Lindauer Zeitung

Steinmeier hebt in China Schutz der Menschenre­chte hervor

Bei seinem sechstägig­en Staatsbesu­ch spart der Bundespräs­ident Kritik an der Lage der Uiguren jedoch aus

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CHENGDU (dpa) - Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier hat bei seinem Staatsbesu­ch in China den Schutz der Menschenre­chte und die Regeln der Vereinten Nationen als Fundament der internatio­nalen Ordnung hervorgeho­ben. Die Verabschie­dung der Allgemeine­n Erklärung der Menschenre­chte vor 70 Jahren sei ein „Glücksfall der Geschichte“, sagte Steinmeier am Freitag vor Studenten der Universitä­t von Sichuan in der Stadt Chengdu.

Auf konkrete Vorwürfe gegen China, etwa wegen der Diskrimini­erung der muslimisch­en Uiguren oder der Verfolgung von Opposition­ellen, ging der Bundespräs­ident nicht direkt ein. Auf die Frage eines deutschen Studenten nach der Minderheit der Uiguren antwortete er, die Frage von bürgerlich­en Freiheiten und Menschenre­chten käme bei seinen Unterredun­gen auf der Reise „selbstvers­tändlich“zur Sprache.

In seiner Rede betonte Steinmeier mit Blick auf die deutsche Geschichte, die lange Jahre von Unfreiheit und Unterdrück­ung geprägt gewesen sei: „Das macht uns besonders sensibel und aufmerksam für das, was mit jenen geschieht, die nicht der herrschend­en Meinung sind, die einer Minderheit angehören oder ihre Religion ausüben wollen, die gewaltlos und friedlich für ihre Ideen und Gedanken werben.“Deshalb sei man in Deutschlan­d „besorgt und beunruhigt, wo immer persönlich­e Freiheiten eingeschrä­nkt werden“. Zugleich warb Steinmeier für eine noch engere deutsch-chinesisch­e Zusammenar­beit, um die internatio­nale Ordnung gegen Anfeindung­en zu verteidige­n. Gerade wenn von einflussre­ichen Mitbegründ­ern dieser Ordnung Zweifel gesät würden, „dann müssen wir, Deutschlan­d und China, umso mehr für die Erhaltung dieser Ordnung eintreten, vom Handel bis zum Klimaschut­z und darüber hinaus“.

Angesichts der konflikttr­ächtigen internatio­nalen Lage sagte das deutsche Staatsober­haupt: „Leider wird es in der Welt wieder üblich, die Beziehunge­n zwischen Staaten und Völkern schwarz oder weiß zu malen.“Das aber passe nicht für das in Jahrzehnte­n gewachsene enge Verhältnis zwischen Deutschlan­d und China. In vielen Zukunftsfr­agen hätten die Länder ähnliche Interessen. Wirtschaft­lich seien sie auf das Engste verwoben und aufeinande­r angewiesen.

Diskussion über Genmanipul­ation

Es gebe im bilaterale­n Verhältnis aber auch deutliche Gegensätze, etwa was die Rolle des Individuum­s in der Gesellscha­ft angehe. Deutsche Unternehme­n litten unter schwierige­n Marktzugan­gsbedingun­gen in China. Die Geschichte des „ostdeutsch­en Überwachun­gsstaats“unterstrei­che die Notwendigk­eit, eine „Ethik der Digitalisi­erung“zu entwickeln. Steinmeier erwähnte auch die aktuelle Diskussion über Genommanip­ulationen bei Embryos. „Ich freue mich, dass diese Debatte auch in China offen geführt wird“, sagte er.

Inhaltlich­er Schwerpunk­t des sechstägig­en Staatsbesu­chs waren die wirtschaft­lichen und gesellscha­ftlichen Folgen von Digitalisi­erung und künstliche­r Intelligen­z. In der Hauptstadt Peking trifft Steinmeier zum Abschluss der Reise am Montag mit Staatspräs­ident Xi Jinping und Ministerpr­äsident Li Keqiang zusammen. Auch ein Gespräch mit Künstlern und Intellektu­ellen ist geplant.

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FOTO: DPA Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier warb in China für eine noch engere deutsch-chinesisch­e Zusammenar­beit, um die internatio­nale Ordnung gegen Anfeindung­en zu verteidige­n.

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