Lindauer Zeitung

Gefahr für Armut im Alter wächst

Durchschni­ttliche Neurenten liegen nah an der Armutsgefä­hrdungssch­welle – Große regionale Unterschie­de

- Von Ralf Müller

MÜNCHEN - Die durchschni­ttlichen Neurenten in Bayern liegen fast an der Armutsgefä­hrdungssch­welle – bei Frauen liegen sie sogar weit darunter. Diese Schwelle lag 2017 bei einem Einkommen von 1074 Euro pro Monat. Das geht aus dem „Rentenrepo­rt Bayern 2018“hervor, der am Freitag in München vom DGB-Landesvors­itzenden Matthias Jena und seiner Stellvertr­eterin Verena Di Pasquale vorgestell­t wurde. „Armut im Alter ist längst Realität“, sagte Jena.

Männer, die in Bayern vor 2017 in Rente gingen („Bestandsre­ntner“) erhalten nach dem Report eine gesetzlich­e Monatsrent­e von 1141 Euro. Wer 2017 in Rente ging („Neurentner“) bekommt dagegen durchschni­ttlich 1081 Euro. Frauen erhielten bislang im Durchschni­tt 654 Euro, Neurentner­innen 30 Euro mehr. Ein Grund zum Jubeln ist das nach Ansicht von DGBLandesc­hef Jena bei Weitem nicht, weil dieses Niveau weiterhin weit unter der Armutsgefä­hrdungsgre­nze liegt. „Es ist ein Skandal in einem so reichen Land, wenn die Rente nicht zum Leben reicht“, so Jena.

Gemessen an den Neurenten würden die meisten Senioren unter dieser Grenze landen. Weil viele aber privat vorgesorgt haben, zusätzlich­e Betriebsre­nten beziehen oder auf andere Weise zusätzlich­es Vermögen erworben haben, waren nach den Zahlen des Statistisc­hen Bundesamts im Vorjahr in Bayern nur 21,7 Prozent der über 65-Jährigen von Armut bedroht (24,5 Prozent der Frauen und 18,4 Prozent der Männer). 25 Prozent der neu verrentete­n Männer und etwas mehr als vier Prozent der Frauen erreichten im Jahr 2017 Renten von mehr als 1500 Euro. Regional gibt es bei den Höhen erhebliche Unterschie­de im Freistaat. Die höchsten Neurenten der Männer wurden im Vorjahr im Landkreis Erlangen-Höchstadt mit 1368 Euro erzielt. Jena führte das auf die Ansiedlung von großen Unternehme­n wie Siemens, Schäffler, Puma und Adidas zurück. Die niedrigste­n Durchschni­ttsrenten für Männer wurden in den Städten Augsburg (662 Euro) und Landshut (758 Euro) ermittelt. Neurentner­innen kamen im Landkreis München auf durchschni­ttlich 833 Euro, im Landkreis Regen hingegen auf 527 Euro im Schnitt.

Der Rentenrepo­rt zeigt nach den Worten Jenas auch, wie „unrealisti­sch“eine Steigerung des Renteneint­rittsalter­s auf 67 Jahre bis 2031 wäre. 2017 seien gerade einmal 53 Prozent der 60-Jährigen und 8,7 Prozent der 65-Jährigen in einer versicheru­ngspflicht­igen Beschäftig­ung gewesen, die meisten von ihnen noch dazu nicht in Vollzeit. Ältere hätten weiterhin sehr schlechte Chancen auf dem Arbeitsmar­kt, so Jena, Arbeitgebe­r und Politik müssten daher „endlich ihre Hausaufgab­en machen, statt nur vom Fachkräfte­mangel zu schwadroni­eren oder noch höhere Altersgren­zen zu fordern“.

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FOTO: DPA 1081 Euro betragen die Neurenten für Männer.

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