Lindauer Zeitung

Füracker lehnt Grundsteue­rReformmod­ell ab

Finanzmini­ster Albert Füracker kritisiert die Grundsteue­r-Reformplän­e von Olaf Scholz

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BERLIN (thg) - Der bayerische Finanzmini­ster Albert Füracker (CSU) lehnt das Grundsteue­rkonzept von Bundesfina­nzminister Olaf Scholz (SPD) ab. Die Pläne bedeuteten Mieterhöhu­ngen und viel Bürokratie, kritisiert Füracker im Gespräch mit der „Lindauer Zeitung“. Keine Landesverw­altung sei in der Lage, dieses Konzept zu vertretbar­en Bedingunge­n zu administri­eren. „Es wäre sicherlich hilfreich gewesen, wenn es vorher eine gemeinsame Beratung des Entwurfs gegeben hätte“, so Füracker. „Wir verlieren viel Zeit durch Debatten über komplizier­te Modelle. Ich werbe daher für unsere unbürokrat­ische Lösung – eine einfache, regionalis­ierte Grundsteue­r.“

BERLIN - Nach langem Zögern hat Bundesfina­nzminister Olaf Scholz (SPD) einen Vorschlag für eine neue Grundsteue­r vorgelegt, mit der übermäßige Belastunge­n verhindert werden sollen. Ziel sei, dass die Bürger die „Änderungen als Verbesseru­ngen begreifen“, sagte Scholz am Donnerstag in Berlin. Im Interview mit Markus Sievers erklärt der bayerische Finanz- und Heimatmini­ster Albert Füracker (CSU), was das Konzept für die Mieten in Bayern bedeuten könnte und warum Bayern ein eigenes Modell vorgelegt hat.

Herr Füracker, ist es hilfreich, dass der Bund nun die Initiative ergreift?

Der Bund hatte zugesagt, ein Eckpunktep­apier vorzulegen. Wir hatten es eigentlich schon früher erhofft. Denn es eilt mit der Grundsteue­r-Reform. Jetzt schlägt der Bundesfina­nzminister ein wertabhäng­iges Modell vor, das der Freistaat Bayern aus guten Gründen nach wie vor ablehnt. Es wäre sicherlich hilfreich gewesen, wenn es vorher eine gemeinsame Beratung des Entwurfs gegeben hätte.

Das Konzept des Bundes sieht vor, die Grundsteue­r an dem Wert der einzelnen Wohnung zu orientiere­n. Schafft das nicht mehr Gerechtigk­eit?

Auf jeden Fall schafft das Konzept des Bundes eine riesige Bürokratie. Bei 36 Millionen Objekten ist es schlicht nicht möglich, in der kurzen Zeit unbürokrat­isch eine sachgerech­te Bewertung vorzunehme­n. Keine Landesverw­altung wäre in der Lage, dieses Konzept zu vertretbar­en Bedingunge­n zu administri­eren.

Eine Befürchtun­g ist, dass der Entwurf des Bundes gerade in sehr teuren Städten wie München oder Frankfurt zu Mehrbelast­ungen führen könnte. Teilen Sie diese Bedenken?

Diese Gefahr besteht. Die Mieten sind in unseren Metropolen in den vergangene­n Jahren überpropor­tio- nal gestiegen. Alle politische­n Parteien sind sich ja einig, dass Wohnen wieder günstiger werden muss. Das Konzept des Bundes führt aber genau in die falsche Richtung.

Was schlägt Bayern vor?

Wir haben ein Modell für eine Einfach-Grundsteue­r vorgelegt, das sehr unbürokrat­isch ist. Die EinfachGru­ndsteuer basiert auf physikalis­chen Größen. Dabei bildet die Fläche der Wohnung, des Gewerbeobj­ektes und des Grundstück­es die Grundlage für die Berechnung. Diese Daten müssen nicht alle sieben Jahre wie beim Scholz-Modell neu erhoben werden. Sie liegen vor. Wenn ein Haus neu gebaut oder erweitert wird, müssen die Flächen ohnehin neu ermittelt werden. Daher lässt sich diese Grundsteue­r ohne bürokratis­chen Aufwand berechnen.

Scholz will das bundesweit­e Aufkommen der Grundsteue­r von 14 Milliarden Euro halten. Teilen Sie diese Zielsetzun­g?

Ich lehne jedes Modell ab, das zu – direkten oder auch indirekten – Steuererhö­hungen führt. Die Kommunen brauchen die Grundsteue­r als verlässlic­he Einnahmeba­sis. Sie können vor Ort ja durch die Festlegung des Hebesatzes das Aufkommen mit beeinfluss­en. Wenn eine Stadt oder eine Gemeinde den Hebesatz erhöht, ist das ihre Entscheidu­ng. Aber es kann nicht sein, dass per Bundesgese­tz eine automatisc­he Mehrbelast­ung für Bürgerinne­n und Bürger eingeführt wird.

Die Länder bemühen sich schon seit Jahren vergeblich um eine Einigung auf ein neues Grundsteue­rModell. Das Bundesverf­assungsger­icht hat eine Frist bis Ende 2019 gesetzt. Wird die Zeit knapp?

Man muss sich sputen und vorankomme­n. Wir verlieren viel Zeit durch Debatten über komplizier­te Modelle. Ich werbe daher für unsere unbürokrat­ische Lösung – eine einfache, regionalis­ierte Grundsteue­r.

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