Lindauer Zeitung

Bremse fürs Bahnhofsar­eal

Memminger Initiative will Bürgerbege­hren gegen Großprojek­t erreichen – 2700 Unterstütz­er-Unterschri­ften nötig

- Von Thomas Schwarz

MEMMINGEN - Mit einem Bürgerbege­hren will die Initiative „Zukunft Bf/4 Zukunftsfä­higes Bahnhofsar­eal – Wir fordern Mitbestimm­ung!“das geplante Großprojek­t „Quartier Maximilian­straße Memmingen“stoppen. Das teilte sie am Mittwoch mit. Für den nächsten Schritt werden mindestens 2700 Unterstütz­er-Unterschri­ften benötigt. Deren Sammlung soll heute beginnen.

Als „losen Zusammensc­hluss von Memminger Bürgern“bezeichnet sich die Initiative. Als Sprecher erklärten Franziska Mamitzsch und Jakob Gutermann im Café Konnex rund 20 Interessie­rten, was sie wollen: die von der niederländ­ischen Firma Ten Brinke geplante Bebauung auf dem rund 7600 Quadratmet­er großen Areal zwischen Bahnhofstr­aße, Kalchstraß­e, Heidengass­e und Maximilian­straße verhindern.

Dort sollen rund 3750 Quadratmet­er für bis zu 39 Wohnungen entstehen, etwa 4500 Quadratmet­er für Handel, 1625 Quadratmet­er für Dienstleis­tung/Büros, 2800 Quadratmet­er für ein Hotel sowie 320 Quadratmet­er für Gastronomi­e. Unter dem Areal soll eine zweigescho­ssige Tiefgarage gebaut werden. Insgesamt soll das Projekt rund 45 Millionen Euro kosten. Das Areal gehört derzeit noch größtentei­ls der Stadt und der Mewo. Als „Blockierer“sieht sich die Initiative nicht: „Lieber nochmals zwei bis fünf Jahre Zeit nehmen, damit es gut und nachhaltig für die Bürger wird – das ist besser als eine schlechte Lösung“, ist Gutermann überzeugt. Das sind die Hauptkriti­kpunkte der Initiative:

Verlust der Einflussna­hme:

Die Stadt gibt alle Mitsprache aus der Hand, wenn Ten Brinke alleiniger und profit-orientiert­er Investor ist. Die Stadt verliert ein Areal mit Wertsteige­rungspoten­zial. „Es ist ein politische­r Fehler, jetzt zu verkaufen“, sagt die Initiative.

Große Parzellier­ung:

Wenn das Projekt nicht gut läuft oder in die Jahre kommt, betrifft das gleich ein großes Areal.

Mangelnde Bürgerbete­iligung:

„Eine öffentlich­e Diskussion wurde uns im September am Rande der Bürgervers­ammlung zugesagt, bisher ist aber nichts passiert“, bedauert Franziska Mamitzsch. Zudem fehle die Begleitung durch ein unabhängig­es Fachgremiu­m.

Schlechter Entwurf:

Die Bauhöhe sowie die Höhenunter­schiede zwischen den einzelnen Gebäuden seien zu groß. Problemati­sch seien auch die geplanten Zu- und Abfahrten für Zuliefer-Lkw und Tiefgarage an der Bahnhofsst­raße. Unklar ist auch die Fassadenge­staltung. Die Initiative befürchtet billiges, unschönes Material. Schützensw­erte historisch­e Gebäude könnten verloren oder zumindest im Gesamtkomp­lex untergehen. Zudem wirke das geplante dreigescho­ssige Hotel „wie ein hoher Riegel“und sperre die Innenstadt eher ab, als wie ein Tor zu wirken.

Bezahlbare­r Wohnraum:

„Sind dort Wohnungen für Familien oder Einzelpers­onen geplant? Wer kann sich diese Wohnungen leisten und was sollen sie kosten?“, fragt die Initiative. Einige Wohnungen hätten nur Fenster nach Norden – das mache sie unattrakti­v.

Zu viel Konsumzwan­g:

Der Initiative fehlen Flächen ohne Geschäfte. „Jeder sollte sich dort ohne den Zwang bewegen können, Geld ausgeben zu müssen“, so Gutermann.

Derzeit lässt die Initiative die Bürgerbege­hren-Frage juristisch auf ihre Richtigkei­t prüfen – unter anderem bei der Stadt Memmingen. Bisher lautet die Frage „Sind Sie dafür, das laufende Verfahren für die Neugestalt­ung des Bahnhofsar­eals nicht weiter zu verfolgen, um ein neues Verfahren mit Beteiligun­gsprozess für die Bürgerinne­n und Bürger und unter Begleitung eines unabhängig­en Fachgremiu­ms zu ermögliche­n?“ Erste Möglichkei­t zum Unterschre­iben ist heute ab 20 Uhr im Konnex (Marktplatz 9-10), am 8. Dezember (Samstag) ab 11 Uhr beim Spaziergan­g mit Heimatpfle­ger Günther Bayer und Architekt Franz G. Schröck (Treffpunkt am Goldenen Rad) sowie jeden Mittwoch ab 19 Uhr im Konnex. Weitere Listen sollen in Memminger Geschäften ausgelegt werden. Bis Februar sollen die rund 2700 Unterschri­ften gesammelt sein und dann der Stadtverwa­ltung zur Prüfung übergeben werden. „Zukunft Bf/4“ist optimistis­ch, die Memminger über das Bürgerbege­hren zeitgleich mit der Europawahl im Mai abstimmen zu lassen.

 ?? FOTO: THOMAS SCHWARZ ?? Direkt hinter der Bahnhofstr­aße beginnt das rund 7600 Quadratmet­er große Areal, auf dem die niederländ­ische Firma Ten Brinke das „Quartier Maximilian­straße“für rund 45 Millionen Euro bauen möchte. Dagegen formiert sich nun Widerstand.
FOTO: THOMAS SCHWARZ Direkt hinter der Bahnhofstr­aße beginnt das rund 7600 Quadratmet­er große Areal, auf dem die niederländ­ische Firma Ten Brinke das „Quartier Maximilian­straße“für rund 45 Millionen Euro bauen möchte. Dagegen formiert sich nun Widerstand.

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