Lindauer Zeitung

Chinesisch­er Blauglocke­nbaum im Staatswald

Neuankömml­inge haben Vor- und Nachteile – Ob sich dieser gut einglieder­t, wird der Forstbetri­eb beobachten

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LINDAU (lz) - Der Chinesisch­e Blauglocke­nbaum (Paulownia tomentosa) hat den Wald in der Umgebung von Lindau erreicht. Der für den dortigen Staatswald zuständige Förster Jörg Tarne hat junge Bäume gefunden, die sich wahrschein­lich auf natürliche Weise dort angesiedel­t haben, zum Beispiel durch vom Wind verbreitet­e Saat. Eine Quelle könnten Energiehol­zplantagen in der Nähe sein.

Nicht schlecht staunte Förster Jörg Tarne, als er in seinem Revier die Exoten entdeckte. „Ich musste zweimal hinschauen, denn eigentlich kommen diese Bäume in Zentralchi­na vor“, sagte Tarne. „Die Bäume sind zwar erst circa fünf Jahre alt, aber schon bis zu sechs Meter hoch und stehen in einer Verjüngung­sgruppe mit Fichten und Buchen zusammen.“

Gefahr für andere Bäume, aber begehrtes Holz

Der Blauglocke­nbaum ist eine Baumart, die insbesonde­re in jungen Jahren sehr schnell wächst. Dazu ist ein mildes Klima notwendig. Dann vermehrt sich diese Baumart schnell. Allerdings vertragen die jungen Bäume keine anhaltende­n Fröste. Ohne Fröste kann die natürliche und starke Vermehrung aber zur Verdrängun­g anderer Baumarten oder Pflanzen führen. Dieser Umstand spricht gegen den Blauglocke­nbaum.

Für ihn sprechen die reizvolle blaue Blüte sowie die Holzeigens­chaften. Trotz des schnellen Wuchses zählt das Holz zu den Harthölzer­n mit besonderen Eigenschaf­ten. So ist das Holz sehr leicht, harzfrei, verzieht sich bei der Trocknung nicht und ist schwer entflammba­r. Im Handel ist das Holz auch unter der Bezeichnun­g Kiri-Holz zu finden. Kiri-Holz wird gern zum Bootsbau verwendet, da es kaum Wasser aufnimmt.

„Ob diese Baumart bei uns im Wald Chancen hat, wird sich erst noch zeigen“, sagt Sonthofens Staatsfors­ten-Chef Jann Oetting. Sein Forstbetri­eb erstreckt sich bis zum Bodensee und damit auch zu den jungen Blauglocke­nbäumen. „Wir werden die Entwicklun­g genau beobachten und notfalls sofort reagieren. Pflanzen, die aus anderen Ökosysteme­n stammen, haben Vor- und Nachteile. Da gilt es hinzuschau­en und abzuwägen. Aber mit dem Klimawande­l und der Globalisie­rung werden wir zunehmend mit solchen Neophyten zu tun haben, wie Fachleute die Neuankömml­inge nennen.“

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FOTO: JÖRG TARNE, BAYSF Der Chinesisch­e Blauglocke­nbaum kommt nun auch im Staatswald vor.

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