Bahn verstärkt Sicherheitspersonal am Bahnhof
Verantwortliche in Ravensburg wollen auf Probleme reagieren – Gewalt, Dreck und Drogen
RAVENSBURG - Der Bahnhof in Ravensburg hat sich in den vergangenen Monaten zu einer neuen Problemecke entwickelt. Bahnkunden und Passanten klagen über teils gewaltbereite Gruppen, eine Alkoholund Drogenszene, Müll und Vandalismus. Deutsche Bahn, Stadtverwaltung und auch die Polizei bestätigen diese Probleme weitgehend. Die Bahn will mit dem Einsatz von mehr Sicherheitspersonal reagieren.
„Sind wir am Bahnhof Zoo? Ist der Ravensburger Bahnhof ein rechtsfreier Raum, in dem geprügelt, Drogen konsumiert und gedealt werden darf, ohne Konsequenzen?“, schreibt der Redaktion eine Frau, die unter anderem Augenzeugin wurde, wie sich drei Männer offenbar wahllos vor dem Bahnhof einen anderen jungen Mann aussuchten und zusammenschlugen. Von den zahlreichen Passanten habe niemand eingegriffen.
„Erbärmliche Zustände, der Boden ist total versifft, niemand kümmert sich drum“, ergänzt ein Pendler aus Ravensburg. Und weiter: „Heute wurde ein Dunkelhäutiger angegangen, Bahnkunden schauten weg. Ich selbst bin schon am Morgen angepöbelt worden.“Auf Facebook ist die Rede von einer „schlimmen SpiceSzene am Ravensburger Bahnhof. Kräutermischungen haben Heroin, Methadon und Co. komplett ersetzt.“„Spice“ist ein synthetisches Marihuana, das im Labor hergestellt wird und extrem stark wirkt.
Der Polizeibericht weist insbesondere nach den Wochenenden fast regelmäßig Schlägereien im Bahnhofsumfeld auf. Häufig ist dabei Alkohol im Spiel.
Für den Ravensburger Stadtrat Rolf Engler gibt es inzwischen drei problematische Stellen in der Stadt: den nördlichen Marienplatz rund um die Bushäuschen, die Grüner-TurmStraße und neuerdings eben den Bahnhof mit Verlängerung in die „Clubmeile“. Der CDU-Stadtrat weiß von mehreren Frauen, die schon vormittags im Bahnhof massiv belästigt worden sind. Engler: „Und das sind gestandene Damen, die sich nicht so leicht einschüchtern lassen.“Auch Engler beobachtet eine Durchmischung mehrerer Szenen: Alkoholiker verbringen hier den Tag, sagt er. Sie träfen auf junge Flüchtlinge, die schon am Marienplatz Ärger gemacht hätten. Dazu komme eine Drogenszene.
„Die Situation ist uns bekannt“, sagt auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“Werner Graf vom Regionalbüro Stuttgart der Deutschen Bahn. Laut Graf hat die Bahn erste Maßnahmen eingeleitet: Das eigene Sicherheitspersonal der Bahn werde am Ravensburger Bahnhof verstärkt. Dazu kämen mehr Einsätze der Bundespolizei. Um Müll und Dreck in den Griff zu bekommen, sei auch die „Reinigungsleistung erhöht“worden. Werner Graf weiter: „Sollte sich die Lage nicht entspannen, müssen gegebenenfalls weitere Schritte zusammen mit der Stadt Ravensburg und der örtlichen Polizeibehörde eingeleitet werden.“
Gerade erst hat die Bahn eine Befragung unter Kunden gestartet: Wie zufrieden sind die Leute in Bezug auf Sicherheit und Sauberkeit, aber auch mit dem Umfeld, dem Gesamteindruck, den Einkaufsmöglichkeiten am Bahnhof?
Die Stadt Ravensburg hat die Ecke ebenfalls im Blick: „Die Problematik mit bestimmten Gruppen, insbesondere an Bahnhöfen als zentralen Orten, scheint in vielen Städten zuzunehmen. Ravensburg ist davon nicht ausgenommen“, sagt Sprecher Alfred Oswald: „Wir wissen, dass die Zustände eher schwieriger werden. Das bestätigt uns auch die Polizei, mit der wir im ständigen Austausch stehen.“
Die Stadt sorge am Bahnhof – dem Platz, der Unterführung und an den Toiletten – „mit erheblichem personellem Aufwand“für Sauberkeit. Oswald: „Das Erscheinungsbild ist enorm wichtig für die Aufenthaltsqualität und für das subjektive Sicherheitsgefühl.“Für die Sicherheit vor Ort müsse allerdings die Bundespolizei auf Bahnhofsgrund sorgen, in den sonstigen Bereichen die Landespolizei. Im Ravensburger Rathaus wird begrüßt, dass die Bahn jetzt eigene Sicherheitsdienste einsetzt, die Stadt würde beispielsweise aber auch Videoüberwachung am Bahnhof gerne sehen, sagt Alfred Oswald. Dafür wäre ebenfalls die Deutsche Bahn zuständig.