Dornier will die Seastar ab 2021 in Serie bauen
Zusätzliche 150 Millionen Euro aus China sollen die Weiterentwicklung des Amphibienflugzeugs beschleunigen
FRIEDRICHSHAFEN - Mit frischem Geld der Hauptgesellschafter aus China will die Dornier Seawings GmbH das in den 1980er-Jahren begonnene und zwischenzeitlich auf Eis gelegte Seastar-Projekt so vorantreiben, dass sie 2021 in Oberpfaffenhofen die Serienproduktion des Amphibienflugzeugs starten kann. 150 Millionen Euro sollen in Forschung und Entwicklung sowie in Auf- und Ausbau der Produktionsstätten fließen.
Zum 100. Mal jährt sich am 31. Juli 2019 der Erstflug der Do Gs I, die als Basis für die legendäre Baureihe Dornier Wal zugleich den Ausgangspunkt einer speziellen Faszination für Flugboote markiert, die die Familie Dornier bis heute nicht losgelassen hat. Die von Claudius Dornier, dem ältesten Sohn von Claude Dornier, Anfang der 1980er-Jahre entwickelte Seastar sollte eigentlich schon in den 1990er-Jahren in Serie gebaut werden. Die Pläne zerschlugen sich allerdings, weil benötigte Förderungen durch den Bund damals eingestellt wurden.
Chinesen sichern Finanzierung
Claudius Dorniers Sohn Conrado legte das Projekt auf Eis, hielt den Prototypen der Seastar aber flugfähig, um das Projekt irgendwann wieder auftauen zu können. 2013 war es soweit: Ein Joint Venture mit zwei chinesischen Staatsfirmen aus Wuxi soll nicht nur die Finanzierung sichern, sondern auch Zugang zu einem Markt mit immensen Absatzmöglichkeiten verschaffen.
Gut ein Jahr, nachdem die Dornier Seawings GmbH im September 2017 am Flughafen Oberpfaffenhofen den Prototypen der neuen Seastar vorgestellt hat, haben die chinesischen Mehrheitseigner nun zusätzliche 150 Millionen Euro in das Projekt gepumpt. Um die 1990 für den Luftverkehr zugelassene Seastar auf den aktuellen Stand der Technik zu bringen, waren und sind eine ganze Reihe von Modernisierungen und Weiterentwicklungen erforderlich, um die die bestehende Zulassung noch ergänzt werden muss.
„Man könnte sagen, die neue Generation der Seastar wird von innen völlig neu konzipiert“, erklärt Simon Schell, Sales & Program Management der Dornier Seawings GmbH. Von außen wird sie ihre Form behalten. Geplant sind zunächst drei Varianten der neuen Seastar: Die Version „Corporate“könnte zum Beispiel in Insel-Tourismusgebieten wie Griechenland oder den Malediven beim „Insel-Hopping“zum Einsatz kommen. Mit der „VIP“-Variante will Dornier Seawings Besitzer von Super-Yachten ansprechen, denen das Flugboot als Tender dienen könnten. Mögliche Einsatzzwecke der Version „Special Mission“sind die Seenotrettung, Überwachungsflüge der Küstenwache oder auch Forschungsund Aufklärungsflüge im Bereich Umweltschutz.
Plastik im Meer erforschen
„Eine konkrete Thematik könnte zum Beispiel die Analyse von Plastik im Wasser sein“, sagt Simon Schell. Dass die Problematik derzeit noch weitgehend unerforscht sei, liege auch daran, dass ein großer Teil der Ozeanflächen sich außerhalb der normalen Schiffsrouten befinde. Die Seastar könne auch in weit abgelegenen Teilen der Ozeane landen und Wasserproben nehmen, um eine effiziente und großflächige Forschung zu ermöglichen, so Schell.
Überzeugen soll die Seastar potenzielle Abnehmer vor allem durch ihre Kombination aus hoher Geschwindigkeit, Reichweite, Belastbarkeit, Sicherheit und geringem Wartungsaufwand. Den größten Markt für das Amphibienflugzeug sieht man bei Dornier Seawings aufgrund der geografischen Lage mit Tausenden Inseln in Asien. In China soll sie künftig auch überwiegend produziert werden. Starten soll die Serienproduktion aber 2021 zunächst in Oberpfaffenhofen.