Abgerechnet wird am Schluss
Straßenbau an der B 19 zwischen Immenstadt und Sonthofen soll diese Woche enden
OBERALLGÄU - Ende der Woche sollen die aktuellen Straßenbauarbeiten an der B 19 zwischen Immenstadt und Sonthofen fertig sein. Damit ist das Ziel erreicht, die Straße spätestens zum Beginn der Wintersaison wieder vierspurig offen zu haben. Auf eine Punktlandung hofft das Staatliche Bauamt Kempten bei den Kosten: Etwa 6,6 Millionen Euro hatten Planer im Vorfeld für die Sanierung des Abschnitts bei Sonthofen angesetzt. Und für diese Höhe bot die Baufirma Hebel an, den Auftrag zu übernehmen. Die Schlussabrechnung fehlt zwar noch, aber Christian Kneip vom Bauamt geht davon aus, dass die Arbeiten im Kostenrahmen bleiben. Das klappt nicht immer.
Markantes Beispiel ist einige Kilometer nördlich die Brücke, die an der Anschlussstelle ImmenstadtStein B 19 und Iller überquert. Sie wird derzeit neu gebaut. Das Projekt kostet laut Dr. Christian Hocke etwa zehn Millionen Euro und ist damit 40 Prozent teurer als ursprünglich gedacht. Die ersten Überlegungen, dieses Bauwerk anzupacken, liegen freilich auch schon ein Jahrzehnt zurück. Die deutlichen Mehrkosten seien in diesem Fall dem Markt und der guten Baukonjunktur geschuldet, erklärt Hocke. Denn als das Bauamt das Vorhaben öffentlich ausschrieb, fand sich keine Firma, die es günstiger umsetzen wollte.
Billiger als berechnet
Manchmal läuft es dennoch anders herum: Den Auftrag für die Seeger Brücke, die heuer beispielsweise im Ostallgäu gebaut wurde, konnte das Bauamt günstiger vergeben als vorab berechnet. Und ebenso ging auch die Ausschreibung der drei B 19-Brückenbauten im Bereich Fischen/ Weiler aus: Eine Firma aus Österreich bot an, den Auftrag zehn Prozent günstiger zu übernehmen, als es das Bauamt berechnet hat. Eine gute Nachricht. Allerdings hatte das Bauamt ganz am Anfang der Bau-Überlegungen dort noch auf weit geringere Kosten gehofft.
Hocke erklärt, warum sich solche Kosten gerade bei längeren Planungen teils deutlich erhöhen: In so manchem Fall gibt es erst die Hoffnung, mit einer Sanierung hinzukommen. Dann entscheidet man sich vielleicht für einen Neubau und kalkuliert diesen grob anhand eines Durchschnittswertes, den eine Brücke pro Quadratmeter eben so kostet. Dann kommen beispielsweise Wünsche der Gemeinde oder des Wasserwirtschaftsamtes. Etwa, dass die Brücke breiter, höher und mit weniger Pfeilern entstehen soll. Je weiter die Planungen ins Detail gehen, desto eher erkenne man dann, was im Zuge eines solchen Projektes noch alles zu tun sei, sagt Hocke.
Und damit ist nicht getan, denn abgerechnet wird erst am Schluss. So können während des Baus zusätzliche Leistungen erforderlich sein oder auch einst eingeplante Dinge wegfallen. Auch manche berechnete Mengenangabe ändert sich, weil beispielsweise doch mehr Strecke asphaltiert wird, mehr auszubaggern oder aufzufüllen ist. Bis zu zehn Prozent seien solche Mengenmehrungen unternehmerisches Risiko, sagt Hocke. Geht es darüber hinaus, wird ebenso nachverhandelt wie bei zusätzlichen Arbeiten. Spielen auch noch Behinderungen eine Rolle, wird es richtig kompliziert: wenn beispielsweise ein Unternehmer mit seinem Auftrag in Verzug gerät und ein anderer dadurch nicht wie geplant weitermachen kann.
Der im Vorjahr angepackte Umbau an der Anschlussstelle Rauhenzell samt dortiger Brücken unter der B 19 ist zum Beispiel nicht abgehakt. Von den angesetzten 5,4 Millionen wurden bisher nur 4,7 bezahlt Dort fehlt die Schlussrechnung; eine Baufirma will mehrere Nachtragsvereinbarungen aushandeln. Dem Vernehmen nach geht es um über 200 000 Euro. Wie viel das Bauamt letztlich wirklich mehr zahlt, ist laut Projektleiter Kneip völlig offen. Man zahle keinesfalls mehr, als berechtigt ist.