Zwischen Station und Hörsaal
Nina Zeisele ist die erste Pflege-Studentin am Memminger Klinikum
finden, sind zahlreich. Neben Angeboten im Pflegebereich gibt es auch interessante Aufgaben bei Wirtschaftsunternehmen. „Aber wahrscheinlich werde ich einfach weiter auf der Station arbeiten“, sagt die 21Jährige. Im Moment steht diese Frage noch hinten an. Denn Beruf, Schule und Studium kosten Zeit, gerade wenn Prüfungen anstehen.
In einem Jahr absolviert Zeisele die Abschlussprüfung der Ausbildung, im nächsten schreibt sie die Bachelorarbeit und schließt damit ihr Studium ab. Bei der staatlichen Prüfung ihrer Ausbildung helfen der Ronsbergerin ihre Klassenkameraden der Berufsschule. „Sie geben mir Ordner und Unterlagen.“So sieht die 21-Jährige, welchen Stoff sie verpasst hat, wenn sie statt in der Schule in der Uni saß.
Doch auch in stressigen Phasen, oder wenn sie die körperliche Arbeit anstrengt, arbeitet Zeisele gerne in der Pflege. „Der Beruf Krankenschwester ist angesehen“, sagt sie. Die junge Frau schätzt die Dankbarkeit, die Patienten zurückgeben. Doch sie kennt auch die andere Seite. Zum Beispiel Sprüche, dass sie in der Pflege bloß Hintern abwischen würde. Doch der Beruf sei viel mehr: „Pflege kann nicht jeder.“Bis zu einem gewissen Punkt könnten Angehörige noch von Laien gepflegt werden. Aber eben nur bis zu einem bestimmten Punkt. Dann müssten Profis ran, damit der Patient nicht falsch betreut werde. Darüber hinaus sei die Belastung pflegender Angehöriger enorm. Als Ungelernter könne man solche Aufgabe kaum bewältigen. Vor allem dann nicht, wenn man noch einem Beruf nachgeht. „Vieles, wie einen Verband anzulegen, kann nachgeschult werden“, sagt Zeisele. Aber künftig brauche es mehr Fachkräfte.
Zumal es immer mehr multi-morbide Patienten gebe: „Also Menschen, die mehrere Krankheiten haben“, erklärt sie. Etwa ein Mann mit gebrochenem Arm, der zudem eine offene Wunde am Fuß, Schulterprobleme, kranke Nieren und ein schwaches Herz habe. Bei solchen Patienten brauche es viel Fachwissen. Zum Beispiel über Medikamenteneinnahme und darüber, wie man verhindert, dass sich ein Patient wund liegt.
In der Fachsprache heißt ein solches Druckgeschwür Dekubitus. Langes liegen auf einer Stelle stört den Blutfluss, Gewebe stirbt ab. „Das ist nicht bei jedem Körper so“, sagt Zeisele. Daher lernt sie im Krankenhaus, Prognosen zu stellen, welcher Patient Dekubitus-gefährdet ist, oder ob ein Betroffener etwa eine andere Matratze braucht. Im Studium lernt sie die Theorie hinter solchen Druckgeschwüren. Sie liest in Studien, welche Methoden dem Wundliegen vorbeugen. Durch die wissenschaftlichen Arbeiten versteht die Pflegestudentin Zusammenhänge besser. „Das kann ich dann für mich und die Patienten anwenden.“