Damit der Gemeinderat keine Männerrunde bleibt
Gleichstellungsbeauftragte wünscht sich mehr Frauen in den Gremien und stellt entsprechende Ideen vor
KREIS LINDAU - Keine Gemeinde im Landkreis hat einen so hohen Frauenanteil im Gemeinderat wie Bodolz. In Lindau dagegen stellen Frauen nur ein Fünftel der Stadtratssitze. Insgesamt gilt: Frauen in der Kommunalpolitik sind im Landkreis Lindau deutlich in der Unterzahl.
Dabei bereichern Frauen ein solches Gremium ungemein, ist Ursula Sauter-Heiler, Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises, überzeugt. Schließlich machen Frauen diese Runden heterogener. „Einheitliche Gruppen liefern nicht die besten Leistungen, vielleicht weil sie sich zu schnell einig sind“, sagt sie. Außerdem seien 50 Prozent der Wähler weiblich – und die sollten sich in den Gemeinderäten wiederfinden. Deshalb möchte Sauter-Heiler, dass in der nächsten Wahlperiode mehr Kommunalpolitikerinnen im Westallgäu mitreden. Ideen, wie das gelingen kann, stellte sie dem Kreisverband Lindau des Bayerischen Gemeindetags vor. Die sogenannte „Bürgermeisterversammlung“ist ein reines Männergremium. In keiner der 19 Landkreisgemeinden und -städte ist derzeit eine Frau Rathauschefin.
Bodolz liegt vorne
Eine Aussage, die Nonnenhorns Bürgermeister Rainer Krauß so kommentierte: „Wir hatten aber schon zwei.“Als erste Bürgermeisterin im Landkreis leitete Petra Seidl von 2000 bis 2012 die Geschicke der Stadt Lindau. Von 2008 bis 2014 war Ursula Sauter Bürgermeisterin in Bodolz. Die Bodenseegemeinde hat aktuell mit sieben weiblichen Gemeinderatsmitgliedern den höchsten Frauenanteil: 43,75 Prozent.
Damit künftig ähnlich viele Frauen in anderen Gemeinderäten sitzen, sieht Sauter-Heiler die Bürgermeister gefordert: „Sprechen Sie Frauen an, die ehrenamtlich tätig sind, und bleiben Sie da dran. Verändern Sie die Sitzungstermine, damit sie sich besser mit Beruf und Familie vereinbaren lassen. Verdeutlichen Sie den Frauen, dass Sie ihre Kandidatur unterstützen“, schlug sie vor.
Von Bürgermeistern aus dem Landkreis Lindau kam jedoch der Einwand, dass es nicht nur ihre Aufgabe sei, die Gremien weiblicher zu machen. Anton Wolf aus Stiefenhofen sieht „Organisationen, wo Frauen beieinander sind“gefordert. Diese müssten möglichen Kandidatinnen die Angst vor dem Amt nehmen. Markus Reichart aus Heimenkirch schlug vor, die politischen Gruppierungen auf das Thema anzusprechen. Sie seien es schließlich, die die Wahllisten aufstellen.
In Gestratz hat Johannes Buhmann bereits Bürgerinnen auf eine mögliche Kandidatur angesprochen. Seine Erfahrung: „Das Interesse der Damen an der Politik lässt zu wünschen übrig. Das Wollen muss bei denen schon da sein.“Auch Sauter-Heiler wünscht sich mehr Engagement von den Frauen selbst. Sie will, dass diese sich nicht nur in typischen Frauenämtern engagieren. Die Aussage „Ich bin doch schon so eingebunden“sei deshalb kein Argument. „Es bringt mehr, im Gemeinderat aktiv zu werden als in der Schule.“Schließlich hätten Frauen gerade auf Themen wie Ausbau der Kinderbetreuung, Gestaltung der Spielplätze und Integration neuer Bürger einen anderen Blick als Männer.
Dass sich Politikerinnen längst nicht nur zu typischen Frauenthemen äußern, berichtete Anton Wolf. In der Gemeinde ist Maria RaschNuschele seit Jahren Zweite Bürgermeisterin – eine von insgesamt sieben Bürgermeister-Stellvertreterinnen im Landkreis. „Maria redet auch mit, ob wir eine Straße asphaltieren sollen. Sie ist eine, die spricht auch Themen an, die nichts mit Mutterrolle oder so zu tun haben“, sagte Wolf.
Fortbildung für Frauen
Sauter-Heiler erzählte, sie habe eher die Erfahrung gemacht, dass Frauen glauben, sich für die Arbeit im Gemeinderat nicht gut genug auszukennen. Sie organisierte deshalb Fortbildungen für Kommunalpolitikerinnen, etwa zu Haushalt und Bauleitplanung, „um diese paar Prozent zu fördern, die wir haben“.
In weiteren lockeren Treffen möchte sie weiblichen Gemeinderatsmitgliedern aus verschiedenen Orten die Möglichkeit geben, sich auszutauschen. Außerdem plant sie einen Empfang für Interessierte mit Politikerinnen aus der Region. Diese Idee wollen die Bürgermeister unterstützen.