Schwarze Dachziegel erregen die Gemüter
Gemeinderat genehmigt Hausbesitzer schwarze Ziegel – Nachbar droht mit Klage
Grund, warum Bürgermeister Christian Ruh dem Gemeinderat auf seiner jüngsten Sitzung die Sachlage chronologisch schilderte.
Nachdem besagter Hausbesitzer sein Dach mit schwarzen Ziegeln versehen hatte, beklagte sich der Nachbar bei der Gemeindeverwaltung. Sein Argument lautete, dass die schwarzen Ziegel nicht legitim seien, weil im Bebauungsplan rote vorgeschrieben seien. Der Nachbar forderte eine Ortsbesichtigung durch den Gemeinderat. Eine solche hatte Ruh jedoch abgelehnt, weil sie wegen der dunklen Jahreszeit bedeutet hätte, die Räte während ihrer Arbeitszeit zu bestellen. Außerdem hatte er dem Nachbarn geantwortet, dass bereits vier andere Häuser in der Umgebung mit schwarzen Ziegeln eingedeckt seien, wodurch die Gemeinde dem Hausbesitzer diese Farbwahl nicht verwehren dürfte. Hinzu käme noch, dass der Eigentümer eine Photovoltaikanlage auf das Dach setzen wolle, sodass die schwarzen Ziegel ohnehin durch die Anlage verdeckt würden.
Daraufhin hatte sich der Nachbar an das Landratsamt Lindau und damit an jene Baubehörde gewandt, die noch vor der Gemeinde das Sagen hat. Das Landratsamt wiederum besichtigte das Dach vor Ort und kam zu dem Schluss, dass es bislang keinen Grund gebe, hier einzuschreiten. Dabei berief es sich auf die vier benachbarten Häuser mit den schwarzen Ziegeln. Zudem seien viele der ehemals roten Ziegeldächer über die Jahre hinweg auch schon dunkel geworden.
Nun habe der Rechtsanwalt des Nachbarn der Gemeinde rechtliche Schritte angedroht. Sein Argument sei, so berichtete Ruh, dass die Ziegel nicht nur schwarz, sondern auch noch glänzend seien. Und diese glänzenden schwarzen Ziegel würden, sogar noch bei schwacher Novembersonne, den Nachbar blenden. Es sei abzusehen, dass sich die Blendeinwirkung im Sommer verschlimmere. Zudem wies er die Verwaltung darauf hin, dass glänzende Oberflächen an Außenflächen grundsätzlich vom Gesetzgeber verboten seien.
Weil bereits das Landratsamt grünes Licht für die Befreiung vom Bebauungsplan signalisiert hat, schlug die Verwaltung dem Gemeinderat vor, ebenso zu verfahren. Auch deshalb, weil, so sagte Bauamtsleiter Stefan Ebe, „es ist nicht mehr zeitgemäß, die Farbe der Dachziegel im Bebauungsplan festzusetzen“.
Ratsmitglied Gebhard Marte meinte, dass er die Ziegel zwar nach einer privaten Ortsbesichtigung als matt einstufen würde, sich aber sicher sei, dass „das bisschen Glänzige“nach kurzer Zeit verschwinden werde. Letztendlich gab der Gemeinderat sein Einverständnis und Bürgermeister Christian Ruh erklärte dem anwesenden Nachbarn, dass trotz dieser gemeindlichen Entscheidung das Landratsamt das entscheidende Wort habe.