Zoff um die ZF-Rente
Konzern kündigt Vereinbarung – Derzeit keine Folgen für aktuell Beschäftigte und Rentner
FRIEDRICHSHAFEN - Lange haben Konzern und Betriebsrat vergeblich verhandelt, jetzt hat ZF die Betriebsvereinbarung zur betrieblichen Rente gekündigt. Hintergrund: steigende Rückstellungen. Stand heute müssen neue ZFler ab 1. Janaur 2019 ohne Zusatzversorgung auskommen. Arbeitgeber und Arbeitnehmer wollen aber nicht, dass das so bleibt.
Dieser Satz aus dem Mund des Vorstandsvorsitzenden sorgt bei der traditionellen ZF-Renterfeier im Graf-Zeppelin-Haus für den größten Beifall: „Die ZF-Rente ist sicher.“Demnächst wird ihn Wolf-Henning Scheider zum ersten Mal zum Besten geben. Er hat wie seine Vorgänger Recht mit dem, was er da sagt, und doch wird über die ZF-Rente derzeit im Unternehmen heftig diskutiert. Denn ZF hat die bestehende Betriebsvereinbarung zu dieser laut Betriebsrat „größten Sozialleistung“des Konzerns gekündigt.
Bislang zahlt das Unternehmen jedem Mitarbeiter in Deutschland 1,1 Prozent des Bruttojahreseinkommens als Rentenbaustein. Der Beschäftigte muss mindestens ein Prozent einzahlen, kann diesen Betrag aber freiwillig auf bis zu fünf Prozent erhöhen. Der Clou: Bislang ist laut Betriebsrat eine Verzinsung mit sechs Prozent garantiert. In Hochzinszeiten kein Problem, angesichts dessen, was derzeit auf dem Kapitalmarkt zu erzielen ist, schon. 3,8 Milliarden Euro an Pensionsrückstellungen weist die Bilanz für 2017 aus. Es bestand offenbar die Gefahr, dass der Betrag angesichts niedriger Zinsen und steigender Lebenserwartung massiv steigt. Von über sieben Milliarden Euro sei die Rede gewesen, heißt es seitens des Betriebsrats.
„Ein ungewöhnlicher Schritt“
Dass Handlungsbedarf besteht, war offenbar beiden Seiten klar. Ziel: eine attraktive Betriebsrente, die ohne Zinsgarantien auskommt und das Risiko riesiger Pensionsrückstellungen mindert. Uneinig war man sich offenbar über den Weg dorthin. Strittig ist laut Betriebsrat auch, wie die ZFRente künftig organisiert wird: übers Unternehmen, über einen Verein, ein Versicherungsunternehmen oder die Tarifpartner. Im September hat ZF die Betriebsvereinbarung gekündigt, was nicht bei allen Betriebsräten Freude auslöst. „Das war schon ein ungewöhnlicher Schritt“, sagt Achim Dietrich, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats. Die Arbeitnehmerseite wolle eine einheitliche Neuregelung für alle Beschäftigten, aktive und künftige, bei der den aktuellen Mitarbeitern keine Einbußen drohten. Nach Berechnungen des Gewerkschafters hätte dafür der Arbeitgeberbeitrag auf 1,6 Prozent des Jahreslohns steigen müssen. Der Konzern habe aber nur 1,2 Prozent angeboten. Zahlen, die ZF auf Nachfrage nicht kommentiert.
Stand heute bleibt für alle ZFRentner und alle aktuell Beschäftigten alles beim Alten. Alle, die ab 1. Januar 2019 beim Zulieferer anfangen, und diejenigen der ehemaligen TRW-Mitarbeiter, die bisher keine Betriebsrente bekommen haben, bleiben zunächst außen vor.
Beide Seiten betonen aber, dass das kein Dauerzustand sein kann. „Weltweit ein attraktiver Arbeitgeber zu sein ist eines der strategischen Ziele von ZF: Dazu gehört auch eine attraktive betriebliche Altersversorgung“, sagt ein Konzernsprecher auf Nachfrage der Schwäbischen Zeitung. Es gelte, langfristig einen überproportionalen Anstieg der Pensionsrückstellungen zu vermeiden, „ein Ziel, das im Übrigen auch der Gesamtbetriebsrat verfolgt, wie er es selbst gegenüber den ZF-Mitarbeitern formuliert hat“.
Neue Mitarbeiter sollen laut Unternehmen vom 1. Januar 2019 an eine neue Betriebsrentenzusage erhalten. Diese gelte auch für „die ehemaligen TRW-Kollegen“, die bisher keine arbeitgebermitfinanzierte betriebliche Altersversorgung haben. „Für diese Neuregelung haben wir der Arbeitnehmervertretung einen konkreten Vorschlag unterbreitet“, sagt der Sprecher. Der Gesamtbetriebsrat sei nun am Zug, zu diesem Vorschlag Stellung zu nehmen. ZF jedenfalls sei bereit, möglichst rasch im neuen Jahr eine neue ZF-Rente anzubieten.
Bald wird wieder verhandelt
Achim Dietrich betont, dass er sich „sehr sehr sicher“sei, dass es auch künftig eine ZF-Rente geben wird. „Die Frage ist nur welche.“Das letzte Gespräch sei noch nicht geführt, die Unruhe im Unternehmen durchaus spürbar. Ende Oktober haben die Vertrauenskörperleitungen der IG Metall – das sind die Vertreter der Gewerkschaft im Betrieb – Forderungen zur künftigen ZF-Rente formuliert: keine Zwei-Klassen-Gesellschaft, kein Sparprogramm auf Kosten der kommenden Generationen, Wertgleichheit zum bestehenden System. Wie man hört, wird Anfang Dezember erneut verhandelt.