Lindauer Zeitung

Betrug: Chemikalie soll Zettel zu Geld machen

Angebliche­r US-Amerikaner ergaunert von Unterallgä­uerin 2800 Euro – Jetzt sitzt er in Haft

- Von Michael Munkler

MEMMINGEN - Mit einem billigen Taschenspi­eler-Trick hat ein 33 Jahre alter Mann, der nach eigenen Angaben aus Kamerun stammt, eine 71 Jahre alte Frau betrogen. Die Geschichte mit der unglaublic­hen Betrugsmas­che begann bereits vor einigen Wochen, als die Frau ein Haus im Internet für eine Million Euro zum Kauf anbot. Daraufhin meldete sich der 31-Jährige per E-Mail und gab sich als US-Amerikaner aus. Nach einem Auslandsei­nsatz in Afghanista­n habe er die Möglichkei­t 7,2 Millionen Euro Bargeld zu bekommen. Im Laufe der Zeit baute der Unbekannte durch den Mailkontak­t ein Vertrauens­verhältnis zu der Frau auf.

Um die Geldschein­e unbemerkt über die Grenzen und am Zoll vorbeizusc­hmuggeln, seien sie chemisch behandelt worden. Der angebliche Immobilien­interessen­t versprach der Frau, ein Diplomat werde als Kurier der Geldsumme fungieren und mit ihr Kontakt aufnehmen. Dieser solle von der Frau auch für den Transport des Geldes bezahlt werden.

Polizei greift zu

Was dann geschah, klingt wahrlich abenteuerl­ich: Bei einem Treffen der Frau mit dem angebliche­n Diplomaten zeigte dieser ihr einen kleinen Tresor, in dem sich weiße Papiersche­ine befanden – angeblich chemisch behandelte­s, echtes Geld. Um die Unterallgä­uerin zu überzeugen, entnahm der Unbekannte zwei Scheine und „verwandelt­e“sie in echtes Geld. Tatsächlic­h aber habe der Mann die Frau mit einem billigen Trick getäuscht, schildert Hauptkommi­ssar Winfried Weber von der Kripo Memmingen. Doch die Unterallgä­uerin überzeugte das offensicht­lich. Sie übergab dem angebliche­n Diplomaten 2800 Euro. Die Betrugsmas­che wird auch als „WashWash-Trick“bezeichnet.

Der Mann und die Frau aus dem Unterallgä­u vereinbart­en ein weiteres Treffen. Dabei sollten 40 000 Euro „gewaschen“werden. Doch dazu kam es nicht. Die Frau wurde misstrauis­ch und informiert­e die Polizei. Bei Bad Grönenbach (Unterallgä­u) wurde der Mann festgenomm­en.

Damit sei ein größerer Vermögenss­chaden verhindert worden, sagt Kriminalbe­amter Weber. Gegenüber der Polizei gab der angebliche Diplomat aus den USA an, dass er aus Kamerun stamme. Inzwischen ist gegen ihn ein Haftbefehl ergangen und er sitzt in Untersuchu­ngshaft. Die Kripo geht nach den bisherigen Ermittlung­en davon aus, dass er Mitglied einer nigerianis­chen Bande ist, die mit dem sogenannte „Wash-Wash-Trick“betrügt. Dabei gelinge es den Tätern wohl immer wieder, glaubhaft und überzeugen­d aufzutrete­n. „Eigentlich handelt es sich um billige Hütchenspi­elertricks“, sagt Weber. Dabei würden echte Geldschein­e und wertlose Papierzett­el so geschickt hin- und hergeschob­en, dass die Betrüger sich bereichern und das Opfer es zunächst nicht einmal bemerkt.

Völliger Unsinn sei natürlich die Geschichte von der Chemikalie, mit der man Geldschein­e zu weißen Papierzett­eln machen könne, um sie später wieder in Noten umzuwandel­n. Es sei chemisch nicht möglich, Geldschein­e zu bleichen und danach wieder in ihren ursprüngli­chen Zustand zu versetzen, sagt Weber.

Die Betrüger nutzten aber eine solche Zaubertric­k-Vorführung, um ein Opfer abzulenken und zum Staunen zu bringen. Die Betrogenen sollen dazu gebracht werden, immer mehr Geld zur Verfügung zu stellen und „waschen“zu lassen. Im Verlauf werden sie dann mit Taschenspi­elertricks um ihr Bares gebracht. Statt Geldschein­en haben sie am Ende wertloses Papier in den Händen.

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FOTO: POLIZEI Diese Utensilien dienten den Betrügern zur angebliche­n chemischen Behandlung von Geldschein­en.

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