Wir helfen spürt wachsende Altersarmut
In fast 240 Fällen muss LZ-Bürgeraktion einspringen – Immer häufiger sind es Frauen mit nur wenig Rente
LINDAU - Ihr Leben lang hat die Frau für Mann und Kinder gesorgt. Jetzt, im Alter, bekommt sie nur eine kleine Witwenrente. Davon lässt sich weder der neue Kühlschrank zahlen noch ihre Medikamente. Und solche Schicksale kennen Barbara KrämerKubas und Anneliese Spangehl zur Genüge: Die beiden Vertreterinnen der LZ-Bürgeraktion Wir helfen erhalten immer häufiger Hilferufe von älteren Frauen. „Die Altersarmut wächst“, schildern die beiden in ihrer Jahresbilanz.
In knapp 240 Fällen ist die Aktion Wir helfen in diesem Jahr bisher Retter in der Not gewesen. Das waren im vergangenen Jahr gut 40 mehr. Allerdings: Schon jetzt summieren sich die bewilligten Anträge auf mehr als 60 000 Euro. Dass in Familien das Geld aus unterschiedlichen Gründen mal knapp sein kann, ist den Wir-helfen-Frauen bewusst. Was beide jedoch bedrückt: „Immer mehr ältere Frauen brauchen Hilfe“, schildert Krämer-Kubas.
Minijob als erste Stufe zur kargen Rente
Es sind oftmals Frauen, die sich viele Jahre nur um das Wohlergehen ihrer Familie gekümmert haben. Die erst ihre Kinder großgezogen und später die eigenen Eltern gepflegt haben. Einem Beruf nachgehen und eigene Rentenansprüche aufbauen? Fehlanzeige.
„Wobei etliche dieser Frauen durchaus neben der Familie noch eine Arbeit gehabt haben“, weiß Spangehl. Doch sie hätten dann zumeist nur stundenweise als Putzfrau, Haushaltshilfe oder Verkäuferin gearbeitet, um zusätzliches Geld fürs Familienauto oder einen Urlaub zu verdienen. Ein Zubrot eben, manchmal auch einfach bar auf die Hand. Über ihre spätere Rente hätten sich diese Frauen nie Gedanken gemacht. Schließlich gab es ja einen Ehemann, der sie versorgt. Nach dessen Tod bleibt ihnen aber nur eine teilweise karge Witwenrente. Was Krämer-Kubas zu denken gibt: Angesichts der Vielzahl der heutigen Minijobs könnte sich diese Entwicklung in Richtung Altersarmut noch beschleunigen. Und auch geänderte Lebenssituationen wirken sich aus, etwa eine Scheidung: Da vertrauen Frauen lange Zeit auf die angekündigte gute Rente ihres Mannes – die jener dann aber nach einer Trennung mit einer anderen Partnerin genießt. Die Konsequenz: Die Einkünfte im Alter reichen oft gerade so für die Mietwohnung. Zum Leben, für den Alltag bleibt nur wenig Geld. Gehen dann Waschmaschine oder Kühlschrank kaputt, ist die Aktion Wir helfen die letzte Rettung. Denn ein dickes Sparbuch haben solche Rentnerinnen nicht. „Woher auch? Diese Frauen haben ja nichts zum Zurücklegen“, gibt Krämer-Kubas zu bedenken. Alters-Grundsicherung beim Sozialamt beantragen sie aus Scham nicht. In zahlreichen Fällen hat Wir helfen in diesem Jahr alten Menschen aber auch Zuschüsse für Brillen, orthopädische Schuhe oder Zahnersatz gegeben. Immer wieder hat die Bürgeraktion sogar jenen Betrag an die Krankenkasse überwiesen, den diese für die Befreiung von der gesetzlichen Zuzahlung für Medikamente verlangt – „denn selbst diese knapp hundert Euro sind für eine Rentnerin oft zu viel“, erleben die Wir-helfenVertreterinnen immer wieder.