Erntezeit für Grünkohl
Für den milden Geschmack braucht das Gemüse Kälte
BERLIN (dpa/sz) - Dem Volksmund zufolge soll man Grünkohl nicht vor dem ersten Frost ernten. Das stimmt so jedoch nicht ganz, erklärt der Bundesverband Deutscher Gartenfreunde (BDG): Entscheidend für einen milden Kohlgeschmack sind niedrige Temperaturen über einen längeren Zeitraum. Denn dann produziert die Pflanze mehr Zucker, als sie zum Wachsen verbraucht. Und wird dementsprechend süßer.
Allerdings liegt – wie so häufig – doch mindestens ein Körnchen Wahrheit in der überlieferten Bauernregel. Nicht ohne Grund ist der Grünkohl nicht jedermanns Sache. Ohne wenigstens eine frostige Nacht vor der Ernte schmeckt er den meisten immer noch zu bitter.
Mit dem ersten Frost produziert die Pflanze mehr Zucker
Um diese wenig beliebte Bitterkeit zu vermeiden, kaufen manche nach der Ernte schockgefrostetes Gemüse. Das bringe jedoch nichts, sagen die Experten von der BDG: Nur der lebendige Grünkohl produziert bei ausreichender Kälte mehr Zucker, als er verbraucht.
So bitter der Grünkohl sein kann, so robust ist er auch: Die Pflanze übersteht Raureifnächte im Garten ohne Probleme. Wer nur kleine Kohlmengen benötigt, kann die Blätter des Grünkohls also einzeln und nach Bedarf ernten. Dabei sollte man immer nur die äußeren Blätter pflücken. Von innen wachsen neue nach. Für ein deftiges Grünkohlessen darf natürlich auch die ganze Pflanze geschnitten werden.
Sollten die Pflanzen dieses Jahr etwas mickerig aussehen, mag der trockene Sommer 2018 schuld sein. Der BDG rät schon mit Blick auf das kommende Jahr, den Kohl vor allem in der Hauptwachstumsphase im Hoch- und Spätsommer ordentlich mit Wasser zu bedienen. Auch für ausreichend Nährstoffe sollte gesorgt sein. Bis zu fünf Liter Kompost pro Quadratmeter Beet sollten beim Pflanzen eingearbeitet werden.
Als gute Nachbarn im Gemüsebeet seien Rote Bete, Spinat oder Radicchio empfehlenswert, erklären die Experten des BDG. Andere Kreuzblütlergewächse sowie die meisten Zwiebelarten sind tabu. Außerdem ist ein regelmäßiger Standortwechsel ratsam: Erst nach drei Jahren sollte der Kohl wieder auf demselben Boden wachsen.