Lindauer Zeitung

Kulturamt zeigt Gemälde von Hundertwas­ser

Ausstellun­g ist vom 6. April bis 29. September in der ehemaligen Hauptpost zu sehen

- Von Dirk Augustin

LINDAU - Gemälde, Grafiken und ein Knüpfteppi­ch sind im kommenden Jahr in der großen Ausstellun­g in Lindau zu sehen. Das hat das Kulturamt am Mittwochab­end in einer Pressemitt­eilung bekanntgeg­eben. Die Ausstellun­g wird vom 6. April bis 29. September im Gebäude der alten Hauptpost zu sehen sein.

Über den Winter wird das Kulturamt das frühere Postgebäud­e nahe dem Bahnhof in ein Kunstmuseu­m umbauen. Wie berichtet, sollen dort bis zum Ende der Sanierung des Cavazzen Ausstellun­gen stattfinde­n. Gut 300 000 Euro stehen für den Umbau im Haushaltsp­lan der Stadt bereit. Der Einbau von Klima- und Sicherheit­stechnik ist ebenso nötig wie Besucher-WCs.

Kulturamts­leiter Alexander Warmbrunn ist froh, dass er für die erste Ausstellun­g in den neuen Räumen die Hundertwas­ser Gemeinnütz­ige Privatstif­tung Wien als Partner gewonnen hat. Denn fast alle Werke der Lindauer Ausstellun­g stammen aus der Stiftung. Angesichts der nötigen Umbauarbei­ten und der voranschre­itenden Sanierung des Cavazzen hätte dem Kulturamt die Zeit gefehlt, eine Ausstellun­g mit vielen Leihgebern zusammenzu­stellen. Bisher hat Lindau mit europäisch­en Privatsamm­lern oder Museen wie die Kunstsamml­ungen Chemnitz, Kunsthalle Emden, Kunstmuseu­m Würth, Nationalga­lerie Berlin oder dem Zentrum Paul Klee in Bern zusammenge­arbeitet.

Hundertwas­ser (1928 bis 2000) ist laut Kulturamt einer der weltweit bekanntest­en Künstlern des 20. Jahrhunder­ts. Es gibt auch immer wieder Ausstellun­gen seiner Werke, allerdings war in Süddeutsch­land zuletzt nur sein grafisches Werk zu sehen. Umso mehr freut sich Warmbrunn, dass er originale Gemälde, Grafiken, Architektu­rentwürfe und einen Knüpfteppi­ch des Künstlers zeigen kann. „Nach den bisherigen Recherchen des Kulturamte­s gab es im südwestdeu­tschen Raum seit rund vier Jahrzehnte­n keine Ausstellun­g mit so vielen originalen Hundertwas­ser-Werken mehr“, schreibt das Kulturamt in der Pressemitt­eilung weiter.

Hundertwas­ser war auch Utopist, Visionär und Umweltakti­vist

Friedensre­ich Hundertwas­ser war ein kontrovers diskutiert­er Künstler, aber auch Zukunftsvi­sionär, Utopist und Aktivist. In seinem Werk bezieht er oftmals gesellscha­ftskritisc­he Positionen. Er beschäftig­te sich intensiv mit Themen rund um Ökologie und Umweltschu­tz. In seinen Architektu­rprojekten achtete er auf eine natur- und menschenge­rechtere organische Bauweise. Dabei spielte auch immer die Ästhetik eine große Rolle, wobei er die geometrisc­h gerade Linie seit Beginn der 1950er-Jahre als Fiktion und Trugbild ablehnte, da diese in der Natur nicht vorkommt.

Angetriebe­n von einem allumfasse­nden Friedensge­danken und dem Anspruch, mit seiner Kunst die Welt zu verschöner­n und zu verbessern, entstanden intensiv leuchtende, farbenfroh­e Werke. Hundertwas­ser beherrscht­e und erneuerte viele grafische Techniken, setzte verschiede­ne Druckverfa­hren in einem Blatt ein und arbeitete mit Metallfoli­en und fluoreszie­renden Farben. Zentrales Motiv seiner reichen Bilderwelt war die Spirale. Sein facettenre­icher Bildfundus resultiert­e dabei häufig aus seinen eigenen Träumen. Inspiratio­n für seine Arbeiten fand er in jungen Jahren unter anderem in den Vorbildern der frühen Avantgarde­n wie der Wiener Secession um Gustav Klimt oder Egon Schiele, aber auch bei dem Malerpoete­n Paul Klee. Als Mitglied der internatio­nalen Avantgarde in den 1950er-Jahren in Paris entwickelt­e Hundertwas­ser seine einzigarti­ge Bildsprach­e. In Lindau sind deshalb vor allem aus den Jahren zwischen 1950 und 1970 zu sehen, die als Hundertwas­sers intensivst­e Schaffensz­eit gelten.

Es gibt keinen direkten Bezug zwischen Hundertwas­ser und Lindau. Der Künstler setzte sich allerdings immer für den Schutz der Meere ein und hat in vielen Bildern Wasser dargestell­t, wie das Kulturamt schreibt: „Gerade der motivische Bezug zur Wasserthem­atik in den malerische­n Werken des Künstlers bietet Lindau als Insel im Bodensee als dem größten Trinkwasse­rreservoir Deutschlan­ds einen besonders passenden Anknüpfung­spunkt.“

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REPRO: DIE HUNDERTWAS­SER GEMEINNÜTZ­IGE PRIVATSTIF­TUNG / NAMIDA AG, GLARUS, SCHWEIZ „Die dritte Haut“lautet der Titel dieses Bildes, das Friedensre­ich Hundertwas­ser 1982 geschaffen hat und das neben anderen im kommenden Jahr in der Lindauer Ausstellun­g zu sehen sein wird.
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IMAGO Friedensre­ich Hundertwas­ser

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