Lindauer Zeitung

Lindau baut den Investitio­nsstau ab

Finanzauss­chuss stimmt mit großer Mehrheit dem Haushaltsp­lan zu

- Von Dirk Augustin

LINDAU - Die Stadt Lindau will in den kommenden Jahren weiter den Investitio­nsstau abbauen, auch wenn dafür neue Schulden nötig sind. Mit großer Mehrheit haben die Stadträte am Montag im Finanzauss­chuss dem Haushaltsp­lan zugestimmt. am 18. Dezember soll der Stadtrat ihn verabschie­den.

„Es gibt weiter einen Stau an Investitio­nen“, hatte Oberbürger­meister Gerhard Ecker schon während der Haushaltsb­eratungen gesagt. Zudem erhält die Stadt weiter sehr hohe Zuschüsse, auch Steuern fließen in Rekordhöhe. Weil außerdem die Zinsen nach wie vor sehr niedrig sind und die Stadt diese Zinsen auf die komplette Laufzeit festschrei­ben kann, halten Ecker und die Mehrheit der Räte es weiterhin für wichtig, die Investitio­nen voranzutre­iben. OB Gerhard Ecker erklärt, warum so viele Investitio­nen nötig sind.

Lindau startet im kommenden Jahr weitere Baumaßnahm­en

Umbau des Cavazzen, Bau der Unterführu­ng Bregenzer Straße, Umbau der Hinteren Insel für die Gartenscha­u, Umbau des Berliner Platzes, Bauarbeite­n für das Umfeld des neuen Reutiner Bahnhofs, Sanierung der Schulen und Bau neuer Kindergärt­en sind nur die wichtigste­n Projekte, für die Lindau im kommenden und in den folgenden Jahren Geld aufbringen muss. Die meisten Projekte sind bereits beschlosse­n und mit dem Haushalt 2019 auch finanziert.

„Wir steigern die Attraktivi­tät der Stadt“, sagt Ecker. Das habe zwar Baustellen zur Folge, unter denen nicht nur Anlieger eine Zeit lang leiden müssen. Aber anders sei das Ziel nicht zu erreichen. Das gelte auch für die neuen Schulden, die im kommenden und in den darauf folgenden Jahren nötig sein werden. Bürgermeis­ter Uwe Birk (SPD) rechnet damit, dass die Schulden der Stadt bis zum Jahresende 2022 bis auf etwa 45 Millionen Euro steigen werden. Danach seien die meisten Projekte erledigt und die Stadt könne Schulden tilgen.

Es fehlen im Finanzplan ebenso Einnahmen wie Ausgaben

Wobei sowohl bei den Einnahmen als auch bei den Ausgaben manche Projekte noch nicht im Finanzplan der kommenden Jahre enthalten sind. Das gilt zum Beispiel für den angestrebt­en Verkauf der Grundstück­e auf der Hinteren Insel sowie von Bauhof und Stadtgärtn­erei. Auch wenn Lindau diese Flächen nicht auf dem freien Markt verkaufen will, sondern an die GWG oder Genossensc­haften, die dort bezahlbare Wohnungen errichten, rechnen Stadträte insgesamt mit Einnahmen von etwa 30 Millionen Euro.

Auf der anderen Seite fehlen in der Liste noch Projekte wie die Sanierung der Grundschul­e Aeschach oder die Sanierung des Hafens, von denen bisher niemand weiß, wie teuer sie werden. Auch mögliche Kostenstei­gerungen bei den bereits laufenden Projekte sind nur bis zu einer bestimmten Größenordn­ung berücksich­tigt. OB Ecker wies während der Beratungen darauf hin, dass solch ein Finanzplan nur begrenzte Aussagekra­ft hat: „Jedes Jahr, das wir weiter nach vorne gehen, wird noch unkalkulie­rbarer.“Das gilt auch deshalb, weil niemand weiß, wie lange die Zeiten sprudelnde­r Steuereinn­ahmen noch gehen. Auch Unwägbarke­iten und Veränderun­gen müsse der Stadtrat dann jeweils aktuell reagieren. Das heißt im Ernstfall, Projekte zu verschiebe­n oder zu stoppen. Auch deshalb hält es der OB aber für wichtig, dringliche Projekte gleich zu erledigen und nicht weiter aufzuschie­ben.

Lindau zahlt nur noch halb so viele Zinsen wie im Jahr 2010

Und die Mehrheit der Stadträte ist da offensicht­lich mit ihm einer Meinung, wie die Zustimmung von 10:1 Stimmen im Finanzauss­chuss zeigt. Lediglich Jürgen Müller (LI) lehnte den Haushaltse­ntwurf ab. Dabei gilt das nur für den Haushalt der Stadt selbst. Beim Regiebetri­eb Parken ist die Zahl der Gegner beispielsw­eise wegen des umstritten­en Parkhauses am Beverplatz größer. Das gilt auch bei anderen einzelnen Projekten. Insgesamt können die Stadträte im Finanzauss­chuss die im Haushaltsp­lan ansgestreb­ten Zieles aber offensicht­lich mit großer Mehrheit mittragen.

Ecker machte zudem deutlich, dass die Schulden der Stadt heuer zwar höher sind als im Jahr 2010. Doch infolge von Umschuldun­gen und etlicher neue Verträge müsse die Stadt pro Jahr nur noch etwa 900 000 Euro im Jahr an Zinsen zahlen. Das sei halb so viel wie vor seinem Amtsantrit­t. Da machen sich die niedrigen Zinsen bemerkbar. Da die Verträge allesamt sehr lange Zinsbindun­gen enthalten, drohe auch künftigen Stadträten und Oberbürger­meistern an dieser Stelle kein böses Erwachen. Vielmehr hätten die Planungssi­cherheit.

„Wir steigern die Attraktivi­tät der Stadt.“ Der Finanzplan hat nur begrenzte Aussagekra­ft. Nur eine Gruppe lehnt im Finanzauss­chuss den Haushaltsp­lan 2019 der Stadt Lindau ab.

Die Stadträte sagen ihre Meinung erst am 18. Dezember

Die Stadträte heben sich ihre Kommentare zu dem Haushalt für die Verabschie­dung am 18. Dezember auf. Lediglich Jürgen Müller warnte vor den Gefahren und stimmte deshalb gegen das Zahlenwerk. Die Mitglieder der anderen Fraktionen stimmten den Plänen im Finanzauss­chuss zu, sodass auch im Stadtrat mit einer breiten Mehrheit zu rechnen ist. Da die Stadtverwa­ltung auch in diesem Jahr im Vorfeld das Landratsam­t eingebunde­n hatte, ist damit zu rechnen, dass die Aufsichtsb­ehörde wie im Vorjahr den Haushaltsp­lan relativ schnell genehmigen wird. Es bleibt also dabei, dass die Finanzen der Stadt Lindau angestreng­t sind, dass die Verantwort­lichen aber Lindaus dauernde Leistungsf­ähigkeit als gesichert ansehen.

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