Lindauer Zeitung

Achtmal hat der Wolf zugeschlag­en

Das Raubtier riss in diesem Jahr auch Nutztiere – Drei Kälber und fünf Schafe sind Opfer

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AUGSBURG (lby) - Wölfe haben in diesem Jahr im Freistaat fünf Schafe und drei Kälber gerissen. Als Entschädig­ung dafür bekamen Schäfer und Landwirte insgesamt 2780 Euro, wie das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) in Augsburg auf Anfrage mitteilte. Im Landkreis Oberallgäu riss ein Wolf drei Schafe und drei Kälber, letztere an unterschie­dlichen Tagen und Orten. In den Landkreise­n Regensburg und Neustadt an der Waldnaab in der Oberpfalz fiel jeweils ein Schaf einem Wolf zum Opfer.

Im vergangene­n Jahr waren vier Lämmer von einem Wolf getötet worden, 2016 gab es ein totes und ein verletztes Schaf. Die Landwirtsc­haftsverwa­ltung habe detaillier­t festgelegt, wie viel Geld für ein Lamm, ein Mutterscha­f oder einen Bock gezahlt wird, erklärte ein LfUSpreche­r. Ein Lamm etwa sei 120 Euro wert.

Das Geld stammt aus dem „Ausgleichs­fonds Große Beutegreif­er“, der von der Wildland-Stiftung Bayern, dem Bund Naturschut­z in Bayern, dem Landesbund für Vogelschut­z und dem World Wide Fund For Nature getragen wird. Gefördert wird er vom Bayerische­n Naturschut­zfonds.

Der Geschäftsf­ührer des Landesverb­ands der Bayerische­n Schafhalte­r, René Gomringer, kritisiert­e, dass solche Zahlungen überhaupt nötig geworden seien. „So weit sollte es gar nicht kommen“, sagte er. Der Zorn unter den Schafhalte­rn sei groß, sie fühlten sich mit der Herausford­erung der Rückkehr der Wölfe nach Bayern alleingela­ssen.

Durchziehe­nde Jungtiere

Seit 2006 werden in Bayern immer wieder einzelne Wölfe nachgewies­en – in der Regel sind es durchziehe­nde Jungtiere. Ein standorttr­eues Wolfspaar gibt es im Freistaat seit Anfang 2018 im Veldenstei­ner Forst im oberfränki­schen Landkreis Bayreuth. Anfang August wurden dort auch zwei Wolfswelpe­n fotografie­rt. Außerdem gibt es je ein standorttr­eues Paar auf dem oberpfälzi­schen Truppenübu­ngsplatz Grafenwöhr im Landkreis Neustadt an der Waldnaab sowie im Nationalpa­rk Bayerische­r Wald.

Der „Aktionspla­n Wolf“der bayerische­n Staatsregi­erung sieht vor, dass verhaltens­auffällige Wölfe künftig auch abgeschoss­en werden dürfen. Dies sei aber stets das letzte Mittel. Zunächst sei zu prüfen, ob Zäune oder spezielle Schutzhund­e Wirkung zeigen. Umweltschü­tzer hatten den Entwurf als „Abschusspl­an“kritisiert.

Hunde und Schutzzäun­e seien teure und vor allem zeitrauben­de Maßnahmen, gab Gomringer seinerseit­s zu bedenken. Herdenschu­tzhunde etwa seien in Anschaffun­g und Unterhalt teuer, zudem müsse man sich intensiv mit ihnen beschäftig­en. Er fordert klarere Ansagen von der Politik. So sei im „Aktionspla­n Wolf“nicht klar geregelt, wann ein Wolf, der ein Schaf gerissen hat, als problemati­sch genug einzustufe­n ist, dass er abgeschoss­en werden darf.

Gomringer betonte auch, dass ein totes Schaf nicht nur einen finanziell­en Verlust darstelle. „Die meisten Tiere haben einen ideellen Wert, mitunter auch einen persönlich­en für die Schäfer. Außerdem sei eine Herde nach einem Riss oft wochenlang verstört und für den Schäfer „nicht mehr richtig zu bewegen“.

Der Wolf sorgt nicht nur in Bayern für Unruhe. Viele Menschen fürchten sich vor dem Räuber, vor allem auf dem Land. Nordöstlic­h von Bremen hatte Ende November ein Mann angegeben, bei Arbeiten auf einem Friedhof von einem Wolf in den Arm gebissen worden zu sein. Eine DNA-Untersuchu­ng wies später nur Hundespure­n auf seinem Pullover nach. Das niedersäch­sische Umweltmini­sterium will den Fall aufklären.

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FOTO: DPA Schafhalte­r schätzen die Anwesenhei­t des Wolfes in Bayern als äußerst kritisch ein. Sie sehen sich mit den Herausford­erungen durch das Raubtier alleine gelassen.

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