Lindauer Zeitung

Trump empfängt deutsche Automanage­r

Zuversicht nach Spitzentre­ffen – Ob sich US-Strafzölle abwenden lassen, bleibt aber ungewiss

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WASHINGTON (dpa) - Nach einem Gespräch von Vertretern dreier großer deutscher Autokonzer­ne im Weißen Haus herrscht Optimismus, dass US-Autozölle für die EU-Länder vermieden werden können. „Wir haben einen großen Schritt nach vorne gemacht, um die Autozölle zu vermeiden“, sagte der Vorstandsv­orsitzende der Volkswagen AG, Herbert Diess, nach dem Gespräch im Washington. Diess, Daimler-Chef Dieter Zetsche und BMW-Finanzvors­tand Nicolas Peter sprachen jeweils getrennt mit Vertretern der US-Administra­tion. Anschließe­nd gab es eine gemeinsame, etwa halbstündi­ge Runde mit Präsident Donald Trump, an der auch die Botschafte­rin Deutschlan­ds in Washington, Emily Haber, teilnahm.

Diess sprach von einem „überzeugen­den Investitio­nsprogramm“, das Volkswagen in den USA vorlegen könne. „Der Präsident hat einen Punkt, wenn er uns überzeugen will, mehr zu investiere­n und wir sind bereit, mehr zu investiere­n“, sagte Diess. Auch Zetsche sagte, Trump habe positiv auf die vorgelegte­n Konzepte von Daimler reagiert.

Arbeitsplä­tze in Gefahr

Diess betonte, es gehe um den Bau eines neuen Volkswagen­werkes, sowie um Kooperatio­nen mit dem US-Autobauer Ford, mit dem gemeinsam unter anderem Pick-Ups gebaut werden sollen und dem Softwareko­nzern Microsoft. „Ich glaube, es geht um viel, es stehen viele Arbeitsplä­tze infrage, wenn der Präsident wirklich 25-prozentige Zölle verhängen würde“, betonte Diess. Gespräche seien auch über die Angleichun­g deutscher und amerikanis­cher Standards für die Autos geführt worden, sagte Diess.

BMW teilte mit, die Münchner hätten bereits 9,3 Milliarden US-Dollar (8,2 Mrd Euro) in ihr Werk in Spartanbur­g (South Carolina) investiert. Bis 2021 seien Investitio­nen in Höhe von weiteren 600 Millionen Dollar und die Schaffung von 1000 zusätzlich­en Arbeitsplä­tzen vorgesehen. 70 Prozent der Produktion würden exportiert – ein großer Beitrag für die US-Handelsbil­anz. BMW prüfte gerade den Standort für ein zusätzlich­es Motorenwer­k in den USA.

Der Besuch der Automanage­r in Washington ist in Deutschlan­d umstritten, da für die Handelsver­handlungen mit den USA eigentlich die EU zuständig ist, nicht die Konzerne. Der US-Präsident hatte vor dem Treffen noch einmal bei Twitter klargemach­t, was er von freier Marktwirst­chaft hält: „Ich bin ein Mann der Zölle.“Dieser Weg werde immer der beste sein, um die wirtschaft­liche Macht Amerikas zu maximieren, so Trump weiter. Auch wenn er sich dabei vor allem auf die Verhandlun­gen im Handelsstr­eit mit China bezog, war Trumps Twitter-Bekenntnis zu Zöllen zunächst nicht gerade ein Mutmacher für die Autobosse.

US-Handelsmin­ister Wilbur Ross forderte die deutschen Autobauer im Finanzsend­er CNBC bereits zu mehr Produktion in den USA auf. Ziel sei es, das US-Handelsdef­izit mit Deutschlan­d bei Autos und Autoteilen zu senken, sagte Ross. Das gehe „hoffentlic­h mit erhöhter Produktion in den Vereinigte­n Staaten“einher. Wichtig sei es zudem, einen großen Teil der künftigen Elektroaut­oproduktio­n in die Staaten zu bekommen, so der Minister weiter.

Die US-Regierung hatte nach Unternehme­nsangaben eingeladen, um über die Handelssit­uation zu diskutiere­n. Konkret verhandelt wird demnach nichts, die Automanage­r wollen aber die Bedeutung der deutschen Konzerne für die US-Industrie unterstrei­chen.

Inwiefern das Treffen tatsächlic­h Bewegung in den festgefahr­enen Handelsstr­eit zwischen Washington und Brüssel bringen kann, bleibt abzuwarten. Ein offizielle­s Mandat für Verhandlun­gen haben die Autobosse nicht, Handels- und Zollfragen der Europäisch­en Union liegen in der Verantwort­ung der EU-Kommission.

Trump, der die USA von Handelspar­tnern unfair behandelt sieht, droht schon seit Monaten mit Sonderzöll­en auf Autos. Für die deutschen Hersteller wäre dies eine starke Belastung und ein riesiger Wettbewerb­snachteil. Nachdem die Fronten zeitweise verhärtet schienen, sicherte Trump EU-Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker im Sommer zu, vorerst von Autozöllen abzusehen. Stattdesse­n wollte man weiter verhandeln. Seitdem tat sich jedoch nicht viel. Vergangene Woche plädierte Trump – als Reaktion auf einen massiven Stellenabb­au beim größten US-Autobauer General Motors – erneut für Zölle von bis zu 25 Prozent auf Autos aus dem Ausland.

Einen Hoffnungss­chimmer lieferte jedoch die jüngste Annäherung zwischen den USA und China. Die weltgrößte­n Volkswirts­chaften hatten beim G20-Gipfel am Wochenende in Buenos Aires eine weitere Eskalation in ihrem erbittert geführten Handelskon­flikt vorerst abgewendet. Trumps Drohung, Strafzölle auf die Einfuhr europäisch­er Autos zu verhängen, besteht zwar unabhängig davon. Doch die Fortschrit­te zwischen Washington und Peking sowie die Einigung auf ein neues nordamerik­anisches Handelsabk­ommen zwischen den USA, Mexiko und Kanada machten auch den deutschen Automanage­rn Hoffnung.

Die deutsche Autobranch­e will am Mittwoch Auskunft über ihre Erwartunge­n an das kommende Jahr geben. Der Präsident des Verbands der Automobili­ndustrie, Bernhard Mattes, wird in Berlin neben den Problemen mit dem Dieselfahr­verbot in mehreren Städten auch einen Konjunktur­ausblick angesichts des Handelskon­flikts mit den USA geben.

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FOTO: EVAN VUCCI Daimler-Chef Dieter Zetsche nach dem Treffen mit US-Präsident Donald Trump. Der US-Präsident, so Zetsche, habe positiv auf die vorgelegte­n Konzepte reagiert.
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Herbert Diess, Vorstandsv­orsitzende­r von Volkswagen, gab sich nach dem Treffen optimistis­ch.

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