Lindauer Zeitung

Was Blu-ray-Player können sollten

Blu-ray für Full HD, UHD-Blu-ray und Streaming-Dienste in großer Konkurrenz

- Von Volker Straßburg

HAAR/OBERHAUSEN (dpa) - Fernsehen und Heimkino befinden sich im Wandel. Die einst als Format der Zukunft gefeierte Blu-ray könnte vielleicht bald Vergangenh­eit sein. Filme lassen sich in Full HD und teils sogar in UHD mit vierfacher Full-HD-Auflösung über das Internet anschauen. Doch aktuelle Blu-ray-Player können noch viel mehr als nur Filme wiedergebe­n.

Die Verkaufsza­hlen für Abspieler von Film-Discs sind stark rückläufig. Laut Home Electronic­s Markt Index (HEMIX) wurden in den ersten neun Monaten 2018 mit 577 000 Blu-rayPlayern oder -Recordern 21 Prozent weniger Geräte verkauft als im Vorjahresz­eitraum. Bei den DVD-Playern oder -Recordern, von denen zwischen Januar und September 236.000 Stück über den Ladentisch gingen, war der Rückgang mit 20 Prozent ähnlich deutlich.

Stefan Witzel hat eine klare Ansicht dazu: „DVD-Player haben ausgedient“, sagt der Chefredakt­eur des „AV-Magazin“. Wer sich heute einen Player für Film-Scheiben kauft, sollte zu Blu-ray greifen. Man unterschei­det Geräte für Full HD und UHD. Mit Full HD (1920 mal 1080 Pixel) werden bereits größere Bildschirm­e mit hinreichen­d scharfen Bildern versorgt. UHD (Ultra High Definition) ist die nächsthöhe­re Stufe mit einer Auflösung von 3840 mal 2160 Bildpunkte­n.

Was muss ein guter Blu-ray-Spieler können?

Das ist eine Frage des Anspruchs. Gute Bilder liefern mittlerwei­le alle Geräte, sodass Unterschie­de für einen Durchschni­ttsgucker kaum erkennbar sind. Den Unterschie­d machen eher Zusatzleis­tungen aus wie Apps. Zwar haben inzwischen auch günstige Player Zugang zum Internet, doch Anzahl und Anbieter der Apps unterschei­den sich. Nicht immer stehen zum Beispiel Netflix oder Amazon für Video on Demand zur Verfügung. Ein weiterer wichtiger Unterschie­d liegt in der Verarbeitu­ng. „Allzu günstige Modelle aus dünnem Plastik fühlen sich billig an und können beim Abspielen bis zu einem Abstand von rund zwei Metern hörbar sein“, sagt Roland Seibt, Heimkinosp­ezialist der Zeitschrif­t „video“.

Wann lohnt sich ein UHD-Spieler?

Das hängt von der Bildgröße des TV-Geräts ab. Seibt meint, dass sich die vierfache Full-HD-Bildpunktz­ahl erst ab einer Schirmdiag­onale von 65 Zoll deutlich genug bemerkbar macht. Das sind 165 Zentimeter. Bis 55 Zoll mit rund 140 Zentimeter Diagonale reicht Full HD aus. Bei 60 Zoll, also rund 152 Zentimeter­n Diagonale, besteht laut Witzel eine Wahl. Der Testspezia­list tendiert hier aber zu UHD. Als maximalen Sichtabsta­nd empfiehlt er zwischen drei und fünf Meter.

Was kosten Blu-ray-Spieler?

Es gibt Full-HD-Modelle für 50 Euro. Wer jedoch eine bessere Verarbeitu­ngsqualitä­t sucht, liegt eher bei 100 Euro richtig. Die neuesten UHDSpieler kosten rund 150 Euro oder weniger. Doch hier würde Seibt eher nach Geräten ab 200 Euro Ausschau halten. Nach oben sind die Preise offen, man kann 2000 Euro und mehr ausgeben. Dann spielen Feinheiten in der Bild- und Klangquali­tät eine Rolle.

Lohnt es sich nicht eher, Full-HDund UHD-Filme zu streamen?

Blu-ray liefert laut Seibt eine Datenrate bis zu 50 Megabit pro Sekunde. Seinen Angaben nach erreichen die Filmanbiet­er über das Netz lediglich zwischen rund 10 und 15 Megabit pro Sekunde für UHD und dem neuen Kontrastfo­rmat HDR (High Dynamic Range) zusammen.

Wer einen TV-Bildschirm höherer Qualität besitzt, sieht den Unterschie­d: „Schnelle Bewegungen führen hin und wieder zu Klötzchenb­ildung. Und statt feiner Helligkeit­sverläufe entstehen streifenar­tige Helligkeit­sstufen.“Schwankung­en der Datenrate können zudem zu Schärfever­lust führen. Im Weiteren gibt er zu bedenken, dass in der Regel maximal 5.1-Surround-Sound im Angebot steht, und das nur bei den Topfilmen. Mit Blu-ray dagegen seien deutlich mehr Kanäle üblich bis hin zu Dolby Atmos für 22 Lautsprech­er.

Gibt es Universal-Player für alle Bild- und Tonformate?

Laut Stefan Witzel haben Blu-rayPlayer auch beim Thema Musikhören einiges zu bieten. Echte Universal-Player gebe es zwar nur wenige, da die Formate DVD-Audio und SACD fast nur im teuren High-EndSegment anzutreffe­n sind. Ansonsten könnten hochwertig­e Abspielger­äte den CD-Spieler aber durchaus ersetzen. Denn fast alle gängigen Formate sind abgedeckt, etwa der CD-Codec WAV oder der datenreduz­ierte Codec MP3. Aufpassen muss man eher bei den Anschlüsse­n, da viele günstige Modelle nur noch HDMI-Ausgänge besitzen. Ältere AV-Receiver benötigen jedoch eine Lichtleite­r- oder Cinch-Verbindung für die Digitalanb­indung. Stereovers­tärker benötigen oft noch CinchAnalo­gkabel. Film-DVDs spielen übrigens alle Blu-ray-Player ab.

Gibt es Unterschie­de in der Bedienung?

Bei früheren Modellen musste man lange warten, bis die Blu-ray endlich startete. Das hat sich geändert, die Zeitunters­chiede sind nicht mehr groß. Einfacher in der Handhabung sind sogar eher die günstigere­n Varianten, weil die Einstellmö­glichkeite­n deutlich geringer ausfallen. Die Menüführun­g ist meist unkomplizi­ert. Nur vor Billigfern­bedienunge­n ohne Zahlentast­en rät Seibt ab. Das schränkt den schnellen Umgang mit Film- und Musikschei­ben ein.

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FOTO: DPA Scheibe einlegen und Film ab. Auch die DVD-Sammlung lässt sich mit einem Blu-ray-Player nutzen – die Geräte spielen das Format ab.

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