Weihnachtszeit ist Theaterzeit
Konstanz zeigt für Kinder und Erwachsene zwei Abenteuer mit Bezug zur Gegenwart
KONSTANZ - Am ●Konstanzer Theater gibt es als Weihnachtsmärchen für Kinder ab sieben Jahren „Die Brüder Löwenherz“und das Märchen „Vom Fischer und seiner Frau“für die Kleinen. Beide Inszenierungen verzaubern jeweils auf ihre Art.
Astrid Lindgren hat eine ganze Welt für Kinder erschaffen, die wir alle kennen und lieben. Aber die schwedische Schriftstellerin erzählt nicht nur heitere Geschichten. In ihrem Roman „Die Brüder Löwenherz“beschreibt sie zwei Brüder, die beide sterben – der kleine Krümel an einer schweren Krankheit, sein Bruder Jonathan aufgrund eines Unfalls. Sie kommen dann ins Land Nangijala, ein Ort voller Lagerfeuer und Pferde, grünen Tälern und kleinen Dörfern. Doch hier ist nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen. Das Heckenrosental wird bedroht von einer dunklen Macht: von König Tengil und seinem Drachen Katla. Die Brüder brechen auf zu einer gemeinsamen Reise, um das Böse zu besiegen.
Von wegen Besinnlichkeit
„Die Brüder Löwenherz“ist ein Abenteuerroman mit philosophischem Inhalt. Astrid Lindgren hat hierfür viel Kritik erhalten. Ein großer Vorwurf war, dass sie die Darstellung des Todes zu leichtfertig abhandle und eine Art Suizidempfehlung abgeben würde. Die Autorin erhielt aber auch zahlreiche Auszeichnungen für dieses polarisierende Werk, das aufzeigt, welche Konsequenzen ein Schreckensregime für den Einzelnen bedeuten.
Diesen Stoff macht das Theater Konstanz zum diesjährigen Weihnachtsmärchen für Kinder ab sieben Jahren. Mit Besinnlichkeit und Lebkuchenmännchen hat das wenig zu tun. Es ist eine unkonventionelle Inszenierung des Klassikers und erfordert Bereitschaft zum Abenteuer. Wer ins Theater geht, um die Helden der eigenen Kindheit in Strumpfhosen und mit Prinz-Eisenherz-Frisur zu sehen, der macht sich besser einen gemütlichen DVD-Nachmittag mit der Verfilmung aus den 1970erJahren. Wer aber den eigenen Horizont öffnet für eine Neuinterpretation in einer Welt, die Videos beinhaltet, Handys, Computerspiele und Animationsfilme, in der Lebensrealität unserer Kinder also, der findet mit dieser großartigen Inszenierung unter der Regie von Sara Ostertag eine Fortführung der eigenen Kindheit in einer neuen, modernen Facette.
Hier tanzen die Protagonisten in einer körperlich anspruchsvollen Performance und zeigen darüber hinaus Engagement, das Herzblut beweist. Ambitionierte Choreografien werden mit warmherzigen Gesangstücken kombiniert. Und das Thema Sterben wird nicht mit der Schwere und Bedrückung von uns Erwachsenen aufgezeigt, sondern aus der Perspektive von Kindern. Und da darf auch mal gekichert werden.
Jede Menge Unterwasserzauber
Für Kinder ab drei Jahren zeigt das Konstanzer Theater auf der Werkstattbühne das Grimmsche Märchen „Vom Fischer und seiner Frau“. Eingebettet in eine Rahmenhandlung von einem kleinen Fisch, der nicht genug bekommen kann von Süßigkeiten, und einem Elternfisch, der fast daran verzweifelt, dann aber eine gute Idee hat: ein Märchen!
So beginnt die Geschichte von dem Fischerehepaar (Jana Alexia Rödiger und Sebastian Haase), das gemütlich am Seeufer sitzt und liebevoll plaudert, als ein wundersamer Fang eingeht – der Zauberfisch (Gerrit
Stenzel). Glitzernd und schillernd und zauberhaft singend erscheint er im Leben der armen Leute und erfüllt ihnen jeden Wunsch. Zu Beginn ist das noch bescheiden – ein schönes Haus, dann aber reicht das nicht mehr, ein Schloss muss her. Und während sie immer reicher werden, schwindet allmählich die Liebe zwischen dem anfangs so glücklichen Paar. Am Ende sind sie ein jähzorniger König und eine frustrierte Königin, die von einem Sturm erfasst und wieder zum Anfang zurückgesetzt werden.
Eine Geschichte mit einer guten Moral wird da also erzählt: „Pass auf was du dir wünschst, es könnte in Erfüllung gehen …“und das gelingt Regisseur Martin Borowski so witzig und zugleich poetisch, wie man es sich für ein richtig gelungenes Märchen nur wünschen kann.