Betrug: Chemikalie soll Zettel zu Geld machen
Angeblicher US-Amerikaner ergaunert von Unterallgäuerin 2800 Euro – Jetzt sitzt er in Haft
MEMMINGEN - Mit einem billigen Taschenspieler-Trick hat ein 33 Jahre alter Mann, der nach eigenen Angaben aus Kamerun stammt, eine 71 Jahre alte Frau betrogen. Die Geschichte mit der unglaublichen Betrugsmasche begann bereits vor einigen Wochen, als die Frau ein Haus im Internet für eine Million Euro zum Kauf anbot. Daraufhin meldete sich der 31-Jährige per E-Mail und gab sich als US-Amerikaner aus. Nach einem Auslandseinsatz in Afghanistan habe er die Möglichkeit 7,2 Millionen Euro Bargeld zu bekommen. Im Laufe der Zeit baute der Unbekannte durch den Mailkontakt ein Vertrauensverhältnis zu der Frau auf.
Um die Geldscheine unbemerkt über die Grenzen und am Zoll vorbeizuschmuggeln, seien sie chemisch behandelt worden. Der angebliche Immobilieninteressent versprach der Frau, ein Diplomat werde als Kurier der Geldsumme fungieren und mit ihr Kontakt aufnehmen. Dieser solle von der Frau auch für den Transport des Geldes bezahlt werden.
Polizei greift zu
Was dann geschah, klingt wahrlich abenteuerlich: Bei einem Treffen der Frau mit dem angeblichen Diplomaten zeigte dieser ihr einen kleinen Tresor, in dem sich weiße Papierscheine befanden – angeblich chemisch behandeltes, echtes Geld. Um die Unterallgäuerin zu überzeugen, entnahm der Unbekannte zwei Scheine und „verwandelte“sie in echtes Geld. Tatsächlich aber habe der Mann die Frau mit einem billigen Trick getäuscht, schildert Hauptkommissar Winfried Weber von der Kripo Memmingen. Doch die Unterallgäuerin überzeugte das offensichtlich. Sie übergab dem angeblichen Diplomaten 2800 Euro. Die Betrugsmasche wird auch als „WashWash-Trick“bezeichnet.
Der Mann und die Frau aus dem Unterallgäu vereinbarten ein weiteres Treffen. Dabei sollten 40 000 Euro „gewaschen“werden. Doch dazu kam es nicht. Die Frau wurde misstrauisch und informierte die Polizei. Bei Bad Grönenbach (Unterallgäu) wurde der Mann festgenommen.
Damit sei ein größerer Vermögensschaden verhindert worden, sagt Kriminalbeamter Weber. Gegenüber der Polizei gab der angebliche Diplomat aus den USA an, dass er aus Kamerun stamme. Inzwischen ist gegen ihn ein Haftbefehl ergangen und er sitzt in Untersuchungshaft. Die Kripo geht nach den bisherigen Ermittlungen davon aus, dass er Mitglied einer nigerianischen Bande ist, die mit dem sogenannte „Wash-Wash-Trick“betrügt. Dabei gelinge es den Tätern wohl immer wieder, glaubhaft und überzeugend aufzutreten. „Eigentlich handelt es sich um billige Hütchenspielertricks“, sagt Weber. Dabei würden echte Geldscheine und wertlose Papierzettel so geschickt hin- und hergeschoben, dass die Betrüger sich bereichern und das Opfer es zunächst nicht einmal bemerkt.
Völliger Unsinn sei natürlich die Geschichte von der Chemikalie, mit der man Geldscheine zu weißen Papierzetteln machen könne, um sie später wieder in Noten umzuwandeln. Es sei chemisch nicht möglich, Geldscheine zu bleichen und danach wieder in ihren ursprünglichen Zustand zu versetzen, sagt Weber.
Die Betrüger nutzten aber eine solche Zaubertrick-Vorführung, um ein Opfer abzulenken und zum Staunen zu bringen. Die Betrogenen sollen dazu gebracht werden, immer mehr Geld zur Verfügung zu stellen und „waschen“zu lassen. Im Verlauf werden sie dann mit Taschenspielertricks um ihr Bares gebracht. Statt Geldscheinen haben sie am Ende wertloses Papier in den Händen.