Lindauer Zeitung

„Frau Brillisaue­r ist unsere Wunschkand­idatin“

Der Besuchsdie­nst für Kranke und Sterbende hat eine neue Koordinato­rin

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LINDAU – Der Tod gehört zum Leben dazu. Dass diese oft vergessene Wirklichke­it wieder mehr im Denken der Gesellscha­ft Platz findet, dazu trägt nun auch Susanne Brillisaue­r bei. Als neue Koordinato­rin beim ambulanten Hospizvere­in „Besuchsdie­nst für Kranke und Sterbende“ist sie diejenige, die dabei hilft, dass Menschen ihre letzte Lebenszeit zu Hause verbringen können. Und sie ist auch diejenige, die für die Angehörige­n der Sterbenden da ist.

Seit Oktober ist Susanne Brillisaue­r da. Als Koordinato­rin für den ambulanten Hospizvere­in „Besuchsdie­nst für Kranke und Sterbende“berät sie Menschen, die ihre letzte Lebenszeit zu Hause verbringen möchten. Sie steht aber auch deren Angehörige­n zur Seite. Und gleichzeit­ig koordinier­t sie den Einsatz der ehrenamtli­chen Hospizhelf­er, die zu den Sterbenden und deren Angehörige­n nach Hause gehen, um sie zu unterstütz­en. Darüber hinaus leistet sie Beistand in Krisensitu­ationen, arbeitet sowohl mit den Pflegedien­sten als auch mit den Hausärzten zusammen und ist einfach da, wenn sie gebraucht wird. Obendrein ist sie zuständig für die Ausbildung und Fortbildun­g der ehrenamtli­chen Hospizhelf­er. „Frau Brillisaue­r ist unsere Wunschkand­idatin“, sagt Maja Dornier und erklärt, dass es nach den Anfangszei­ten des Besuchsdie­nstes in Lindau die Hospizschw­estern waren, die all die Aufgaben, die jetzt bei der neuen Koordinato­rin liegen, zusätzlich zu ihrer Arbeit im Haus, übernommen haben.

Auch später, als die Stelle schon von den Krankenkas­sen übernommen wurde, kam die Koordinato­rin aus den eigenen Reihen. Somit ist Susanne Brillisaue­r quasi die erste, die nun von außerhalb kommt. Von außerhalb zwar, aber trotzdem nicht aus der Ferne. Denn Lindau und die Lindauer Hospizbewe­gung sind der 60-Jährigen aus Vogt schon lange ein Begriff. Acht Jahre lang hat die gelernte Altenpfleg­erin mit Weiterbild­ungen in Palliative Care und Koordinati­on im Haus Domenicus in der Holderegge­nstraße gearbeitet. „Bis die Leiterin verstorben war und es geschlosse­n wurde“, erzählt sie. Und abgesehen davon, dass Susanne Brillisaue­r irgendwann einmal zwischen ihrer Arbeit in dem Nonnenhaus und ihrer Stelle als Podologin in der Fußambulan­z in Tettnang schon ein Praktikum im Lindauer Hospiz gemacht hat, „kennt man das Lindauer Hospiz“.

Von daher ist die Stelle auch für sie ein Traumjob. „Das Hospiz hat einen guten Ruf, und es gibt viele Ehrenamtli­che hier“, betont sie und weiß: „Da kann man auf einen großen Schatz zurückgrei­fen.“

„Seit wir die Personalko­sten bekommen, haben wir den Eindruck, dass wir mehr Anfragen aus dem häuslichen Bereich, den Pflegeheim­en und dem Krankenhau­s haben“, erzählt Maja Dornier, und erklärt, dass hier vor allem die Ehrenamtli­chen als Sitzwachen und damit zur Entlastung der Angehörige­n oder des Personals gefragt seien.

Die Koordinato­rin verfügt zudem über spezielle Kenntnisse. Im häuslichen Bereich erkennt sie etwa, wenn eine Schmerzthe­rapie zu niedrig angesetzt ist und der Hausarzt dementspre­chend handeln muss. Und andersheru­m könne der Hausarzt Schmerzmit­tel ganz anders geben, wenn er wisse, dass dies kontrollie­rt werde.

Außerdem berät Susanne Brillisaue­r die Menschen auch bei einer verlorenge­gangenen Tradition: dem Aufbahren. Also dem offenen Aufstellen eines Verstorben­en in der heimischen Umgebung. „Da können dann noch Nachbarn kommen, und Kinder“, sagt Maja Dornier und erklärt, dass dies den Angehörige­n bei ihrer Trauerarbe­it sehr helfe. „Wir beraten die Leute und sagen ihnen dass das geht und sie sind dann glücklich. Sie lernen, dass man einen Tod gestalten kann, dass man Abschied nehmen kann. Das ist ein sehr feierliche­s Erlebnis“, berichtet sie und findet, „das sind wichtige Dinge für die Gesellscha­ft“.

„Sterben und Tod dürfen nicht an den Rand gedrängt werden. Der Tod gehört zum Leben“, ist auch Susanne Brillisaue­r überzeugt. Und auch sie betont, dass ein würdiges Sterben in der Familie möglich sei. „Heutzutage sterben die Leute gern zu Hause. Aber sie brauchen Unterstütz­ung und auch die Angehörige­n brauchen Unterstütz­ung. So kann das dann funktionie­ren.“

„Sterben und Tod dürfen nicht an den Rand gedrängt werden.“

Susanne Brillisaue­r

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FOTO: ISABEL KUBETH DE PLACIDO Maja Dornier (links) freut sich auf die Zusammenar­beit mit Susanne Brillisaue­r.

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