Zäsur im Lindauer Behindertenbeirat
Eike von Hoyer und Anton Ziegler übergeben ihre Ämter an ein Team
LINDAU - Ein Ära geht zu Ende. Anton Ziegler und Eike von Hoyer verlassen den Vorstand des Behindertenbeirates im Landkreis Lindau. Sie traten auf der Mitgliederversammlung vom Mittwoch nicht erneut an. Damit verliert der Verein seinen ersten und zweiten Vorsitzenden, die Nachfolge tritt ein Team an.
Eike von Hoyer hat elf Jahre lang die Behindertenarbeit im Landkreis Lindau geprägt. Zahlreiche Aktionen, Exkursionen und Veranstaltungen hat er im als Verein organisierten Behindertenbeirat auf den Weg gebracht. Besonders am Herzen lag von Hoyer die Fotoausstellung am VHG zum Welt-Down-Syndrom-Tag, die Kinder zeigt, die mit der Genmutation leben. „Im Zentrum meiner Arbeit als Vorsitzender stand immer der Kampf für Inklusion“, sagt er. Inklusion meint die bessere Einbindung von Menschen mit Behinderung in den gesellschaftlichen Alltag.
Von Hoyer tritt aus gesundheitlichen Gründen zurück. Seine Krankheit erfordere immer längere Behandlungen. „Ich will mich jetzt in meiner Freizeit auf meine Familie und meine Arbeit konzentrieren“, sagt er. Die Zeit für das Ehrenamt fehle ihm einfach. Bis zu zwei Wochen seines Jahresurlaubs habe er bisher dafür opfern müssen.
Mit Anton Ziegler verliert der Verein nicht nur seinen zweiten Vorsitzenden, sondern ein Urgestein aus seiner Gründungszeit. Seit 20 Jahren ist Ziegler für den Verein in allen möglichen Positionen aktiv. Johann Zeh, der den Landrat auf der Sitzung vertrat, sagt über Ziegler: „Er war immer das Gesicht der Behindertenarbeit im Landkreis.“Zieglers großes Anliegen war die Barrierefreiheit.
Als Behindertenbeauftragter der Stadt hat er bei diesem Thema ein großes Mitspracherecht. So hat er etwa durchgesetzt, dass der renovierte Cavazzen auch einen ebenerdig erreichbaren Haupteingang bekommt, den Rollstuhlfahrer nutzen können. Gemeinsam mit Eike von Hoyer hat er in den letzten zwei Jahren Lindaus zahlreiche Baustellen begleitet und sich für die Belange von Behinderten eingesetzt. Die Ergebnisse ihrer Arbeit kann man in der ganzen Stadt sehen. Beispielsweise am Blindenleitsystem am Kreisverkehr in der Kolpingstraße.
Die Suche nach einem Nachfolger war schwierig
Ziegler sagt: „Es geht aber auch nicht nur um bauliche Veränderungen, sondern auch darum, die Barrieren in den Köpfen wegzukriegen.“Er scheidet altershalber aus dem Vorstand aus, will den Verein aber wie Eike von Hoyer mit gutem Rat weiterhin begleiten. Ihre Erfahrung bleibt dem Verein also erhalten.
Dass der Rücktritt der zwei engagierten Vorstände für den Verein ein großer Umbruch ist, zeigt sich schon dadurch, dass sich niemand fand, der das Amt des ersten Vorsitzenden übernehmen wollte. Von Hoyer: „Niemand wollte die Arbeit und die Verantwortung übernehmen, deshalb muss sich was ändern.“Er habe kurzzeitig Sorge gehabt, dass es dem Behindertenbeirat ginge wie manchen Sportvereinen, und sich gar niemand finden ließe. Dann hätte ein Gericht die Leitung des Vereins übernehmen müssen, das geht in der Regel mit einer Auflösung einher.
Die Mitgliederversammlung hat jetzt Christina Gentili vom Landratsamt Lindau als zweite Vorsitzende gewählt. Sie wird zunächst kommissarisch und mit Hilfe der anderen fünf Vorstände den Verein leiten. Künftig soll ein Vorstandsteam die bisherige Arbeit des ersten Vorsitzenden unter sich aufteilen. Gentili sagt: „Die Alltagsbewältigung für Behinderte ist immer schwerer, deswegen will kaum ein Betroffener sich noch engagieren.“Der Vorstand habe jetzt mehr Mitglieder, die sich schon von Berufs wegen mit dem Thema befassen.