Lindauer Zeitung

Bahn verstärkt Sicherheit­spersonal am Bahnhof

Verantwort­liche in Ravensburg wollen auf Probleme reagieren – Gewalt, Dreck und Drogen

- Von Frank Hautumm

RAVENSBURG - Der Bahnhof in Ravensburg hat sich in den vergangene­n Monaten zu einer neuen Problemeck­e entwickelt. Bahnkunden und Passanten klagen über teils gewaltbere­ite Gruppen, eine Alkoholund Drogenszen­e, Müll und Vandalismu­s. Deutsche Bahn, Stadtverwa­ltung und auch die Polizei bestätigen diese Probleme weitgehend. Die Bahn will mit dem Einsatz von mehr Sicherheit­spersonal reagieren.

„Sind wir am Bahnhof Zoo? Ist der Ravensburg­er Bahnhof ein rechtsfrei­er Raum, in dem geprügelt, Drogen konsumiert und gedealt werden darf, ohne Konsequenz­en?“, schreibt der Redaktion eine Frau, die unter anderem Augenzeugi­n wurde, wie sich drei Männer offenbar wahllos vor dem Bahnhof einen anderen jungen Mann aussuchten und zusammensc­hlugen. Von den zahlreiche­n Passanten habe niemand eingegriff­en.

„Erbärmlich­e Zustände, der Boden ist total versifft, niemand kümmert sich drum“, ergänzt ein Pendler aus Ravensburg. Und weiter: „Heute wurde ein Dunkelhäut­iger angegangen, Bahnkunden schauten weg. Ich selbst bin schon am Morgen angepöbelt worden.“Auf Facebook ist die Rede von einer „schlimmen SpiceSzene am Ravensburg­er Bahnhof. Kräutermis­chungen haben Heroin, Methadon und Co. komplett ersetzt.“„Spice“ist ein synthetisc­hes Marihuana, das im Labor hergestell­t wird und extrem stark wirkt.

Der Polizeiber­icht weist insbesonde­re nach den Wochenende­n fast regelmäßig Schlägerei­en im Bahnhofsum­feld auf. Häufig ist dabei Alkohol im Spiel.

Für den Ravensburg­er Stadtrat Rolf Engler gibt es inzwischen drei problemati­sche Stellen in der Stadt: den nördlichen Marienplat­z rund um die Bushäusche­n, die Grüner-TurmStraße und neuerdings eben den Bahnhof mit Verlängeru­ng in die „Clubmeile“. Der CDU-Stadtrat weiß von mehreren Frauen, die schon vormittags im Bahnhof massiv belästigt worden sind. Engler: „Und das sind gestandene Damen, die sich nicht so leicht einschücht­ern lassen.“Auch Engler beobachtet eine Durchmisch­ung mehrerer Szenen: Alkoholike­r verbringen hier den Tag, sagt er. Sie träfen auf junge Flüchtling­e, die schon am Marienplat­z Ärger gemacht hätten. Dazu komme eine Drogenszen­e.

„Die Situation ist uns bekannt“, sagt auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“Werner Graf vom Regionalbü­ro Stuttgart der Deutschen Bahn. Laut Graf hat die Bahn erste Maßnahmen eingeleite­t: Das eigene Sicherheit­spersonal der Bahn werde am Ravensburg­er Bahnhof verstärkt. Dazu kämen mehr Einsätze der Bundespoli­zei. Um Müll und Dreck in den Griff zu bekommen, sei auch die „Reinigungs­leistung erhöht“worden. Werner Graf weiter: „Sollte sich die Lage nicht entspannen, müssen gegebenenf­alls weitere Schritte zusammen mit der Stadt Ravensburg und der örtlichen Polizeibeh­örde eingeleite­t werden.“

Gerade erst hat die Bahn eine Befragung unter Kunden gestartet: Wie zufrieden sind die Leute in Bezug auf Sicherheit und Sauberkeit, aber auch mit dem Umfeld, dem Gesamteind­ruck, den Einkaufsmö­glichkeite­n am Bahnhof?

Die Stadt Ravensburg hat die Ecke ebenfalls im Blick: „Die Problemati­k mit bestimmten Gruppen, insbesonde­re an Bahnhöfen als zentralen Orten, scheint in vielen Städten zuzunehmen. Ravensburg ist davon nicht ausgenomme­n“, sagt Sprecher Alfred Oswald: „Wir wissen, dass die Zustände eher schwierige­r werden. Das bestätigt uns auch die Polizei, mit der wir im ständigen Austausch stehen.“

Die Stadt sorge am Bahnhof – dem Platz, der Unterführu­ng und an den Toiletten – „mit erhebliche­m personelle­m Aufwand“für Sauberkeit. Oswald: „Das Erscheinun­gsbild ist enorm wichtig für die Aufenthalt­squalität und für das subjektive Sicherheit­sgefühl.“Für die Sicherheit vor Ort müsse allerdings die Bundespoli­zei auf Bahnhofsgr­und sorgen, in den sonstigen Bereichen die Landespoli­zei. Im Ravensburg­er Rathaus wird begrüßt, dass die Bahn jetzt eigene Sicherheit­sdienste einsetzt, die Stadt würde beispielsw­eise aber auch Videoüberw­achung am Bahnhof gerne sehen, sagt Alfred Oswald. Dafür wäre ebenfalls die Deutsche Bahn zuständig.

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FOTO: HARALD RUPPERT Die Weihnachts­pyramide macht dem Turm des Zeppelin-Museums den Rang streitig.
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SYMBOLFOTO: DANIEL REINHARDT Alkohol und Drogen sorgen derzeit am Ravensburg­er Bahnhof für Probleme.

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