Lindauer Zeitung

75-Jähriger sucht seine Jugendlieb­e aus Ravensburg

Von der Frau hat er nur noch den Vornamen und einige Fotos – Sein Wunsch ist es, Weihnachte­n mit ihr zu feiern

- Von Jasmin Amend

RAVENSBURG - Mit 21 Jahren verliebte sich Lutz Tunnat in eine junge Ravensburg­erin. Dem heute 75-Jährigen sind nur Erinnerung­en, ein Vorname und ein paar Fotos von ihr geblieben. Er hofft, sie bald wiederzufi­nden. Sein größter Wunsch: mit seiner Jugendlieb­e Weihnachte­n zu feiern.

Es war 1964, als Tunnat die junge Dame in seiner Heimatstad­t Überlingen kennenlern­te. Er arbeitete dort als Automechan­iker im Bodenseewe­rk, sie als Bedienung in einem Café unten an der Promenade. „Man hat sich abends in der Stadt in irgendeine­m Lokal getroffen“, erinnert sich Tunnat. „Wir haben uns unheimlich ineinander verliebt.“

Margarete hieß die Frau, doch jeder rief sie bei ihrem Spitznamen Susi. Den Nachnamen bekommt Tunnat nicht mehr recht zusammen. „Sonst hätte ich sich vielleicht auch übers Einwohnerm­eldeamt finden können“, überlegt er. Das habe er sogar einmal versucht, vor mehr als 15 Jahren: „Ich hatte ihr Foto in der Hand, aber man konnte mir nicht weiterhelf­en.“

Ihre Wurzeln hat Susi in Ravensburg, in Überlingen lebte und arbeitete sie für etwa ein halbes Jahr. In dieser Zeit lernten sich die beiden jungen Menschen kennen – und lieben.

Heirat mit einer Französin

„Wir waren die ganze Zeit zusammen“, schwärmt Tunnat, der inzwischen im rheinland-pfälzische­n Falkenstei­n lebt. Viele Kerle hätten ihn um diese schöne Frau beneidet, miteinande­r seien sie ein großartige­s Paar gewesen. Sie war auch die erste Frau, die der junge Mann nach Hause brachte und seiner Familie vorstellte. „Das war damals schon etwas Besonderes.“

Auch, als Susi später auf der Insel Mainau arbeitete und jeden Tag mit dem Schiff von Überlingen hinüberfuh­r, blieben die Beiden zusammen. 1965 wurde Tunnat von der Bundeswehr eingezogen. Sie besuchte ihn weiter in der Kaserne bei Sigmaringe­n, er sie in Überlingen und später in Ravensburg, wo sie ebenfalls als Bedienung arbeitete. Etwa ein Dreivierte­ljahr hielt die Beziehung, doch „wie es so ist, hat man sich dann doch irgendwann aus den Augen verloren“.

„Ich war jung, war ein sehr hübscher Kerle, viele Frauen wollten was von mir“, sagt Tunnat entschuldi­gend. Durch die Bundeswehr, bei der er sich verpflicht­ete, sowie einen Lottogewin­n und einen Unfall, für den er Schmerzens­geld bekam, saß das Geld bei ihm locker. Er fuhr mehrere Porsche, ging gern aus, genoss das Leben. Doch irgendwann entschied er, sein Singledase­in zu beenden. Er lernte eine Französin kennen und heiratete sie 1970. Mit ihr wollte er eine Familie gründen, doch Kinder waren dem Paar nicht vergönnt. Die Beiden sind bis heute verheirate­t, leben aber laut Tunnat seit 20 Jahren getrennt.

Gemeinsame Bekannte meldet sich

Vor zwei Monaten dann bekam der 75-Jährige einen Anruf einer alten Bekannten. Sie zeigte ihm ein gemeinsame­s Foto aus der Zeit in Überlingen. „Schau mal, ich hab noch ein Foto von der Susi und mir, kennst du sie noch?“, fragte sie ihn. Und wie er sich erinnerte! Da war das Feuer in ihm neu entfacht und er habe den Entschluss gefasst: Ich muss sie wiedersehe­n.

Freunde und Verwandte, die ihm den Nachnamen seiner Herzensdam­e nennen könnten, konnte er nicht ausfindig machen. Und so wandte er sich hilfesuche­nd an die „Schwäbisch­e Zeitung“. Internetzu­gang habe er nämlich auch keinen, sagt der Senior. Doch er hofft, Susi über diesen Weg zu finden.

Was er sich von ihr wünscht, falls dies tatsächlic­h klappen sollte: Gespräche und Austausch über gemeinsame Erinnerung­en – vielleicht auch gemeinsame Ausflüge. „Es ist so schön, wenn man mit Jemandem reden kann“, sagt er. In Falkenstei­n lebe er alleine, die Familie wohne weit entfernt. „Sie zu treffen, wäre für mich das Allergrößt­e“, sagt Tunnat. „Ich weiß doch nicht, wie lange ich noch auf dieser Welt bin.“Noch fühle er sich allerdings gesund und fit, bestätigt er auf Nachfrage.

Und er hat einen Traum: „Diesen Monat ist Weihnachte­n. Es wäre doch Hammer, wenn man sich da treffen könnte. Ich bin alleine, vielleicht ist sie ja auch alleine.“

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FOTOS: PRIVAT Lutz Tunnat vor 50 Jahren und heute: Für seine Porsche war er in Überlingen berühmt. „Viele Frauen wollten was von mir“, sagt er stolz.

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