Für Menschen mit Handicap ist selten Platz
Westallgäuer Firma schafft neue Stelle für junge Frau – Vermitteln ist oft schwierig
LINDAU (ee) - Der kommende Montag ist für eine junge Westallgäuerin schon jetzt ein Glückstag: Dann fängt die Frau in ihrer neuen Firma an. Was so selbstverständlich klingt, ist auch für Katja Häring von der Lindauer Arbeitsagentur ein Glücksfall: Denn ihre Kundin hat ein Handicap, zählt zur Gruppe der rund 80 schwerbehinderten Arbeitslosen.
Noch immer scheuen sich viele Firmen, einen Mitarbeiter mit Behinderung einzustellen. Für Gerald Dahm, Personalchef der Schmid GmbH, ist das kein Grund: Seine Firma schafft sogar einen neuen Arbeitsplatz, um sich so eine engagierte neue Kraft heranzuziehen.
Die junge Frau hat ihre Metallausbildung in einem Berufsbildungswerk absolviert. Mit der Agenturmitarbeiterin Katja Häring im Rücken, hat sie sich im Westallgäu beworben. „Eigentlich haben wir derzeit gar keine Stelle frei gehabt“, sagt Dahm im Gespräch mit der LZ. Doch beim Probearbeiten habe die junge Frau vor allem mit ihrem Engagement und ihrem Wissensdurst überzeugt. Deswegen sei für seine Firma klar gewesen: „Wir stellen sie ein und arbeiten sie in den nächsten Monaten in unserer Produktion ein, um dann bei Bedarf eine gute Mitarbeiterin bereits im Haus zu haben.“
Häring, in der Arbeitsagentur für die berufliche Eingliederung von Schwerbehinderten zwischen Mindelheim und Lindau zuständig, freut sich für ihre Kundin. Denn allein im Kreis Lindau weist die aktuelle Monatsbilanz in der Sparte Menschen mit Behinderung 81 Arbeitslose auf. „Und an der Zahl hat sich seit Monaten nicht viel geändert.“
Dabei unterstütze einerseits die Arbeitsagentur Betriebe in einem solchen Fall mit einem Eingliederungszuschuss, der in der Regel sechs bis zwölf Monate lang gezahlt werde. Zudem müsse der Betrieb dann weniger Ausgleichsabgabe zahlen – die wird fällig, wenn Firmen mit mehr als 20 Mitarbeitern nicht fünf Prozent ihrer Arbeitsplätze an Menschen mit Behinderung vergeben.
In Dahms Augen ist das beides „interessant für Arbeitgeber“. Seiner Firma gehe es aber vor allem um neues Personal. Und das kommt eben letztlich der jungen Westallgäuerin zugute, die nun ihren Lebensunterhalt selbst verdienen kann.
„Behinderte profitieren nicht vom guten Arbeitsmarkt.“Manuel Zeiler