Erste Fortschritte für „Hergensweiler Heimelig“
Gesundheitsministerium lädt Kostenträger zum Fachgespräch über das geplante Demenzdorf ein
LINDAU - Es gibt erste Fortschritte hin zu dem geplanten Dorf für demente Menschen im Landkreis Lindau. Bayerns Gesundheitsministerium lädt die Diakonie und verschiedene Kostenträger zu einem Fachgespräch.
Anke Franke, Geschäftsführerin der Evangelischen Diakonie in Lindau, freut sich, dass es im bayerischen Gesundheits- und Pflegeministerium keinen Wechsel gibt. Denn die alte und neue Ministerin Melanie Huml kennt die Pläne für das geplante Demenzdorf „Hergensweiler Heimelig“schon. Und Huml stellt auch Zuschüsse für den Bau des Dorfes in Aussicht. „Grundsätzlich gibt es die Möglichkeit, das Projekt ,Hergensweiler Heimelig’ im Rahmen des neuen Investitionskostenförderprogramms des bayerischen Gesundheitsund Pflegeministeriums im kommenden Jahr zu fördern“, antwortet Huml auf Anfrage der Lindauer Zeitung.
Die Ministerin begrüßt ausdrücklich die innovative Idee der Diakonie Lindau, eine Einrichtung zu schaffen, die sich „an die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz anpasst und dazu beiträgt, deren Lebensqualität zu verbessern“. Denn es sei wichtig, Menschen mit Demenz nicht wegzusperren oder ruhigzustellen, sondern in der Mitte der Gesellschaft zu belassen. Das würde mit „Hergensweiler Heimelig“gelingen.
Allerdings steckt die Diakonie Lindau in einem Dilemma. Denn – wie berichtet – das Pilotprojekt fällt aus allen normalen Förderungen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner haben auf Vermittlung von Entwicklungsminister Gerd Müller zwar grundsätzlich Fördergelder in Aussicht gestellt, doch die Initiative müsse von Bayern ausgehen. Denn die Bundesländer sind für Pflegeeinrichtungen verantwortlich.
Müller und Franke hatten deshalb auf einen Runden Tisch gedrängt, an dem am besten die Minister selbst deutlich machen, dass sie das Pilotprojekt wollen. Dann hätte man die Hindernisse auflisten und Lösungswege aufzeigen können. Aufgabe der Fachabteilungen wäre es dann gewesen, die Hindernisse aus dem Weg zu räumen.
Franke hofft nach wie vor auf einen Runden Tisch der Minister
Doch Huml will zu einem Runden Tisch über die Finanzierung der auf 30 Millionen Euro geschätzten Investitionskosten erst einladen, wenn die Diakonie mit den Pflegekassen geklärt hat, wie Personal- und Sachkosten finanziert werden. „Diese Pflegesatzverhandlungen sind der Selbstverwaltung vorbehalten, das Gesundheitsministerium hat hier keinen direkten Einfluss“, antwortet Huml der LZ. Damit hat sie grundsätzlich recht. Aber das vergrößert das Dilemma von Anke Franke.
Denn die hatte gehofft, dass Huml auch die Spitzen der Pflegekassen an den Runden Tisch laden würde. Die Finanzierung des laufenden Betriebs von „Hergnesweiler Heimelig“ist nämlich ähnlich kompliziert wie die Investition. Franke berichtet, dass der Personalschlüssel in dem Demenzdorf höher sein müsste als in einem normalen Pflegeheim. Das lehnen die Kassen bisher aber ab, weil sie Angst haben, dass dann auch andere Einrichtungen, die Demenzkranke in besonderen Abteilungen pflegen, mehr Geld haben wollen.
Früher war das so, dann haben die Kassen das geändert, mit der Folge, dass sich Heime immer weniger besondere Stationen für demente Menschen leisten. Das hat laut Franke zur Folge, dass diese noch häufiger mit starken Medikamenten ruhiggestellt oder in psychiatrischen Einrichtungen weggesperrt werden. Lösen ließe sich das Problem nur durch solche Dörfer wie es die Diakonie in Hergensweiler plant. Nötig wäre aber ein Gesetz oder eine Richtlinie, die für solche Modelleinrichtungen Sonderbedingungen erlaubt, ohne dass sich jedes andere Heim darauf berufen könnte. Das wäre wohl auch für die Genehmigung durch das Landratsamt wichtig, das ohne Hinweis aus dem Gesundheitsministerium an das Demenzdorf die gleichen Kriterien anlegen würde wie bei jedem anderen Altenheim.
Nun setzt Franke ihre Hoffnung auf ein Fachgespräch mit Mitarbeitern verschiedener Ministerien und Kostenträgern, die Probleme feststellen und mögliche Lösungen vorbereiten können. Das könnte den Weg für ein späteres Gespräch der Spitzen aus Ministerien und Kassen ebnen. Immerhin bekommt sie für das Konzept von „Hergensweiler Heimelig“viel Unterstützung: Es wurde mit dem Caritas-Pirckheimer-Preis ausgezeichnet und hat die volle Unterstützung des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen in Bayern. Denn deren Prüfer wissen sehr genau, dass Heime heute demente Menschen nicht so betreuen können wie es wünschenswert ist.