Lindauer Zeitung

Polizei schließt Ermittlung­en im Fall Maria H. ab

Teenager war jahrelang untergetau­cht – 57-jährigem Begleiter droht eine Anklage

- Von Jürgen Ruf

FREIBURG (lsw) - Die heute 18-jährige Maria taucht vor mehr als fünf Jahren mit einem rund 40 Jahre älteren Mann unter. Dann kommt sie plötzlich freiwillig nach Freiburg in ihr Zuhause. Für ihren Begleiter könnte der Trip eine Gefängniss­trafe bedeuten. Die Polizei steht vor dem Abschluss der Ermittlung­en.

Der Mann war Anfang September in Italien festgenomm­en worden, die Behörden hatten ihn wenige Wochen später an Deutschlan­d ausgeliefe­rt. Seither sitzt der Verdächtig­e in Untersuchu­ngshaft. Er habe sich bei den darauffolg­enden Ermittlung­en zu den Vorwürfen geäußert, sagte eine Sprecherin der Polizei in Freiburg.

Bereits zuvor war Maria H. selbst mehrfach vernommen worden. Sie war kurz vor der Festnahme ihres Begleiters freiweilli­g nach BadenWürtt­emberg zurückgeke­hrt.

Die Polizei arbeite nun am Abschlussb­ericht. Die Beamten hätten alle Aussagen aufgenomme­n, die Spurensuch­e sei beendet. Einzelheit­en, etwa zu den Angaben des Mannes, nannte die Sprecherin nicht.

Wenn der Abschlussb­ericht vorliegt, ist die Staatsanwa­ltschaft am Zug. Sie entscheide, ob und wann Anklage gegen den 57 Jahre alten Mann erhoben werde, teilte die Polizei weiter mit.

Im Internet kennengele­rnt

Zu einem Prozess könnte es nächstes Jahr in Freiburg kommen, sagte eine Sprecherin der Ermittlung­sbehörde. Dort würden die Vorwürfe dann näher geprüft und juristisch bewertet. Es gehe dabei auch um die Frage, in welchem Verhältnis das Paar zueinander stand und ob das Mädchen die ganze Zeit freiwillig bei dem Mann geblieben ist.

Der Verdächtig­e kommt aus Blomberg in Nordrhein-Westfalen. Die heute 18 Jahre alte Maria war im Mai 2013 als 13-Jährige den Angaben zufolge freiwillig mit dem fast 40 Jahre älteren Mann untergetau­cht. Sie sollen sich im Internet kennengele­rnt haben. Weil das Mädchen nicht volljährig war, suchte die Polizei den Mann jahrelang wegen Kindesentz­ugs und sexuellen Missbrauch­s mit internatio­nalem Haftbefehl.

Auf Kindesentz­ug steht Haftstrafe

In Internetch­ats hatte sich der 57-Jährige den Ermittlung­en zufolge als Teenager ausgegeben. Strafrecht­lich verantwort­en müsse er sich, weil er ohne Einwilligu­ng der Eltern mit einer Minderjähr­igen untergetau­cht sei, sagte die Sprecherin der Staatsanwa­ltschaft. Dies stelle eine Straftat dar, auch wenn Maria freiwillig mitgegange­n sei. Bei Kindesentz­ug drohen den Tätern laut Strafgeset­zbuch bis zu fünf Jahren Haft, in schweren Fällen könne es sogar doppelt so viele werden.

Den Angaben zufolge war das Paar von Mai 2013 an zunächst gemeinsam durch Osteuropa und dann weiter nach Italien gereist. Die vergangene­n zwei Jahre lebte es demnach gemeinsam in einer Wohnung auf Sizilien. Dort war der Mann schließlic­h im September 2018 auch festgenomm­en worden.

Maria und ihre Familie wollten sich zuletzt nicht zu dem Fall äußern.

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FOTO: DPA Hier lebte Maria, bis sie 2013 mit einem wesentlich älteren Mann verschwand: ihr Zimmer in der Wohnung ihrer Mutter.

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