Merz’scher Interessenkonflikt
Endspurt im spannenden Rennen um die Nachfolge von Angela Merkel als Vorsitzende der Christlich-Demokratischen Union: Der Countdown läuft, und Kandidat Friedrich Merz dreht noch einmal auf. Steuervorteil für Aktienkäufe zur Alterssicherung, lautet der jüngste Vorstoß des 63-Jährigen. Private Vorsorge für die Rente – das ist kein ganz neuer Vorschlag, und er ist im Grunde durchaus vernünftig. Im Zeitalter von anhaltenden Niedrigzinsen, in dem die klassischen Instrumente wie Sparbuch und Bundesschatzbrief keine Renditen mehr bringen, bieten sich auf den Aktienmärkten langfristig womöglich bessere Chancen zur Kapital- und Vermögensbildung.
Doch der Plan des Kandidaten für den CDU-Vorsitz wirkt unausgereift und hat durchaus ein Gschmäckle. Statt einer umstrittenen Einzelmaßnahme, die noch dazu Geringverdienern nicht hilft, sollte ein Gesamtkonzept erarbeitet werden, bei dem alles im Bereich der privaten Vorsorge auf den Prüfstand kommt und auch Riester- und Rürup-Renten untersucht und gegebenenfalls reformiert werden. Nach dem Debakel mit der angeblichen Volksaktie Telekom und den Erschütterungen der Finanzkrise vor zehn Jahren sind viele Deutsche vorsichtig und gewinnen erst langsam wieder Vertrauen in die Börsen zurück.
Doch noch immer sind die Deutschen kein Volk von Aktionären, die Vorbehalte sind weiterhin groß. Dass sich jetzt ausgerechnet Friedrich Merz zum obersten Fürsprecher einer Altersvorsorge über Aktien aufschwingt, macht ihn angreifbar. Schließlich arbeitet er bei Blackrock, dem größten Vermögensverwalter der Welt, der sein Geld auch damit macht, dass er für die Reichen der Welt Geld verwaltet und in Aktien anlegt. Sein Engagement als Aufsichtsratsvorsitzender der deutschen Gesellschaft von Blackrock sorgt für einen veritablen Interessenskonflikt. Dass einer der Hauptprofiteure seines Vorschlages am Ende Blackrock wäre, ist nicht von der Hand zu weisen. Merz’ Versuch, auf diesem Wege zu punkten, dürfte nach hinten losgehen.