Lehrer sind die besten Lehrer
In einem Punkt sind sich Bildungsexperten deutschlandweit einig: Der beste Unterricht ist der, der stattfindet. In Zeiten grassierenden Lehrermangels haben derzeit jedoch alle Bundesländer dasselbe Problem: Woher die Pädagogen nehmen, wenn sie auf dem Markt nicht verfügbar sind? Auf diese Frage haben die Länder sehr unterschiedliche Antworten. Die neuen Vorschläge von Baden-Württembergs Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) sind ein Mosaikstein im Kampf gegen den Unterrichtsausfall, der auch pädagogisch sinnvoll ist: Die Lehrer sollen mehr arbeiten dürfen und die Überstunden entweder bezahlt bekommen oder in späteren Jahren abfeiern können.
Vor allem die Grundschulen auf dem Land haben derzeit große Not, geeignetes Personal zu finden – nicht nur im Südwesten. Eisenmann hat mit einem Bündel an Maßnahmen reagiert. Lehrer sollen nicht mehr ohne triftigen Grund Teilzeit bewilligt bekommen, Pensionäre wurden reaktiviert, Gymnasiallehrer werden umgeschult. All das reicht aber nicht: Mehr als 300 Lehrerstellen an Grundschulen im Land sind weiter vakant. Die Zahl der Studienplätze wurde und wird zwar aufgestockt, doch bis die neuen Kollegen an den Schulen ankommen, dauert es Jahre.
Andere Bundesländer versuchen, Lücken mit Seiteneinsteigern zu füllen. Nordrhein-Westfalen etwa wirbt offen dafür, aber auch Hessen bietet den Quereinstieg bei Fächern an, in denen der Mangel am größten ist. Baden-Württemberg und Bayern halten davon wenig – und das ist auch richtig so. Schließlich sind Lehrer die besten Lehrer. Sie wurden während ihres Studiums auf den Schuldienst vorbereitet. Das pädagogische und didaktische Wissen ist nur schwer berufsbegleitend nachzuholen.
Dass die Südwest-Kultusministerin es Lehrern nun ermöglichen möchte, über die maximale Arbeitszeit hinaus zu unterrichten, ist die logische und sinnvolle Konsequenz. Dass es funktionieren kann, auf Halde vorzuarbeiten und dafür in einigen Jahren weniger arbeiten zu müssen, hat sich in Baden-Württemberg bereits bewährt.