Lindauer Zeitung

Die Nase ist so wichtig wie der Gaumen

Leser der Lindauer Zeitung verkosten Edelbrände bei Produzent Robert Gierer

- Von Christian Flemming

BODOLZ – „Jetzt weiß ich, was Du so machst“, so die Erkenntnis von Michael Wilhelm nach der Verkostung von Edelbrände­n bei Nachbar Robert Gierer, der auch in diesem Jahr wieder LZ-Lesern die Möglichkei­t bot, in die Welt der Edelbrände zu schnuppern – und da natürlich auch zu probieren. Nach wie vor ist diese mittlerwei­le zur Tradition gewordene Edelbrandv­erkostung bei den Lesern der Lindauer Zeitung sehr beliebt.

Eine weitere Erkenntnis von Wilhelm, dessen Onkel wie so viele andere Obstbauern auch Schnaps brennt, ist, dass „Du schon eine etwas andere Schiene fährst als andere Brenner“. Favoriten hat er an diesem Abend auch gefunden unter den edlen Bränden: Haselnussg­eist und den Elvados, einen Apfelbrand aus Elstar, dem nach Gierers Worten beliebtest­en Apfel hier am Bodensee. Aber auf die andere Schiene geht der Brenner auch gleich ein: „Wir Kleinbrenn­er (und dazu zählt er sich auch) hier am Bodensee machen eine ehrliche Arbeit, das Brennen von Obst bedeutet auch Landschaft­spflege, denn wir nutzen die Früchte der Hochstämme für unsere Brände.“

Calvados liefert Inspiratio­n für den Elvados

Auch wenn sein Sortiment an Bränden weit über das hinausgeht, was er selbst anbauen und ernten kann, hängt Gierers Herz besonders an den lokalen Erzeugniss­en. So kam ihm in Anlehnung an den französisc­hen Calvados auch die Idee mit dem Elvados, der nicht nur bei Wilhelm die Favoritenr­olle einnahm. Auch Joachim Mayr beschreibt den Schluck als „ein Erlebnis, der ist großartig“, ebenso Carsten Hoffmann, der den Elvados „richtig spannend“fand und gleich ankündigte, wiederzuko­mmen.

Dass die Favoritenr­olle des einen oder anderen Brandes den Rest nicht abqualifiz­ieren soll, beschreibt Hubert Heilig mit seinem hierzuland­e üblichen großen Lob: „Da isch koin Schlechter dabei!“Und Heilig weiß wovon er spricht, hat er doch selbst lange Jahre gebrannt, war aber von der Qualität überrascht, die er hier vorfand, wie er gerne zugab.

So fanden auch die dargeboten­en Liköre bei Leuten wie Norbert Bader („Ich bin kein Likörfreun­d“) durchaus Anklang, der ansonsten vom Williams völlig überzeugt war. Auch der Gin fand sich in seiner Favoritenl­iste wieder. Dennis Jost outete sich ebenfalls als Fan dieses Gin, aber auch des Kaffeelikö­rs.

Angenehm überrascht war auch Carsten Hoffmann vom Gin. Der Kaffeelikö­r überrascht­e ihrerseits Birgit Steneberg, die ansonsten den Williams und die Waldhimbee­re favorisier­te, generell aber die Auswahl der Edelbrände an diesem Abend als „optimal gelungen“bewertete und damit keinen Widerspruc­h erntete.

Das kurioseste Lob aber kam von Ingo Jansen. Der aus dem Rheingau stammende und nun in Wasserburg lebende Mann kannte Gierers Brände aus Sylt. „Da wusste ich aber nicht, dass ich mal da leben würde, wo das alles herkommt.“So kann er jetzt hier mit Gierer-Bränden sein Heimweh nach Sylt bekämpfen, vor allem mit dem Haselnussg­eist, der ihm besonders mundete.

Tulpenform aus gutem Grund

Apropos mundete – eines lernten sie alle bei diesem abendliche­n Ausflug durch die Welt des edel Gebrannten: „Ich wünsche mir von Ihnen, dass Sie künftig mehr riechen an dem, was Sie trinken oder auch essen.“Im konkreten Fall des Edelbrande­s sei die Nase mindestens so wichtig wie das Trinkerleb­nis, so der Brenner. Daher schenkt er seine Brände auch in tulpenförm­igen Gläsern aus. Bei Bränden, die ihm besonders wichtig sind, nimmt er noch etwas bauchigere Exemplare. Horst Dietel weiß um die Folgen und erzählt von einem Kollegen, der vor einiger Zeit hier Edelbrände verkostet hatte und anschließe­nd all seine Schnapsglä­ser wegwarf.Ja, um das Aroma auch in der Nase auskosten zu können, lernten Gierers Gäste auch, in Zukunft diese Brände bei Zimmertemp­eratur oder höchstens leicht darunter zu genießen. Den Williams aus dem kühlsten Fach des Kühlschran­kes zu holen, in ein kleines Stamperl zu gießen und dann ruck-zuck in sich reinzuschü­tten wird von den Anwesenden hier wohl keinem mehr einfallen.

Und das ist ein Teil der vielleicht etwas anderen Schiene, die Gierer fährt und damit Werbung für sich, aber auch für all seine Kollegen von den Kleinbrenn­ern macht. Denn seiner Überzeugun­g nach produziert da keiner für den Kühlschran­k, „die werden alle immer besser“.

 ?? FOTO: CHRISTIAN FLEMMING ?? Bei Robert Gierer durften wieder LZ-Leser Edelbrände verkosten. Der Andrang auf diese Veranstalt­ung ist ungebroche­n. Am Edlen riechen, das ist für den Edelbrenne­r mindestens ebenso wichtig wie das Trinken selbst. Von rechts im Bild beim Riechtest: Horst Dietel, Norbert Bader, Ingo Jansen. Joachim Mayr und Dennis Jost (beide hinten im Bild) testen bereits den Geschmack.
FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Bei Robert Gierer durften wieder LZ-Leser Edelbrände verkosten. Der Andrang auf diese Veranstalt­ung ist ungebroche­n. Am Edlen riechen, das ist für den Edelbrenne­r mindestens ebenso wichtig wie das Trinken selbst. Von rechts im Bild beim Riechtest: Horst Dietel, Norbert Bader, Ingo Jansen. Joachim Mayr und Dennis Jost (beide hinten im Bild) testen bereits den Geschmack.
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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Robert Gierer erklärte auch genau, wie wichtig die Glasform für den Genuss der Edelbrände ist.

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