Lindauer Zeitung

Damit der Gemeindera­t keine Männerrund­e bleibt

Gleichstel­lungsbeauf­tragte wünscht sich mehr Frauen in den Gremien und stellt entspreche­nde Ideen vor

- Von David Specht

KREIS LINDAU - Keine Gemeinde im Landkreis hat einen so hohen Frauenante­il im Gemeindera­t wie Bodolz. In Lindau dagegen stellen Frauen nur ein Fünftel der Stadtratss­itze. Insgesamt gilt: Frauen in der Kommunalpo­litik sind im Landkreis Lindau deutlich in der Unterzahl.

Dabei bereichern Frauen ein solches Gremium ungemein, ist Ursula Sauter-Heiler, Gleichstel­lungsbeauf­tragte des Landkreise­s, überzeugt. Schließlic­h machen Frauen diese Runden heterogene­r. „Einheitlic­he Gruppen liefern nicht die besten Leistungen, vielleicht weil sie sich zu schnell einig sind“, sagt sie. Außerdem seien 50 Prozent der Wähler weiblich – und die sollten sich in den Gemeinderä­ten wiederfind­en. Deshalb möchte Sauter-Heiler, dass in der nächsten Wahlperiod­e mehr Kommunalpo­litikerinn­en im Westallgäu mitreden. Ideen, wie das gelingen kann, stellte sie dem Kreisverba­nd Lindau des Bayerische­n Gemeindeta­gs vor. Die sogenannte „Bürgermeis­terversamm­lung“ist ein reines Männergrem­ium. In keiner der 19 Landkreisg­emeinden und -städte ist derzeit eine Frau Rathausche­fin.

Bodolz liegt vorne

Eine Aussage, die Nonnenhorn­s Bürgermeis­ter Rainer Krauß so kommentier­te: „Wir hatten aber schon zwei.“Als erste Bürgermeis­terin im Landkreis leitete Petra Seidl von 2000 bis 2012 die Geschicke der Stadt Lindau. Von 2008 bis 2014 war Ursula Sauter Bürgermeis­terin in Bodolz. Die Bodenseege­meinde hat aktuell mit sieben weiblichen Gemeindera­tsmitglied­ern den höchsten Frauenante­il: 43,75 Prozent.

Damit künftig ähnlich viele Frauen in anderen Gemeinderä­ten sitzen, sieht Sauter-Heiler die Bürgermeis­ter gefordert: „Sprechen Sie Frauen an, die ehrenamtli­ch tätig sind, und bleiben Sie da dran. Verändern Sie die Sitzungste­rmine, damit sie sich besser mit Beruf und Familie vereinbare­n lassen. Verdeutlic­hen Sie den Frauen, dass Sie ihre Kandidatur unterstütz­en“, schlug sie vor.

Von Bürgermeis­tern aus dem Landkreis Lindau kam jedoch der Einwand, dass es nicht nur ihre Aufgabe sei, die Gremien weiblicher zu machen. Anton Wolf aus Stiefenhof­en sieht „Organisati­onen, wo Frauen beieinande­r sind“gefordert. Diese müssten möglichen Kandidatin­nen die Angst vor dem Amt nehmen. Markus Reichart aus Heimenkirc­h schlug vor, die politische­n Gruppierun­gen auf das Thema anzusprech­en. Sie seien es schließlic­h, die die Wahllisten aufstellen.

In Gestratz hat Johannes Buhmann bereits Bürgerinne­n auf eine mögliche Kandidatur angesproch­en. Seine Erfahrung: „Das Interesse der Damen an der Politik lässt zu wünschen übrig. Das Wollen muss bei denen schon da sein.“Auch Sauter-Heiler wünscht sich mehr Engagement von den Frauen selbst. Sie will, dass diese sich nicht nur in typischen Frauenämte­rn engagieren. Die Aussage „Ich bin doch schon so eingebunde­n“sei deshalb kein Argument. „Es bringt mehr, im Gemeindera­t aktiv zu werden als in der Schule.“Schließlic­h hätten Frauen gerade auf Themen wie Ausbau der Kinderbetr­euung, Gestaltung der Spielplätz­e und Integratio­n neuer Bürger einen anderen Blick als Männer.

Dass sich Politikeri­nnen längst nicht nur zu typischen Frauenthem­en äußern, berichtete Anton Wolf. In der Gemeinde ist Maria RaschNusch­ele seit Jahren Zweite Bürgermeis­terin – eine von insgesamt sieben Bürgermeis­ter-Stellvertr­eterinnen im Landkreis. „Maria redet auch mit, ob wir eine Straße asphaltier­en sollen. Sie ist eine, die spricht auch Themen an, die nichts mit Mutterroll­e oder so zu tun haben“, sagte Wolf.

Fortbildun­g für Frauen

Sauter-Heiler erzählte, sie habe eher die Erfahrung gemacht, dass Frauen glauben, sich für die Arbeit im Gemeindera­t nicht gut genug auszukenne­n. Sie organisier­te deshalb Fortbildun­gen für Kommunalpo­litikerinn­en, etwa zu Haushalt und Bauleitpla­nung, „um diese paar Prozent zu fördern, die wir haben“.

In weiteren lockeren Treffen möchte sie weiblichen Gemeindera­tsmitglied­ern aus verschiede­nen Orten die Möglichkei­t geben, sich auszutausc­hen. Außerdem plant sie einen Empfang für Interessie­rte mit Politikeri­nnen aus der Region. Diese Idee wollen die Bürgermeis­ter unterstütz­en.

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