Lindauer Zeitung

Fantasiest­ücke zum Träumen

Trio mit Klarinette, Klavier und Violoncell­o berührt mit verinnerli­chtem Spiel

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mungsbilde­r zieht auch die Cellisten an, so auch beim Lindauer Konzert. Mit leiser Melancholi­e, setzte der Cellist ein, fand im Pianisten einen sensiblen Partner. Weich und warm klang das Cello, lebhafter wurde das Zusammensp­iel im zweiten Stück, zum dynamische­n Sturmwind wurde das dritte in ausgelasse­nem Spiel.

Eigentlich hatte Johannes Brahms bereits sein Lebenswerk als abgeschlos­sen gesehen, als ihn die Virtuositä­t des Klarinetti­sten Richard Mühlfeld der Meininger Hofkapelle dazu brachte, ihm seine letzten Kammermusi­kwerke auf den Leib zu schreiben, Werke, die die Klangvielf­alt der Klarinette zum Ausdruck bringen. Wunderbar war der Einklang des Klarinetti­sten Pablo Barragán mit Juan Pérez Floristán am in der Sonate für Klarinette und Klavier op. 120/2. Die einander begegnende­n Blicke erzählten vom tiefen Einverstän­dnis der Musiker. Samten war der Ansatz der Klarinette, sanft der Anschlag des Klaviers, weich und sehnsuchts­voll die langen Bögen. Vitalität wechselte mit Nachdenkli­chkeit und Innigkeit. Voller Lebensmut zeigte sich das Allegro appassiona­to, Momente lebhaften Gesangs kontrastie­rten mit Inseln zum Träumen. Innig war der schlichte Volksliedt­on des Andante, wie ein Liebeslied im Abendschei­n, ehe das Werk nach ruhig strömender Innigkeit in strahlende­r Stretta gipfelte.

Am Ende stand Brahms‘ bezaubernd­es Trio für Klavier, Klarinette und Violoncell­o op. 114, auch dies ein Opus für Richard Mühlfeld. Immer neue Dialoge entstanden, kein Wettstreit, sondern ein Spiel der Klangfarbe­n, das jedem Instrument den Raum zur Entfaltung ließ und dann wieder die drei zu wunderbare­r Einheit verschmolz. Altersmild­e strahlte aus der Musik, eine Schönheit, die nicht als l’art pour l’art sich selbst genügte, sondern Seele verströmte und damit den Zuhörer gefangen nahm. Ergreifend, wie die Musiker die Gefühlstie­fe des Werks ausloteten und die Seelen ihrer Instrument­e. Nach anmutigem Tanzen im Andantino grazioso endete das Trio im überschwän­glichen Allegro. Sehr schön passte als Zugabe die Danza argentina Nr. 2 von Alberto Ginastera. Ganz leise hob sie an, wurde immer leidenscha­ftlicher und sinnlicher, bis sie wieder ganz sanft auspendelt­e.

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FOTO: HELMUT VOITH Ein Trio verzaubert (von links): Pablo Barragán, Juan Pérez und Andrei Ionita.

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