Rechtsrock bekämpfen
NSU-Ausschuss zieht Fazit und fordert mehr Aufklärung
STUTTGART (tja) - Der Mord an der Polizistin Michèle Kiesewetter in Heilbronn im Jahr 2007 ist nach Ansicht von Grünen, CDU, SPD und FDP im baden-wüttembergischen Landtag aufgeklärt. Das sagten Vertreter der Parteien am Montag in Stuttgart und präsentierten Auszüge des Abschlussberichtes zum zweiten NSU-Untersuchungsausschuss. Sie widersprachen Berichten, in den Mord seien Geheimdienste und Islamisten verwickelt gewesen. Nach Ansicht der vier Parteien töteten die Rechtsterroristen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt die Polizistin und verletzten ihren Kollegen. Einzig die AfD hält das nicht für erwiesen.
Die Parlamentarier fordern, Jugendliche müssten besser über rechtsextreme Musik aufgeklärt werden. Diese ist für viele der Einstieg in die rechte Szene. Außerdem soll das Land ein Forschungszentrum zum Rechtsextremismus gründen.
MÜNCHEN (lby) - „Es war kein tragischer Unfall.“Richter Michael Höhne glaubt dem jungen Mann nicht – und schickt den 33-jährigen Deutschen wegen Mordes an dessen Freundin lebenslang ins Gefängnis. Eine Zuschauerin im Saal klatscht nach der Verkündung des Urteils mit Tränen in den Augen Beifall, die Mutter des Angeklagten ringt um Fassung, die Mutter der Toten starrt den Mann, der ihre Tochter tötete, fast regungslos an. Es ist ein Aufsehen erregender Prozess, der am Montag vor dem Landgericht München I zu Ende gegangen ist – und das Schlusskapitel in einer tödlichen Dreiecksbeziehung.
Der Angeklagte hat vor Gericht gestanden, seine langjährige Lebensgefährtin getötet und ihre Leiche am Feringasee, einem Badesee bei München, verbrannt zu haben. Seine Geliebte, die über das Wochenende zu Besuch war und der er laut Höhne „Märchen“und „die Legende vom allein lebenden Mann“erzählt hatte, stand während der Tat vor der Tür. Nach der Tat verbrachte er die Nacht mit ihr, am nächsten Tag fuhren sie zusammen zum Schloss Neuschwanstein. „Sie hat inzwischen realisiert, dass sie die letzte Nacht in München mit einer Leiche im Haus und mit einem Mann im Bett verbracht hat, der eine junge Frau umgebracht hatte“, sagte Höhne. Sie sei traumatisiert.
Das alles sei ein tragischer Unfall gewesen, hatte der Angeklagte vor Gericht über seinen Anwalt erklären lassen. Seine Freundin sei früher als erwartet von einer Dienstreise aus Frankreich zurückgekehrt und wütend geworden, als sie das Gepäck der Geliebten im Haus entdeckte. Es sei zum Streit gekommen, an dessen Ende die Frau tot auf dem Wohnzimmerboden gelegen habe. Wie genau das passiert sei, wisse er nicht. Sein Anwalt hatte sechs Jahre Haft wegen Körperverletzung mit Todesfolge gefordert.
Chatprotokolle, die Richter Höhne in seiner Urteilsbegründung verliest, belegen aber, dass der Mann genau wusste, wann seine Freundin nach Hause kommen sollte. Die Ermittlungen ergaben außerdem, dass er schon Wochen vor der Tat im Internet nach Todesarten gesucht hatte – mit Schlagworten wie „Giftpflanzen Deutschland tödlich“oder „Autopsie Gift Toxikologie Obduktion“. Ein Mithäftling aus der Untersuchungshaft sagte vor Gericht aus, der Angeklagte habe ihm gegenüber eingeräumt, seine 35 Jahre alte Freundin minutenlang gewürgt zu haben.