Bremse fürs Bahnhofsareal
Memminger Initiative will Bürgerbegehren gegen Großprojekt erreichen – 2700 Unterstützer-Unterschriften nötig
MEMMINGEN - Mit einem Bürgerbegehren will die Initiative „Zukunft Bf/4 Zukunftsfähiges Bahnhofsareal – Wir fordern Mitbestimmung!“das geplante Großprojekt „Quartier Maximilianstraße Memmingen“stoppen. Das teilte sie am Mittwoch mit. Für den nächsten Schritt werden mindestens 2700 Unterstützer-Unterschriften benötigt. Deren Sammlung soll heute beginnen.
Als „losen Zusammenschluss von Memminger Bürgern“bezeichnet sich die Initiative. Als Sprecher erklärten Franziska Mamitzsch und Jakob Gutermann im Café Konnex rund 20 Interessierten, was sie wollen: die von der niederländischen Firma Ten Brinke geplante Bebauung auf dem rund 7600 Quadratmeter großen Areal zwischen Bahnhofstraße, Kalchstraße, Heidengasse und Maximilianstraße verhindern.
Dort sollen rund 3750 Quadratmeter für bis zu 39 Wohnungen entstehen, etwa 4500 Quadratmeter für Handel, 1625 Quadratmeter für Dienstleistung/Büros, 2800 Quadratmeter für ein Hotel sowie 320 Quadratmeter für Gastronomie. Unter dem Areal soll eine zweigeschossige Tiefgarage gebaut werden. Insgesamt soll das Projekt rund 45 Millionen Euro kosten. Das Areal gehört derzeit noch größtenteils der Stadt und der Mewo. Als „Blockierer“sieht sich die Initiative nicht: „Lieber nochmals zwei bis fünf Jahre Zeit nehmen, damit es gut und nachhaltig für die Bürger wird – das ist besser als eine schlechte Lösung“, ist Gutermann überzeugt. Das sind die Hauptkritikpunkte der Initiative:
Verlust der Einflussnahme:
Die Stadt gibt alle Mitsprache aus der Hand, wenn Ten Brinke alleiniger und profit-orientierter Investor ist. Die Stadt verliert ein Areal mit Wertsteigerungspotenzial. „Es ist ein politischer Fehler, jetzt zu verkaufen“, sagt die Initiative.
Große Parzellierung:
Wenn das Projekt nicht gut läuft oder in die Jahre kommt, betrifft das gleich ein großes Areal.
Mangelnde Bürgerbeteiligung:
„Eine öffentliche Diskussion wurde uns im September am Rande der Bürgerversammlung zugesagt, bisher ist aber nichts passiert“, bedauert Franziska Mamitzsch. Zudem fehle die Begleitung durch ein unabhängiges Fachgremium.
Schlechter Entwurf:
Die Bauhöhe sowie die Höhenunterschiede zwischen den einzelnen Gebäuden seien zu groß. Problematisch seien auch die geplanten Zu- und Abfahrten für Zuliefer-Lkw und Tiefgarage an der Bahnhofsstraße. Unklar ist auch die Fassadengestaltung. Die Initiative befürchtet billiges, unschönes Material. Schützenswerte historische Gebäude könnten verloren oder zumindest im Gesamtkomplex untergehen. Zudem wirke das geplante dreigeschossige Hotel „wie ein hoher Riegel“und sperre die Innenstadt eher ab, als wie ein Tor zu wirken.
Bezahlbarer Wohnraum:
„Sind dort Wohnungen für Familien oder Einzelpersonen geplant? Wer kann sich diese Wohnungen leisten und was sollen sie kosten?“, fragt die Initiative. Einige Wohnungen hätten nur Fenster nach Norden – das mache sie unattraktiv.
Zu viel Konsumzwang:
Der Initiative fehlen Flächen ohne Geschäfte. „Jeder sollte sich dort ohne den Zwang bewegen können, Geld ausgeben zu müssen“, so Gutermann.
Derzeit lässt die Initiative die Bürgerbegehren-Frage juristisch auf ihre Richtigkeit prüfen – unter anderem bei der Stadt Memmingen. Bisher lautet die Frage „Sind Sie dafür, das laufende Verfahren für die Neugestaltung des Bahnhofsareals nicht weiter zu verfolgen, um ein neues Verfahren mit Beteiligungsprozess für die Bürgerinnen und Bürger und unter Begleitung eines unabhängigen Fachgremiums zu ermöglichen?“ Erste Möglichkeit zum Unterschreiben ist heute ab 20 Uhr im Konnex (Marktplatz 9-10), am 8. Dezember (Samstag) ab 11 Uhr beim Spaziergang mit Heimatpfleger Günther Bayer und Architekt Franz G. Schröck (Treffpunkt am Goldenen Rad) sowie jeden Mittwoch ab 19 Uhr im Konnex. Weitere Listen sollen in Memminger Geschäften ausgelegt werden. Bis Februar sollen die rund 2700 Unterschriften gesammelt sein und dann der Stadtverwaltung zur Prüfung übergeben werden. „Zukunft Bf/4“ist optimistisch, die Memminger über das Bürgerbegehren zeitgleich mit der Europawahl im Mai abstimmen zu lassen.