argentinie­ns Torjäger-Ikone Gabriel Batistuta. Und das knapp eine Woche vor dem G20Gipfel am Rio de la Plata, für den schon jetzt wegen der schweren Wirtschaft­skrise im Land heftige Proteste angesagt sind.

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FOTO: DPA Opfer des Anschlags: Pablo Perez von den Boca Juniors.

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